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Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Charakter. Und den verlieren sie nie.«
    »Moussu«, sagte Miroul versonnen und grüblerisch, als wir wieder im Zelt waren und auf unseren Strohsäcken ruhten, »Was meint Ihr zu diesen beiden Aufträgen?«
    »Daß ich auf den zweiten gut verzichten könnte.«
    »Moussu«, sagte Miroul, »Ihr dient dem König, nicht Monsieur de Rosny. Nichts verpflichtet Euch, seinen Auftrag zu übernehmen.«
    »Nur die Freundschaft und die Dankbarkeit, die ich Monsieur de Rosny schulde. Und die Tatsache, daß er mit seiner Furcht sicherlich recht hat. Einmal hat man schon versucht, den König zu ermorden, und man wird es wieder versuchen, auch dann noch, wenn der Papst ihm eines Tages Absolution erteilt. Rosny ist nicht der einzige, der das sagt und denkt.«
    »Trotzdem geht Ihr diesen Teil der Mission nur mit einer Backe an.«
    »Nein, nein, mit beiden. Aber das Herz in den Hacken.«
    »Das Herz in den Hacken? Ha, Moussu! Das sieht Euch aber nicht ähnlich!«
    »Versteh mich recht, Miroul! Nicht, daß ich keinen Mut hätte. Was mir fehlt, fürchte ich, sind die nötige Geschicklichkeit und Schläue.«
    »Ach, Moussu, die habt Ihr allemal!«
    »Ja, fürs gewöhnliche Leben! Aber reicht das, um Jesuiten auf die Schliche zu kommen?«
     
    Leser, nun bin ich also wieder in Paris, in der Rue du Champ Fleuri, und ich will dir nicht verschweigen, wie froh ich bin, nach dem unbequemen Leben im Feldlager vor Laon wieder in meinem Haus zu wohnen, das ich um so mehr liebe, je länger ich seiner durch die »Sechzehn« und Bahuet beraubt war. Henri Quatre konnte über den Einzug in seine Hauptstadt gewiß nicht glücklicher sein, als ich es im Wiederbesitz meiner häuslichen Laren bin.
    Der Hase, denke ich, fühlt sich wohl in seinem Bau, den ersich selbst gegraben hat, wo er jeden Gang, jeden Winkel kennt und zwei oder drei Ausgänge, versteckt unterm Dickicht. Dort schläft er, liebt seine Häsin, zieht seine Jungen auf, weiß sich vor Feinden geschützt. So geht es auch uns Menschen, unser Haus ist sicherlich dasjenige unter allen vergänglichen Gütern, an dem wir im Lauf unseres kurzen Lebens am innigsten hängen.
    Wie du dich erinnern wirst, Leser, hatte ich dieses schöne und helle Stadthaus dank der Freigebigkeit erworben, mit welcher mein geliebter Herr, König Heinrich III., mich für meine Missionen belohnte. Und dieses Anwesen bietet wahrhaftig alle Behaglichkeiten, die man in Paris von einem Adelshôtel erwartet, vornehmlich die Nähe zum Louvre, den ich auch bei größtem Fahrverkehr zu Pferde in einer halben Minute erreiche und binnen fünf Minuten zu Fuß. Und wenn Sie, schöne Provinzbewohnerin, jetzt eine Schippe ziehen und fragen, warum ich für einen so kurzen Weg überhaupt mein Pferd satteln lasse, so antworte ich, daß dies sicherlich nicht aus Faulheit oder Angeberei geschieht, sondern um mich in den kotigen Gassen der Hauptstadt nicht bis über die Knie zu beschmutzen.
    Die Rue du Champ Fleuri im Westen und die Rue du Chantre im Osten begrenzen mein kleines Reich, an ersterer befindet sich der Haupteingang, der auf einen gepflasterten Hof führt, wo rechts und links meine Pferdeställe liegen und die Remise für Kutsche und Karren. Und über den Ställen liegen der Heuboden und die Gesindekammern. Der Leser weiß vielleicht noch, daß ich die Mauer zur Rue du Champ Fleuri hin bedeutend hatte erhöhen lassen, weil ich befürchten mußte, von der Liga überfallen zu werden. Was auch geschah. Und nachdem die Vasselière zum gleichen Zweck in der alten Nadlerei, auf der gegenüberliegenden Gassenseite, einen gedungenen Mörder postiert hatte, damit er mich erschieße, mietete ich das Haus, um es mit eigenen Leuten zu besetzen.
    Am Ende des erwähnten gepflasterten Hofes erhebt sich das Wohnhaus, welches ungefähr genauso aufgeteilt ist wie das von Madame de Saint-Paul zu Reims, mit einer Ehrentreppe, die zum ersten und zweiten Stock führt, und einer Wendeltreppe im Eckturm, die ebenfalls die beiden Etagen bedient und dazu den Oberstock, wo die Kammerfrauen schlafen. Und jede in einem Raum für sich, was sie als großen Luxus erachten, denn in so manchem Adelspalais schlafen sie zu dritt in einemBett. Sie können sich ausdenken, welche Ruhe die Ärmsten dort finden!
    Im zweiten Stock sind alle Zimmer miteinander verbunden, weshalb ich mir dasjenige zunächst der Wendeltreppe zum Schlafgemach gewählt habe, damit ich hinauskann, ohne durch das benachbarte Zimmer gehen zu müssen, welches Monsieur de La Surie bewohnt. Louison

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