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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Vertrag zu unterzeichnen, und galoppierte nach Laon,um dem König den Fall zu unterbreiten, worauf ich ihm zur Ablehnung riet und mich erbot, die Stadt binnen vierzehn Tagen zu stürmen.
    »Graubart«, sagte der König, indem er mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter gab, »du bist ein Dummkopf: Mézières mit Gewalt zu nehmen würde mich weit mehr kosten als achtzigtausend Ecus, ganz abgesehen von den Verlusten an Männern. Wie viele gute Soldaten sind mir vor Laon gefallen, auch Givry, was mich sehr betrübt. Und soll ich vor Mézières dich verlieren?«
    Hierauf schwieg ich einen Moment, die Kehle wie zugeschnürt.
    »Aber Sire«, sagte ich dann mit erstickter Stimme, »diese Leute übergeben Euch die Städte nicht, sie verkaufen sie Euch.«
    »Ah bah! So sind die Menschen! Nicht nur die Männer, auch die Frauen«, sagte der König, den allein die schöne Gabrielle d’Estrées teurer zu stehen kam als alle die Städte, die sich für Geld ergaben. »Aber wenn es dich zu hart ankommt, Graubart«, fuhr Henri fort, »der bigotten Dame so viele schöne Taler in den Rachen zu werfen, schicke ich Frémin, den Handel an deiner Statt abzuschließen.«
    Was auch geschah, und die Dame war so halsstarrig, daß das Feilschen bis Oktober währte, wobei Frémin immerhin herausschlug, daß die achtzigtausend Ecus auch die Unterhaltskosten der Garnison deckten.
    Doch mit all den Städten, die sich im Norden und Osten ergaben, besaß der König noch längst nicht das ganze Reich. Noch immer fehlten die Bretagne, die der Herzog von Mercœur, und die Provence, die der Herzog von Epernon besetzt hielt, ebenso Burgund, das Mayenne die Treue wahrte, von einer Reihe ligistischer Städte hier und dort zu schweigen.
    In den Tagen nach Mansfelds Rückzug, noch bevor Laon sich ergab, lud Monsieur de Rosny mich zum Essen in sein Zelt, und in großer Leutseligkeit dehnte er die Einladung auf Monsieur de La Surie aus, obwohl letzterer nur Junker war, eigentlich ein zu niedriger Rang, um an eines so großen Mannes Tisch zu sitzen. Denn Rosny betrachtete sich bereits im Spiegel seiner großen Zukunft, fest überzeugt, daß das Amt des Großmeisters der Artillerie, welches ihm der König versprochen hatte, nur die erste Stufe einer Leiter war, die ihn auf den zweiten Rang imStaat emportragen würde: was auch geschah, wie du, Leser, natürlich weißt, als er vom König zum Herzog von Sully und Pair von Frankreich ernannt wurde.
    Neun Jahre jünger als ich, war Rosny derzeit erst vierunddreißig, doch das flaumige Blondhaar lichtete sich bereits um seine hohe, einem Dom vergleichbare Stirn. Den lebhaften, lachenden und durchdringenden blauen Augen über den breiten Wangenknochen fehlte es nicht an Gutmütigkeit, trotz all seines überheblichen Betragens. Wie oft hörte ich am Hof seine Eitelkeit schmähen! Worin ihn tatsächlich niemand übertraf außer Biron. Doch Biron trieb die Anmaßung bis zu Torheit und Verrat, während Rosny stets maßvoll und besonnen blieb und sein ganzes Sein in den Dienst des Königs und des Staates stellte, auch seine Eitelkeit sogar, aus welcher er, ebenso wie aus seinem Ehrgeiz, die notwendigen Triebkräfte für sein unermüdliches Wirken schöpfte.
    »Was ist los, Siorac?« fragte er, als wir bei Tische saßen, »Ihr seht etwas grämlich aus, wo die Dinge des Reiches doch so trefflich stehen. Leidet Ihr am Magen wie der König?«
    »Seine Majestät«, sagte ich, »leidet am Magen, weil er zuviel und zu schnell, gleichviel, was und wann, ißt. Außerdem nascht er wie Heinrich III. Marzipan und Dragees in Mengen. Doktor Dortoman sollte Seiner Majestät Einhalt gebieten.«
    »Bah!« sagte Rosny, »der König hört nicht auf Vernunft! Er treibt seinen Körper ständig mit der Peitsche, malträtiert seinen Magen, indem er ihn stopft, seine Füße, indem er zuviel umherrennt, seinen Hintern, indem er zuviel galoppiert.«
    An einem kleinen Glitzern in Mirouls blauem Auge sah ich, daß er vor Lust brannte, diesen Satz zu vervollständigen. Doch imponierte ihm Rosnys Großartigkeit zu sehr, und er zügelte sich.
    »Aber nach Eurem rosigen Gesicht zu urteilen, Siorac«, fuhr Rosny fort, »seid Ihr gesund und munter wie sonst keiner guten Mutter Sohn in Frankreich. Was habt Ihr für einen Grund, so trübe Miene zu machen?«
    »Immerhin den, daß der König mir vor einer Woche versprach, mich nach Paris zu schicken«, sagte ich, »und nicht mehr daran zu denken scheint.«
    »Er denkt dran«, sagte lächelnd Monsieur

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