Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)
Herzogin sich irgend verflüchtigt hätte –
tutt’
altro
–, binnen Monatsfrist von der Pasticciera vollständig eingenommen, und während ich meine öden Tage in jenem schon erwähnten
far niente
hinbrachte, ohne eine Nachricht, ob von d’Ossat, ob von Kardinal Giustiniani – es war, als ruhe seit der Abreise Giovanni Francescos nach Madrid jegliche Unterhandlung –, träumte ich die meiste Zeit der Nacht entgegen, in der Teresa mich auf ihrem Lager empfing, jenen zwei Nächten, sollte ich besser sagen, denn freundlicherweise geruhte sie, in Giovanni Francescos Abwesenheit mir die Stunden zu schenken, die eigentlich ihm reserviert waren.
Wenn es in Rom auch nicht die schönen Einkaufsstraßen wie in Paris gab, fehlte es doch nicht an Händlern, wie überall, wo es einen Hof und einen Adel gibt, die ihre Mittel für Luxusdinge vergeuden, mochten die Läden und Butiken auch weit verstreut sein. Und entdeckte ich bei meinen häufigen Streifzügen durch die Stadt etwas, das Teresa gefallen könnte, so kaufte ich es voll der Vorfreude, es ihr schenken zu können, so daß ich kaum zu sagen wüßte, wer von uns dabei das größere Vergnügen hatte: der Geber oder die Empfängerin.
Als ich nach einem Monat nun meine Aufrechnung machte, war ich entsetzt über den jähen Anstieg meiner Ausgaben und entdeckte mit Schrecken, daß ich in diesem Zuge nicht fortfahren konnte, ohne plötzlich auf dem trockenen zu sitzen und nach Paris heimkehren zu müssen, um mich neu zu versehen. Das aber hätte ja (zu meiner großen Unehre) geheißen, die mir anvertraute königliche Mission im Stich zu lassen, so unnütz mich diese seit dem Fortgang Mirouls auch dünken mochte. Deshalb beschloß ich, besagtem Miroul zu schreiben, er möge einen meiner Wälder bei Montfort l’Amaury verkaufen und mir den Erlös mitbringen. Kaum jedoch hatte ich den Brief abgesandt, als mein hugenottisches Gewissen über dieses Antasten meines Grundbesitzes in Aufruhr geriet; auch meinte ich den entrüsteten Protest La Suries gegen diese Verschwendung zu hören, die er, wie man sich denken kann, dem Einfluß papistischer Prunkerei auf mich zuschreiben würde.
Am Abend jenes Tages, da ich den Brief abgesandt, dinierte ich allein mit Teresa in ihrem Gemach, denn sie hatte diese Nacht mir gewidmet, und weil sie mich beim Mahl grüblerisch und bedrückt fand, fragte sie nach dem Grund. Zuerst wollte ich ihr nichts sagen. Doch sie drang so liebreich und verständnisvollin mich, daß ich ihr schließlich, nicht ohne Beschämung, meinen Kummer gestand.
»Carissimo«
, sagte sie sogleich, indem sie mich im süßen Licht ihrer Augen badete, »das macht nichts! Ich liebe dich um deiner selbst und deines guten Wesens willen, nicht wegen deiner Geschenke. Wenn du knapp dran bist, gibst du mir eben nichts.«
»Mein Engel«, sagte ich, indem ich vor ihr niederfiel und ihre Hände küßte, »du bist wunderbar großzügig und gütig, aber so weit ist es mit mir noch nicht. Und was würde die Mamma sagen«, setzte ich lächelnd hinzu, »wenn ich plötzlich aufhörte, ihre Truhen zu füllen? Ich möchte nur, daß du dich nicht wunderst, wenn ich dich nicht mehr so oft beschenke, und etwa glaubst, ich wäre knauserig geworden oder liebte dich weniger. Denn in Wahrheit bin ich von deiner Schönheit vollkommen betört, nie werde ich es satt, dich anzuschauen und zu berühren, zu jeder Tagesstunde wünschte ich, auch die kleinste Stelle deines Körper abküssen zu dürfen.«
»Carissimo«
, sagte sie, bei diesen Worten erschauernd, »deine Rede ist Gold wie dein Herz.«
Zugehörig jener gesegneten Gattung Weib, bei dem das Handeln die Schwester des Gedankens ist, faßte sie meine Hand und zog mich zu ihrem Lager, entkleidete sich im Nu und bot sich meinen reisenden Lippen dar.
Wohl eine halbe Stunde ergab ich mich diesen Wonnen und war im Begriff, selbst nun entflammt, unser beider Wollust zu vereinigen, da wurde an die Tür geklopft, und von Djemila gefolgt, tauchte die Mamma mit funkelnden Augen auf, kam, ohne sich irgend um meine Lage zu scheren, heranmarschiert und riß Teresa ein goldenes Marienbild vom Hals.
»Schamlose!« schimpfte sie, »wie kannst du es wagen, die Heilige Madonna in deine Sünde zu mischen!«
Sprach’s, küßte wieder und wieder das Medaillon in ihren Händen und entschwand, Gebete murmelnd, Djemila in ihrer Spur. Meine arme Teresa brach in Tränen aus, lief mit reuiger Miene und kniete, nackt wie sie war, an ihrem Betpult nieder, betete,
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