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Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte

Titel: Der Tag, an dem meine Frau Gott spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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Frau und hatten sich Letztere in einer kurzen Übergangsphase sogar geteilt.
    Aber dieser Gedanke war Claudia im Nachhinein sehr unangenehm, deswegen verdrängte sie ihn meistens.
    Als sie heute in die Küche blickte, saß Mia in ihrem Hochstuhl und malte mit Filzstiften ein Bild. Leo stand mit dem Rücken zu ihr und ließ den Mixer rattern. Er hatte sich eine bodenlange Kellnerschürze um die Hüften gebunden und spielte wieder mit Inbrunst das Heimchen am Herd. Nachher sollte es eine Consommé à la printanière geben, buttrig zarte Hähnchenbrustfilets mit süß-sauerem Mango-Kürbis-Chutney und Vanillepudding mit Schokoladensoße, das hatte er bereits angekündigt.
    Als er Claudia bemerkte, scheuchte er sie sofort wieder hinaus und sagte: „Hier haben Mia und ich das Regiment. Pack dich zu René aufs Sofa oder mach sonst was, aber komm uns nicht zu nah.“
    Später saßen die vier an dem mit Luftschlagen und Konfetti geschmückten Esstisch im Wohnzimmer und verzehrten das mehrgängige Festmahl, das Leo produziert hatte. Er war als Koch wieder über sich hinausgewachsen und schien sie zudem noch mästen zu wollen. Er war übrigens der Einzige, der kräftig picheln durfte, und das tat er auch. Sein Weinglas war niemals leer, und im Laufe der Zeit wurde er immer rührseliger.
    Als sie beim Pudding angekommen waren, hielt er plötzlich inne und sagte: „Leute, ich muss euch jetzt eine Ankündigung machen, aber ihr dürft bitte nicht erschrecken.“
    Claudia und René sahen ihn überrascht und auch ein wenig unbehaglich an. Was kam nun?
    Er ließ sie nicht lange im Ungewissen.
    „Ihr wisst ja, dass ich mich immer freue, bei euch zu sein, und gerade in den letzten Monaten waren wir so eng miteinander wie eine richtige Familie. Das ist einfach wunderbar. Das erinnert einen daran, wer man ist und woher man kommt.“ Kaum waren diese einleitenden Worte gesprochen, traten auch schon Tränen in seine Augen, und seine Stimme fing an zu kippeln. „Es ist einfach herrlich, gebraucht zu werden, sei es nun als Babysitter oder in der Küche.“ Dann wandte er sich rasch an Mia, die gerade einen Pudding in sich hineinlöffelte, und sagte: „Iss nicht so schnell, ma princesse . Sonst bekommst du wieder Bauchschmerzen.“
    „Leo, du machst mir Angst“, sagte Claudia.
    „Nein, du hast keine Angst, und die hattest du nie“, sagte er und schenkte sich zum x-ten Mal Wein nach. „Du bist schon immer eine starke Frau gewesen, und für mich rangierst du irgendwo zwischen Powerfrau und Mutter Teresa. Wie du das alles unter einen Hut kriegst, ist mir schleierhaft, aber du schaffst es. Und du, René, wie stark bist du erst gewesen, wie mutig, und du bist es noch. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mir das imponiert.“
    „Nun heb mich bloß nicht in den Himmel“, sagte René. „Außerdem ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Mein Darm muckt immer noch herum, und die beiden Stent-OPs im Frühsommer waren ein herber Schlag, das muss ich zugeben. Nun hat Claudia mir schon einen Neustart geschenkt, und er fängt wieder an wie der alte.“
    „Das hatte ich mir auch anders vorgestellt“, sagte Claudia. „Ehrlich gesagt bin ich ziemlich enttäuscht. Normal und selbstbestimmt leben? Was heißt das überhaupt?“
    „Dass ihr wieder durch die Niederungen des Alltags kriechen müsst, wie alle anderen auch“, sagte Leo. „Willkommen in der Wirklichkeit.“
    Darüber mussten die beiden erst mal nachdenken.
    „Wahrscheinlich hast du recht“, sagte René schließlich. „Vieles hat sich durch die Transplantation nicht aus der Welt schaffen lassen. Aber man muss die Dinge so nehmen, wie sie sind, nicht so, wie man sie gern hätte. Ich kann wieder spazieren gehen, mit Mia herumtoben, trinken und essen … mein Gott, essen! Jede Banane wird zum Erlebnis. Inzwischen will ich mir jede Enttäuschung verbieten und lieber hoffen.“
    „Hoffen ist das Schwierigste“, sagte Claudia und wischte sich rasch über die Augen. „ Vielleicht steckt Nils Wallin uns ja an mit seinem Optimismus. Er ist nämlich hochzufrieden mit René.“ Dann sagte sie zu Mia, die sich gerade über ein zweites Schälchen Pudding hermachte: „Schling nicht so, mein Zauberbärchen. Sonst bekommst du aua-aua im Magen.“
    Leo trank seinen Wein in einem Zug aus, setzte das Glas ab und sagte: „Ich war immer der letzte Feigling, was solche Dinge betrifft. Da könnte man einen ganzen Roman drüber schreiben. Aber mittlerweile bin ich bereit, mich meinen Problemen zu

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