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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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die schweißnasse Stirn.
     Der Wagen rollte durch ein ausgetrocknetes Bachbett und erreichte wenig später die Stelle, wo die vom Bergwerk und der Hazienda kommenden Wege zusammentrafen. Danach führte die Straße zwischen Felsnadeln und -türmen hindurch und verlief in einem Cañon, dessen Wände so steil und tief abfielen, daß er schattig und unerwartet kühl war.
     In der Stille erklang dreimal der Schrei eines Hähers, und Fallon hob ruckartig den Kopf. War das wirklich ein Häher gewesen? Sie hielten sich im allgemeinen in der Nähe von Wassser auf – und hier gab es keines. Im nächsten Augenblick ertönte hinter ihnen ein lauter Schrei, der Fallon einen kalten Schauer über den Rücken jagte und sich an den Wänden der Schlucht brach. Dann kamen zwei Apachen hinter ihnen her aus der Wüste herangaloppiert und schnitten ihnen den Rück­ weg ab.
     Felipe sah sich erschrocken um, bevor er die Pferde wie ein Wahnsinniger mit der Peitsche antrieb. Der Cañon verbreiterte sich zu einer schüsselförmigen Senke mit schrägen Seiten. Wenn es ihnen gelang, ihn am anderen Ende zu verlassen, waren sie schon fast in Sicherheit. Felipe gebrauchte seine Peitsche noch wilder. Vor ihnen in der Ferne erkannte er drei dunkle Punkte, die sich beim Näherkommen eindeutig als drei berittene Apachen erwiesen. Felipe versuchte, die dahinrasen­ den Pferde zum Stehen zu bringen, aber die Apachen vor ihnen waren jetzt so nahe herangekommen, daß einer von ihnen mit einer fast nachlässigen Geste das Gewehr heben und abdrücken konnte. Der Schuß ging knapp an Felipe vorbei, der die ängst­ lich wiehernden Pferde zu zügeln versuchte, aber dann fiel ein weiterer Schuß, der sein Ziel fand. Felipe stürzte mit einem lauten Aufschrei vom Kutschbock.
     Während die beiden Frauen vor Angst kreischten, geriet der Wagen ins Schleudern, weil das rechte Hinterrad einen Felsen streifte. Die erschrockenen Pferde bäumten sich auf, wobei die Zugriemen rissen, und jagten zwischen den Apachen hindurch davon. Hinter ihnen kippte der Wagen um, so daß seine Insas­ sen zwischen die Felsen fielen.
     Fallon riß sein Pferd herum, als Maria auf ihn zurollte. Er konnte sich nicht im Sattel halten, rutschte über die Kruppe, als das Tier sich aufbäumte, und fiel auf den steinigen Boden. Er rollte sich ab und lag schließlich halb betäubt neben dem toten Pater Tomas unter dem zertrümmerten Wagen.
     Doña Clara lief auf den schmalen Eingang des Cañons zu: Sie hielt die kleine Juanita in den Armen, stolperte immer wieder über ihren langen Rock und hatte den Mund zu einem lautlosen Schrei aufgerissen. Ein Apache in einer alten blauen Uniform­ jacke mit Messingknöpfen galoppierte lachend hinter ihr her und hielt sein Gewehr am Lauf gepackt. Er holte damit aus, und Fallon sah, wie es einen weiten Bogen beschrieb, aber er konnte nichts tun, um es aufzuhalten; in vollem Lauf brach Doña Clara mit zertrümmertem Schädel zusammen. Juanita klammerte sich kreischend an ihre tote Mutter und versuchte, sie wieder wach zu schütteln.
     Fallon sah sich verzweifelt um, aber sie saßen in einer Falle, aus der es kein Entrinnen gab. Die Steilwände des Kessels ragten schroff und unzugänglich in den wolkenlos blauen Himmel auf. Hart zupackende Hände zerrten den alten Ameri­ kaner unter dem zertrümmerten Wagen hervor.
     Die Indianer fesselten ihm die Hände auf dem Rücken und banden ihn an die Deichsel. Maria kroch weinend zu ihrer Herrin hinüber und versuchte, Juanita in die Arme zu schlie­ ßen, aber die Kleine wollte ihre Mutter nicht loslassen. Felipe hockte mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt und umklam­ merte seinen linken Oberarm mit der rechten Hand. Die Apa­ chen waren mit Repetiergewehren bewaffnet, und zwei von ihnen hatten Revolver am Gürtel. Ihre Gesichter trugen eine Kriegsbemalung aus senkrechten blauen und weißen Streifen.
     Die weiteren Ereignisse erschienen Fallon wie Szenen aus einem Alptraum. Einer der Indianer drehte Doña Clara auf den Rücken. Sie bewegte sich nicht mehr. Er trat auf Maria zu, die mit erhobenen Händen um Gnade flehte, hob mit ausdruckslo­ sem Gesicht sein Gewehr und schlug ihr mit dem Kolben den Schädel ein. Dann griff er nach der kleinen Juanita, die jetzt strampelte und kreischte, und als Fallon dem Apachen zurief, er solle das kleine Mädchen in Ruhe lassen, faßte ihn der Indianer am Kinn und spuckte ihm ins Gesicht.
     Unterdessen hatten die vier anderen Apachen aus den Trüm­ mern des Wagens

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