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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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sie ihn sicher nicht vom Putzdienst befreien, damit er mit mir telefonieren konnte.
    Während Frau Rosenberg mit Papa telefonierte, überlegte ich fieberhaft wie Karli und ich aus der Nummer wieder rauskommen sollten. Aber mir fiel einfach nichts ein. Wenigstens hatte Papa eine gute Nachricht für mich, als er nach dem Telefonat zu mir kam und sagte: »Karli kommt gleich zum Abendessen.«
    »Echt?«, fragte ich erstaunt. »Wir haben doch Hausarrest?«
    »Ich habe meine Gründe«, sagte Papa kurz angebunden und verschwand wieder.
    Jetzt war ich sehr gespannt und überlegte, was da vor sich ging. Ich hatte aber keinen blassen Schimmer. Also ging ich nach unten, um mich, bis Karli kam, ein bisschen abzulenken.

Ein Abendessen mit der ganzen Crew

    Die Tür zur Küche stand offen. Papa drehte gerade am Backofenschalter herum. Opa saß am Küchentisch und las Zeitung. Irgendetwas war anders als sonst.
    Mir fiel auch ziemlich schnell auf, was es war: Wenn Papa und Opa in einem Raum sind, ist es für gewöhnlich nie lange ruhig. Sie ärgern sich eigentlich ständig gegenseitig. Das Bild mit dem für Nahrung sorgenden Papa und dem friedlich lesenden Opa war aber fast schon idyllisch.
    Da stimmte doch etwas nicht!
    »Was ist denn hier los?«, fragte ich.
    »Was soll denn los sein?«, fragte Papa.
    Opa sah nicht einmal von seiner Zeitung auf. Ein feines Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    Da war etwas faul, ich konnte es förmlich spüren.
    »Du könntest den Tisch drüben decken«, sagte Papa und deutete auf eine Ansammlung von Tellern und Besteck, die auf der Anrichte lagen.
    Ich nahm die Teller und ging ins Wohnzimmer, wo auch der Esstisch steht. An dem essen wir nur, wenn Besuch kommt. Da Karli kommen würde, war das also nichts Besonderes. Als ich die Teller verteilte, merkte ich aber, dass etwas nicht passte. Ich zählte nach: sechs Teller.
    Papa, Opa, Karli und ich: vier.
    Teller: sechs.
    Dass Papa sich bei so was vertut, glaubte ich nicht. Er ist schön von Berufs wegen so genau, das passt nicht zu ihm. Hier war etwas faul, so faul, dass es schon gewaltig stank.
    Ich ging in die Küche. »Wir haben zwei Teller zu viel«, sagte ich.
    »Wir haben sechs Teller auf dem Tisch, weil wir zu sechst um ihn herumsitzen und essen werden«, sagte Papa. »Sinnvoll, oder?«
    Ich konnte sehen, dass er meine Ratlosigkeit genoss.
    »Ich, Karli, Opa, du«, zählte ich auf. »Macht summa summarum... vier.«
    »Der Esel nennt sich stets zuerst«, sagte Opa.
    Er hat leider Omas Angewohnheit übernommen, alles mit Sprichwörtern zu kommentieren.
    Papa grinste und in schönster Einigkeit zwinkerte Opa ihm zu.
    Ich verstand nur Bahnhof.
    In dem Moment klingelte es an der Haustür.
    Papa ging in den Flur, um zu öffnen. Ich rannte hinterher. Als Erstes erschien Karli auf der Bildfläche. Er war nicht allein. Hinter ihm kam seine Mutter durch die Haustür. »Theodora Rosenberg«, sagte sie und schüttelte Papa die Hand. Mich lächelte sie freundlich an und sagte: »Na, Martin, alles klar?«
    Ich brannte darauf, Karli von Lucas’ Anruf zu erzählen, aber dazu gab es jetzt keine Gelegenheit.
    Papa und Karlis Mutter tauschten Höflichkeiten aus und Papa hängte ihren Mantel auf. Opa war mittlerweile auch aus der Küche gekommen und machte bei dem Begrüßungsdurcheinander mit. Bevor sich der Tross in Richtung Essplatz in Bewegung setzen konnte, klingelte es erneut.
    Papa machte auf. Mama stand in der Tür.
    »Du hast doch einen Schlüssel«, sagte Papa. »Du wohnst hier, schon vergessen?«
    »Im Moment nicht«, sagte Mama.
    Sie betonte jedes einzelne Wort und guckte Papa mit einem Eiszapfenblick an, von dem selbst mir kalt wurde.
    Papa drehte sich um und rollte die Augen. Opa kicherte. »Hallo, Hermann«, sagte Mama zu Opa und »Hallo, Schatz« zu mir und gab mir einen Kuss auf die Backe. (Was Mütter mit der elenden Küsserei haben, muss mir auch noch jemand erklären.) Karli bekam ein Hallo ohne Kuss. Richtig freundlich war Mama erst, als sie Karlis Mutter begrüßte.
    »Hallo, Theo!«, sagte sie und strahlte wie ein Atomkraftwerk.
    »Hallo, Susanne!«, strahlte Frau Rosenberg zurück.
    Ich verstand gar nichts mehr.
    »Ihr kennt euch?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Mama, »wir sind im selben Arabischkurs.« Arabisch? Seit wann lernte Mama Arabisch? Und vor allem: wozu???
    Jedenfalls war mir nun der Sinn des fünften und sechsten Tellers klar. Was ich von alldem halten sollte, wusste ich allerdings nicht. Während die Erwachsenen

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