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Der Tag, an dem John Dillinger starb

Der Tag, an dem John Dillinger starb

Titel: Der Tag, an dem John Dillinger starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sich nach einer geeigneten Vase um. Schließlich benützte sie einen Wasserkrug als Vase. »Dein Gesicht sieht nach deiner Prügelei mit Rojas schon wieder besser aus, finde ich.«
     »Dein Gesicht gefällt mir auch immer besser«, versicherte Dillinger ihr.
     Und dann schloß er Rose in die Arme. »Willst du nicht lieber die Tür zumachen?« fragte er dabei. »Keine Angst, ich bin auf Bewährung entlassen.« Aber sein Herz schlug wie eine straff gespannte Trommel.

    Fallon wachte auf, seufzte mehrmals schwer, rieb sich seine blutunterlaufenen Augen mit den Fingerknöcheln und setzte sich auf. Nach einiger Zeit stellte er die Füße auf den Bretter­ boden und tappte barfuß ans Fenster der Hütte. Im grauen Licht der Morgendämmerung wirkten die Berge bedrohlich, und im Dorf trieb der Wind große Kugeln Tumbleweed vor sich her über die unbefestigte Straße.
     Er fröstelte, wurde sich der Kälte und des schlechten Ge­ schmacks im Mund bewußt. Er wurde alt, das war das eigentli­ che Elend. Wenn man sich in einem Loch wie diesem hier verkriechen mußte, sollte man wenigstens ein paar große Dinger wie Johnny gedreht haben, anstatt nur wegen kleiner Fische vor der Polizei flüchten zu müssen.
    Letzte Nacht hatten sie die Arbeit im Stollen kurz vor Mitter­
    nacht einstellen müssen, weil niemand mehr die Kraft zum Weitermachen hatte. Sie hätten den Felsblock mit Dynamit sprengen sollen, wie Dillinger vorgeschlagen hatte. Dann wäre alles längst vorbeigewesen – so oder so. Rivera hatte die armen Teufel zum Tode verurteilt, nur um sein verdammtes Gold zu retten.
     Jetzt wußten die Indianer im Bergwerk offenbar etwas, von dem Fallon keine Ahnung hatte. Das war immer so, wenn sie miteinander flüsterten.
     Fallon schlüpfte in seine Jacke, stülpte sich den Hut auf den Kopf und verließ die Hütte. Die Morgenluft war still und kühl; das einzige Geräusch war das leise Pfeifen des Windes im Unterholz. Vor Fallons Augen wirkte das Ganze merkwürdig verlassen, als sei er zufällig auf irgendwelche alten, schon vor vielen Jahren aufgegebenen Werksanlagen gestoßen. Er runzel­ te die Stirn und machte sich auf den Weg zu dem Plateau.
     Der Erzschuppen war menschenleer. Normalerweise steckte er um diese Zeit voller Indianer, die zusammengedrängt an den Wänden hockten und darauf warteten, daß die erste Schicht begann. Die Dampfmaschine war kalt, was eigentlich nie vorkommen durfte, denn es gehört zu den Aufgaben des Nachtwächters, den Kessel regelmäßig nachzuheizen.
     Er lief zu der Hütte zurück, zog sein Pferd aus dem angebau­
    ten Stall und sattelte es rasch. Als Fallon ins Dorf hinunterritt, fiel ihm als erstes die absolute Stille auf. Nirgends stieg Rauch von Kochfeuern in die Morgenluft auf, und die Häuser wirkten unbewohnt. Nicht einmal ein Hund lief über die Straße, wäh­ rend der alte Amerikaner bis zum Brunnen ritt und dort abstieg.
     Fallon stieß die Tür des nächsten Hauses auf und warf einen Blick ins Innere. Der Raum war noch kahler als sonst – selbst die Kochtöpfe waren verschwunden –, und die Feuerstelle war kalt, als er sie berührte.
     Er versuchte es mit dem nächsten Haus und dem übernäch­ sten, traf nirgends einen Bewohner an und ging nachdenklich zum Brunnen zurück. Als er dort neben seinem Pferd stand, heulte irgendwo draußen in der Wüste ein Hund, dessen kla­ gendes Jaulen von den Felsen widerhallte. War das wirklich ein Hund? Oder verständigten sich dort Indianer auf ihre Weise? Im ersten Augenblick irrationaler Angst schwang Fallon sich eilig in den Sattel und galoppierte aus dem Dorf.
     Irgend etwas hatte die Indianer so geängstigt, daß Männer, Frauen und Kinder aus der Bergwerkssiedlung geflüchtet waren. Fallon trieb sein Pferd zu schneller Gangart an, erreich­ te nach einer halben Stunde den Talausgang und ritt zur Ha­ zienda hinunter.
     Als er in den Hof einritt, erschien Doña Clara in der Tür des Herrenhauses. Ihr Haar war nach Art der Indianerfrauen zu Zöpfen geflochten. Sie wirkte verwirrt und aufgeregt.
     »Gott sei Dank, daß Sie da sind, Señor Fallon!«
     Fallon blieb im Sattel sitzen. »Ist Don José etwa nicht zu Hause?«
     Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Maria, unserem Kin­ dermädchen, allein. Mein Mann ist mit Rojas zu den Weiden im Norden geritten, als es noch dunkel war. Einer der Hirten hat ihm gemeldet, daß ein Teil des Viehs geschlachtet worden ist.«
     »Was ist mit den übrigen

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