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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hatte.
     »Bravo, Señor Jordan«, sagte Rivera.
     »Bitte entschuldigen Sie die Störung«, antwortete Dillinger, »aber mir gefällt der Wagen, wie er ist.«
     »Durchaus verständlich.«
     Der alte Amerikaner hielt Dillinger mit beschämter Miene den Fünfdollarschein hin, den er von ihm bekommen hatte. »Den wollen Sie wiederhaben, schätze ich. Ich habe Ihren Wagen offensichtlich schlecht bewacht.«
     »Nein, Sie haben Ihre Sache prima gemacht. Hätten Sie nicht gerufen, wäre ich nicht rausgekommen.« Er griff unter den Fahrersitz und holte einen großen Flanellappen heraus. »Hier, damit können Sie den Staub abwischen, während ich mit diesem Gentleman spreche. Solange Sie daran arbeiten, wagt sich bestimmt niemand ans Auto heran.«
     »Richtig, Mr. Jordan«, stimmte der Alte zu, griff nach dem Lappen und steckte den Geldschein rasch wieder ein.
     »Vielleicht können wir jetzt auf Ihr Zimmer gehen, wo’s ruhiger ist, Señor?« schlug Rivera vor.
     Dillinger zögerte. »Warum nicht?« meinte er dann schulter­ zuckend.
     Er nahm seinen Koffer vom Empfang mit, stieg vor Rivera die breite Holztreppe zum ersten Stock hinauf und schloß die Tür am Ende des Korridors auf. In dem Zimmer herrschten Backofentemperaturen. Der Ventilator an der Decke bewegte sich nicht. Dillinger riß an der Kette, die zum Schalter hinauf­ führte – ohne Erfolg. Er betätigte die beiden Lichtschalter neben der Tür. Nur einer ließ die Deckenlampe aufflammen. Der andere schien keine Funktion zu haben.
     »Mexiko ist nicht wie die Vereinigten Staaten«, bemerkte Rivera.
     Dillinger durchquerte den Raum, um die Balkontüren zu öffnen, und nickte zu einem Tischchen hinüber, auf dem ein Krug Wasser und mehrere Gläser standen.
     »Bitte, bedienen Sie sich. Ich möchte mich schnell waschen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
     Als Dillinger die Jacke auszog, betrachtete Rivera interessiert die Pistole unter seinem linken Arm. Kein Wunder, daß der Mann damit so selbstsicher auftrat. Um so besser!
     Dillinger warf Halfter und Pistole aufs Bett, wo er die Waffe notfalls schnell erreichen konnte. Dieser Rivera war offenbar reich. Dillinger traute reichen Leuten weniger als armen.
     Er schlüpfte aus seinem Hemd, goß lauwarmes Wasser in die Waschschüssel auf der Kommode in der Ecke und wusch sich Gesicht, Arme und Oberkörper.
     »Falls dies Ihr erster Mexikobesuch ist, rate ich Ihnen, Mine­ ralwasser aus der Flasche zu trinken, Señor«, sagte Rivera. »Unser Leitungswasser ist nichts für amerikanische Mägen.«
     John Dillinger nickte dankend. Rivera nahm auf einem Rohr­
    stuhl am Tisch Platz, und der Amerikaner trat an die Balkontür, während er sein feuchtes Haar frottierte. Eine Lokomotive pfiff klagend, daß es von den Bergen über die flachen Dächer zurückhallte, und auf dem Bahnhof stieg eine kleine Dampf­ wolke in die stille Luft.
     Rivera stellte sein Glas ab. »Ich möchte Ihnen einen Job anbieten, Señor Jordan«, begann er.
     »Was für einen Job?« fragte Dillinger, innerlich belustigt. Dieser Kerl wußte wirklich nicht, wen er vor sich hatte!
     »Ich habe eine alte Goldmine in der Nähe meiner Hazienda bei Hermosa wieder in Betrieb genommen. Hermosa ist eine Kleinstadt in den nördlichen Ausläufern der Sierra Madre – in Richtung amerikanische Grenze. Ein rauhes Land, Señor Jordan. Unsere Bauern sind Tiere, und die in den Bergwerken arbeitenden Indios …« Er zuckte mit den Schultern. »Aber das werden Sie dann selbst feststellen. Ich brauche einen befehls­ gewohnten Mann, der ein halbes oder ganzes Jahr für mich arbeitet – einen Mann, der Disziplin halten kann. Sie verstehen, was ich meine?«
     Dillinger fand ihn wider Willen faszinierend. »Wer hält im Augenblick Disziplin für Sie, Mr. Rivera?«
     »Ah«, sagte der andere, »ich hatte einen guten Mann, eben­ falls ein Amerikaner, sehr groß, sehr kräftig. Er wollte nicht in die Staaten zurück, weil es dort Schwierigkeiten mit der Polizei gegeben hätte, aber dann hatte er einen Unfall, so daß ich ihn jetzt ersetzen muß. Durch Sie, wie ich hoffe.«
     »Meine Antwort besteht aus einem einzigen Satz«, erklärte Dillinger ihm. »Kommt nicht in Frage!«
     »Sie haben mein Angebot noch nicht gehört, Señor. Zweitau­ send Dollar in Gold für sechs Monate, fünftausend Dollar in Gold für ein Jahr.«
     John Dillinger kämpfte gegen die Versuchung an, diesem aufgeblasenen Wichtigtuer auseinanderzusetzen, daß er solche Summen in

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