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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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trug eine Frau keinen Trainingsanzug und Frottésocken, wenn sie männlichen Besuch erwartete. Wahrscheinlich hatten die Kollegen von Providence recht mit der Annahme, dass Randi hatte zu Bett gehen wollen.
    «Lief der Fernseher, brannte Licht?»
    «Nein, alles ausgeschaltet.»
    «Wurde auf den Schaltern nach Fingerabdrücken gesucht?»
    «Ja, was denn sonst?», antwortete Griffin. «Aber da war nichts. Der Besucher hat mit Sicherheit Handschuhe getragen. Außerdem glaube ich, dass er sich im Haus auskannte. Es scheint, er tauchte auf, verübte seine Tat und verwischte anschließend seine Spuren. Schaltete sämtliche Lichter aus, ging mit dem Mopp durchs Wohnzimmer und wischte die Küche. Der Tatort war sauber. Abgesehen natürlich von der Leiche.»
    «Es könnte also vorher zum Kampf gekommen sein», meinte D.D. «Möglich, dass sich Randi gewehrt hat. Denn wieso hätte der Täter sonst die Wohnung aufgeräumt?»
    «Mag sein. An der Leiche waren aber keine Verletzungen festzustellen. Keine Kratzer, keine blauen Flecken. Wie gesagt, offenbar ist jemand hereinspaziert, hat ihr die Hände um den Hals gelegt und zugedrückt. Das war’s.»
    «Du sprichst von einem Besucher. Verstehe ich richtig, dass du von einem männlichen Täter ausgehst?»
    «Das vermutet jedenfalls der Rechtsmediziner. Einen Menschen zu erwürgen ist nicht einfach. Dafür braucht man kräftige Hände. Randi war für eine Frau durchschnittlich gebaut, eins achtundsechzig groß und fünfundfünfzig Kilo schwer. Hat viermal in der Woche Pilates-Unterricht genommen. Überwältigen konnte sie nur jemand, der beträchtlich größer und stärker war als sie.»
    «Und Ron Menke?»
    «Ein Widerling», murmelte Griffin. «Knapp über eins achtzig, sechsundachtzig Kilo und ziemlich fit. Geht vier- bis fünfmal in der Woche ins Studio. Angeblich eine sehr attraktive Erscheinung. Bei Frauen kommt er jedenfalls gut an.»
    «Ein Womanizer?»
    «Ein treuer Gatte war er definitiv nicht.»
    «Wusste Randi Bescheid?»
    «Deshalb reichte sie die Scheidung ein, abgesehen davon, dass er sie angeblich gern verprügelt hat.»
    «Gibt’s Beweise dafür?», fragte D.D.
    «Oh ja. Das muss man ihr lassen, diese Randi hat, bevor sie ihn verließ, ihre Hausaufgaben gemacht. Sie hat sich über den Notruf an die Polizei gewandt, Rat eingeholt und in einem Schließfach bei der Bank Fotos und Klinikberichte deponiert, bevor sie einen Anwalt engagierte. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Menke deswegen stinksauer war. Nicht nur, dass ihn seine Frau verließ; sie warf ihm auch noch vor, sie geprügelt zu haben, und verlangte jede Menge Unterhalt. Ja, Menke hatte allen Grund, ihr an den Hals zu wollen. Und zu dem Mord wäre er durchaus fähig gewesen.»
    «Aber …?»
    «Er hatte ein Alibi», antwortete Griffin. «Das lieferte ihm die Bedienung einer Cocktailbar, ein junges hübsches Ding, das wahrscheinlich seine Brustmuskeln, die dicke Brieftasche und seinen Porsche toll fand und darüber glatt vergaß, dass er zu Gewalt neigt. Laut ihrer Aussage war er zur Tatzeit in der Cocktailbar, was auch einige andere Gäste bezeugten. Wir mussten ihnen glauben.»
    D.D. überlegte kurz. «War eigentlich erwiesen, dass er seine Frau verprügelte?»
    «Ja. Die Klinikberichte, in denen von aufgeplatzten Lippen, Brillenhämatomen und einem kaputten Knie die Rede ist, lassen keinen Zweifel.»
    «Scheint ein ziemlich unbeherrschter Kerl zu sein.»
    «Kann man so sagen.»
    «Aber der Tatort …»
    «Sah aus wie geleckt», bestätigte Griffin. «Wer das durchgezogen hat, kann sich sehr wohl beherrschen. Deshalb haben wir Menke ausgeklammert. Wir hätten ihm liebend gern irgendetwas angehängt, aber dieser Mord passte nicht zu ihm. Er hätte die Wohnung auf den Kopf gestellt. Außerdem wissen wir von unseren Kriminologen, dass Männer, die ihre Frauen schlagen und schließlich umbringen, sie in der Regel bis zur Unkenntlichkeit bearbeiten. Sie schießen ihnen ins Gesicht oder stechen wie wild mit dem Messer auf sie ein. Solche Täter sind außer sich vor Wut und legen es darauf an, ihr Opfer zu entstellen und zu entwürdigen. Aber Randi Menke wurde kaltblütig ermordet. Deshalb ermittelten wir auch in Richtung Auftragsmord.»
    «Aha.» D.D. wurde aufmerksam. «Menke könnte dafür bezahlt haben, dass jemand anders seine Frau für ihn aus dem Weg räumt?»
    «Ja. Das ist meine Theorie. Sie war damals die plausibelste und scheint immer noch die beste zu sein. Allerdings konnten wir keine Geldspur

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