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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Dienstboten?«
     »Normalerweise bringt mir die Köchin um sechs Uhr mor­
    gens den Kaffee ans Bett. Als sie nicht gekommen ist, bin ich aufgestanden, um nach ihr zu suchen.« Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »In der Küche brennt kein Feuer, die Köchin ist fort. Im ganzen Haus ist’s totenstill!«
     »Möglicherweise hängt es mit etwas zusammen, das gestern im Bergwerk passiert ist«, erklärte Fallon ihr. »Ich reite zu den Dienstbotenhütten hinunter. Vielleicht finde ich irgend jemand, der mir das alles erklären kann.«
     Er galoppierte ums Haus und in die Senke hinunter, in der vier Adobehütten am Bach standen. Als er die erste Tür auf­ stieß, damit Tageslicht ins Innere fiel, bot sich ihm dasselbe Bild: Auch die Dienstboten hatten ihr weniges Hab und Gut mitgenommen.
     Als Fallon wieder aufs Pferd stieg, hörte er oben in der Ha­ zienda einen lauten Aufschrei. Er gab seinem Pferd die Sporen und trieb es zu höchster Eile an. Auf dem Hof stand ein zwei­ spänniger Wagen. Doña Clara hielt den Kopf gesenkt und lehnte sich neben der Haustür gegen die Mauer. Felipe, Riveras vaquero, stand mit dem Hut in der Hand an der zum Eingang hinaufführenden Treppe.
     Fallon glitt aus dem Sattel. »Was gibt’s?«
     Felipe drehte sich langsam um. Er war auffällig blaß. »Da, sehen Sie selbst, Señor!«
     Auf der Ladefläche des Wagens lag hinter der zweiten Sitz­ bank ein in eine bunte Indianerdecke gehülltes Etwas. Fallon trat vor, als Felipe die Decke zurückschlug, und holte dann erschrocken Luft. Pater Tomas starrte mit blicklosen Augen zum Himmel auf. Die tödliche Schußwunde hatte sein Gesicht zu einer grotesken Maske verzerrt.
     Fallon deckte es wieder zu. »Wo hast du ihn gefunden?«
     »Keine hundert Meter von meiner Hütte entfernt, Señor. Das Merkwürdige war, daß die Pferde an den Vorderbeinen gefes­ selt waren.«
     »Sie haben ihn also nicht begraben. Sie haben die Leiche als Drohung hergebracht.«
     Doña Clara wandte sich von der Mauer ab. Sie war bleich und hatte Tränen in den Augen, aber sie schien sich wieder gefaßt zu haben. »Señor Fallon, sagen Sie mir bitte die Wahrheit. Was hat das hier zu bedeuten?«
     »Was hat Don José Ihnen erzählt?«
     »Er erzählt mir nie was! Bitte, ich muß wissen, was gesche­
    hen ist!«
    »Im Bergwerk hat’s eine Auseinandersetzung gegeben. Unge­
    fähr zwanzig Mann sind beim Einsturz des Hauptstollens verschüttet worden. Der neue Amerikaner wollte den riesigen Felsblock, der unsere Bergungsarbeiten behindert hat, mit Dynamit sprengen. Don José ist nicht damit einverstanden gewesen und hat Befehl gegeben, den Amerikaner der Polizei zu übergeben. Pater Tomas hat versucht, Don José umzustim­ men, aber … Tut mir Leid, Doña Clara, aber Don José hat Pater Tomas erschossen, um die Indianer einzuschüchtern.«
     »Nein, das glaub ich nicht!« rief sie aus.
     »Es hat viele Augenzeugen gegeben.«
     »Ist deshalb unser Vieh geschlachtet worden?«
     Fallon zuckte mit den Schultern.
     »Sind deshalb unsere Leute weggelaufen?«
     Der Amerikaner gab keine Antwort.
     »Señor Fallon«, fuhr sie fort, »ich möchte Sie bitten, uns nach Hermosa zu begleiten.«
     »Wollen Sie nicht lieber hier auf die Rückkehr Ihres Mannes warten?«
     Sie schüttelte den Kopf. »Nein, in der Stadt sind wir sicherer. Wir können mit dem Wagen fahren und Pater Tomas’ Leiche mitnehmen. Felipe kann uns kutschieren.«
     Doña Clara wandte sich ab, ohne Fallons Antwort abzuwar­ ten, und verschwand im Haus.
     Der Amerikaner sah zu den in der Morgensonne rötlich leuch­ tenden Bergen auf und schüttelte den Kopf.
     »Hast du ein Schießeisen, Felipe?«
     Der Viehhirt schüttelte den Kopf. »Der patrón hält alle Waf­
    fen in der Waffenkammer im Keller unter Verschluß. Nur er hat den Schlüssel dafür, Señor. Wir bräuchten Vorschlaghäm­ mer, um die Tür aufzubrechen.«
     Doña Clara kam mit einem großen Umschlagtuch, das Kopf und Schultern verhüllte, aus dem Haus. Hinter ihr trug das Kindermädchen die kleine Juanita. Die beiden Frauen nahmen mit der Kleinen auf dem Rücksitz Platz. Fallon stieg wieder auf sein Pferd. Felipe kutschierte den Wagen aus dem Hof und folgte dem Weg Richtung Hermosa.
     Die Sonne stieg über die Berge und vertrieb die blauen Schat­ ten aus der Wüste. Felipe knallte mit der Peitsche, um die Pferde anzutreiben.
     Sand und Geröll warfen bereits die Sonnenhitze zurück, und Fallon fuhr sich mit dem Ärmel über

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