Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
auf die Uhr. «Okay. Charlenes N ist definitiv näher am Original als meins. Doch das dürfte für eine Festnahme nicht reichen.»
    «Sie könnten Ihren Handschriftenspezialisten um eine Analyse bitten …»
    «Die, wie er mir bereits sagte, vor Gericht keinen Bestand hat, weil Graphologie wissenschaftlichen Maßstäben nicht genügt.»
    «Graphologie wäre, dem Schreiber der Nachricht zu unterstellen, er sei ein Ordnungsfetischist. Wir brauchen nur eine wissenschaftlich qualifizierte Schriftenanalyse, die Muster A mit Muster B vergleicht.»
    «Na schön», meinte D.D. «Ich mache eine Kopie von Charlenes Zettel und bitte ihn um einen Vergleich. Könnte ein paar Tage dauern. Wäre nicht schlecht, wenn wir in der Zwischenzeit etwas Konkreteres finden.»
    «Einen rauchenden Colt zum Beispiel.»
    «Dummerweise haben wir ihr ihre Pistole zurückgegeben.»
    «Was?»
    «Ihre 22er. Wir hatten sie unten an der Rezeption in Verwahrung.»
    «Wirklich?»
    «Wirklich. Ohne dringenden Tatverdacht hätte die Ballistik sowieso nichts unternommen. Ich sag’s ja, unsere hochheiligen Rechte machen unsere Arbeit von Tag zu Tag schwerer.» D.D. starrte immer noch auf die Zettel am Boden.
    Rosalind Grant. Carter Grant. Charlene Rosalind Carter Grant.
    Warum diesen Namen? Was wollte Charlene damit sagen?
    «Ich mag sie», murmelte D.D. «Ja, mir gefällt diese junge Frau, und es wäre mir lieber, sie nicht wegen Mordes verhaften zu müssen.»
    Detective O setzte sich zurück auf den Stuhl und legte die Fingerspitzen beider Hände zusammen. «Möchten Sie den Fall abgeben? Ich würde ihn übernehmen.»
    D.D. hätte fast gelacht. «Wieso? Zuerst ging es Ihnen nur um Mitarbeit. Jetzt wollen Sie die Ermittlungen leiten?»
    «Ich nehme meine Verantwortung ernst.»
    «Ich etwa nicht? Bin ich Ihnen zu lasch?»
    «Nun … Sie haben seit neuestem andere Verpflichtungen.»
    «Ist das die politisch korrekte Formulierung für die unterstellte Unvereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft?»
    «Tatsache ist, ein Baby muss abgeholt werden, wenn die Tagesmutter Feierabend macht.»
    «Tatsache ist aber auch, dass unser Job nicht unbedingt Überstunden, sondern vor allem Köpfchen verlangt.»
    «Wollen Sie mir damit politisch korrekt sagen, dass ich weniger erfahren bin als Sie?»
    «Ja.»
    Detective O ließ die Kinnlade herunterfallen. Detective O schloss ihren Mund wieder.
    «Touché», sagte sie schließlich.
    «Fassen wir zusammen.» D.D. richtete den Blick von der Wanduhr zurück auf ihre aufstrebende neue Partnerin. «Charlene Rosalind Carter Grant. Sie wusste offenbar, wo das zweite Opfer, nämlich Stephen Laurent, wohnte, denn vor dessen Haus habe ich sie angetroffen. Sie hat eine zugelassene 22er, also dasselbe Kaliber wie die Mordwaffe, und behauptet, aus fünfzig Metern ins Schwarze zu treffen.»
    «Außerdem ist sie physisch fit», sagte O. «Dabei so klein und zierlich, dass sie auf den ersten Blick keine Gefahr darstellt. Wenn ein Päderast ihr die Tür öffnet, wird er nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen.»
    «Und sie ist relativ jung», ergänzte D.D. «Von einer fast kindlichen Statur. Für Päderasten ein weiterer Grund, ihr nicht die Tür vor der Nase zuzuknallen.»
    «An ihrem Arbeitsplatz hat sie die Möglichkeit, eigene Ermittlungen anzustellen. Vielleicht sind ihr über Funk oder durch Notrufe Hinweise auf Kinderschänder zu Ohren gekommen. Sie kann wahrscheinlich auch auf einschlägige Datenbanken der Polizei zugreifen.»
    «Ja, das dürfte kein Problem sein», pflichtete ihr D.D. bei.
    «Und in Übereinstimmung mit dem Gutachten dieses Graphologen …»
    «Unsere tägliche Dosis Quacksalberei darf nicht fehlen.»
    «… hat sie eine ausgeprägte pedantische Ader.»
    «Der ich immerhin jetzt geradegerückte Bilder verdanke.»
    «Sie ist definitiv ein Kontrollfreak. Ihre Frisur sagt alles. Das ist kein Pferdeschwanz, sondern eine Vergewaltigung von Haaren, auf dass kein einziges Strähnchen eigene Wege gehe.»
    «Aber ihre sonstige Aufmachung ist ziemlich nachlässig. Ihre Sachen sind viel zu groß. Ob sie damit vielleicht größer und taffer erscheinen möchte?»
    «Sie hat schöne blaue Augen», meinte O. «Wenn sie die Haare offen tragen und sich schicker anziehen würde, würden sich nicht bloß Päderasten freuen, wenn sie bei ihnen vor der Tür steht.»
    «Aber würde sie auch ein Hündchen zurücklassen?», fragte D.D.
    «Wie bitte?»
    «In Stephen Laurents Wohnung? Der Killer hat einen hilflosen Welpen darin

Weitere Kostenlose Bücher