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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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dafür, aber es war nun mal da. Vielleicht lag es an der scharfen und würzigen Indienküche, die seinen Gedärmen zu schaffen machte, oder an dem Disput mit Claudia. Jedenfalls sehnte er sich plötzlich nach Entlastung und Beruhigung, und er wusste auch, wie der dieses Bedürfnis stillen konnte.
    Egal, an welchem Ort der Welt sie sich gerade befanden: Frank kannte dort ein paar Leute, und die kannten wiederum andere Leute, die ihm ein Zaubermittel beschaffen konnten, das gegen Frust und Schmerzen aller Art wirkte.
    Irgendwann räusperte René sich und fragte: „Hast du vielleicht was dabei?“
    „Nicht hier, aber im Hotelzimmer“, sagte Frank. „Du kannst ja nachher noch auf einen Sprung mit rüberkommen. Aber du musst wahrscheinlich erst deinen Feldwebel fragen, ob du darfst.“
    „Nichts da“, sagte René. „Ich kann kommen und gehen, wann ich will.“
    Eine gute Stunde später saßen sie gemeinsam vor Franks geöffnetem Hotelzimmerfenster und rauchten in den Nachthimmel hinaus. Ein bleicher Mond hing einsam über dem Hotelkomplex, und im Hof war es still. Da machte sich eine tiefe Ruhe in René breit. Das Zeug, das Frank Gott weiß wo aufgetrieben hatte, war wirklich gut. Es wirkte entspannend und vertrieb die bösen Geister zuverlässiger, als Alkohol es je gekonnt hätte.
    Nach einer Weile fing er sogar an zu schmunzeln. Laut Drehbuch hätte Claudi jetzt an der Tür klopfen und Einlass begehren müssen. Aber erfreulicherweise verlief das Leben nicht nach Drehbuch. Wäre ja auch noch schöner. Obwohl … Lustig wäre es schon, wenn die empörte Claudi den bösen Frank anraunzen würde, dass er die Finger von ihrem Mann lassen solle.
    René würde sich ihr Gekeife amüsiert anhören, und irgendwann würde er aufstehen, sie von oben herab ansehen und sagen: Mach nicht so einen Aufstand darum, Weib! Frank besorgt mir halt manchmal was, und das tut mir in jeder Beziehung gut. Und jetzt sei endlich still! Spar dir dein ewiges Gemoser und Gemecker. Freu dich lieber, dass ich wenigstens ein Laster habe. Schwing deinen Hintern wieder in unser Hotelzimmer rüber und lass Frank und mich in Ruhe.
    Es klopfte an der Tür.
    Die beiden Männer drehten langsam die Köpfe herum und sahen sich an.
    „Boah ey, das ist jetzt echt peinlich“, sagte Frank, tunkte seine Tüte in ein Wasserglas und stellte es unter das Bett.
    René behielt seine in der Hand, unternahm aber den ebenso lächerlichen wie vergeblichen Versuch, die Rauchschwaden im Zimmer mit der Hand zum Fenster hinauszuwedeln. Schließlich gab er es auf, legte den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete dem Kollegen, sich still zu verhalten.
    „Frank, mach auf, ich weiß, dass du da bist“, rief Claudi mit verhaltener Stimme und rüttelte vorsichtig an der Türklinke. „Ist René bei dir?“
    Keine Antwort.
    Schließlich schien sie es aufzugeben, denn die Männer hörten raschelnde Kleidung und leise Schritte im Flur.
    Blöderweise quiekte ausgerechnet jetzt ein Ferkel in Franks Hosentasche los, was zwar bewies, dass auch erfolgreiche Account Manager ein Herz für witzige Klingeltöne haben konnten, im Moment aber alles andere als willkommen war. Während er das Gespräch entgegennahm, stand er auf, öffnete die Tür und winkte Claudi ungeduldig herein. Dann verschwand er in den Tiefen des Korridors.
    Sauhund!, dachte René.
    Claudi blieb vor ihm stehen, sah ihn an und brauchte nur wenige Sekunden, um die Lage zu erfassen. Er wollte nicht wie jemand wirken, den man bei etwas Ungehörigem ertappt hatte. Deshalb behielt er die qualmende Tüte gleich in der Hand und machte gar nicht erst den Versuch, sie unter dem Bett zu verstecken oder Claudi mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausflüchten ruhigzustellen.
    Das war auch nicht nötig. Sie machte ihm keine Szene. Sie warf ihm keine zornigen Blicke zu. Sie brüllte nicht herum. Sie lachte nicht schrill und hysterisch auf. Sie fing auch nicht an zu weinen. Aber noch niemals zuvor hatte sich die nagende Enttäuschung so deutlich in ihrem Gesicht abgezeichnet wie in diesem Augenblick. Sie sah ihn an, als wäre er eine Wand, die sie nicht durchdringen konnte, so sehr sie es auch wollte.
    Irgendwann biss sie sich auf die Lippen und verließ wortlos das Zimmer.
    Dass sie nicht die Fassung verloren hatte, machte René zu schaffen. Ihre Reinheit gab ihm mal wieder das Gefühl, dreckig wie ein Schwein zu sein.
    Wann würde es ihm endlich gelingen, seine Frau glücklich zu machen?
    Sie hatte es doch verdient, so sehr

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