Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der Tag bricht an: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
Vom Netzwerk:
de Rosny, und dieses Lächeln schob seine breiten Wangen bis unter seinefröhlichen Augen. »Er hat nur keine freie Minute, weil er voll damit beschäftigt ist, denen in Laon die Hölle heiß zu machen, weshalb ich beauftragt bin, Euch heute das Was, Wie und Warum mitzuteilen.«
    »Das läßt sich hören!« sagte ich, indem ich mich auf meinem Schemel aufrichtete und Miroul einen freudigen Blick zuwarf.
    »Siorac«, begann Rosny, »habt Ihr im vergangenen Jahr von dem Attentat gehört, das Barrière auf das Leben des Königs machte und das, Gott sei Dank, gescheitert ist?«
    »Davon hörte ich, ja«, sagte ich. »Aber damals war ich in Paris und die Stadt in Händen der ›Sechzehn‹, weswegen ich keine Einzelheiten kenne.«
    »Die Einzelheiten und Umstände, Siorac, sind angetan, Euch zu erbauen. Am 26. August des vergangenen Jahres kam ein italienischer Edelmann, Ludovico Brancaleone, in Melun zum König und sagte, er sei in Lyon Zeuge eines Gesprächs zwischen einem gewissen Barrière und einem Jakobiner namens Serafino Bianchi geworden, in dessen Verlauf jener Barrière den Jakobiner fragte, ob man den König töten dürfe, nachdem er vom Papst exkommuniziert worden sei. Der Mönch – vielleicht, um der Ehre seines Ordens aufzuhelfen, die seit der Ermordung Heinrichs III. durch den Jakobiner Jacques Clément schwer beschädigt war – hatte Brancaleone aber in seinem Gemach versteckt, damit er dem König von dem Gespräch berichte, weil er sich schon hatte denken können, was Barrière ihn fragen werde. Worauf er sein Bestes versuchte, um besagten Barrière von seinem heillosen Plan abzubringen, doch anscheinend ohne ihn zu überzeugen. Und als jener zum Abschied sagte, er werde einen großen Pariser Doktor konsultieren, galoppierte Brancaleone nach Melun, um Seine Majestät zu warnen. Und er tat gut daran, denn am selben Tag, dem 26. August, wie gesagt, sah er Barrière auf der Straße vorm Haus des Königs umherstreichen. Er benachrichtigte den Leutnant der Vogtei, der Barrière festnahm, einkerkerte und bei der Durchsuchung ein fußlanges Messer bei ihm fand, beidseitig schneidend, mit sehr scharfer Spitze und frisch geschliffener Klinge.«
    »Beim Ochsenhorn!« sagte ich im Gedanken an Jacques Clément. »Schon wieder ein Messer!«
    »Es ist die Waffe der Straßenräuber«, sagte Monsieur de La Surie, »und keine eignet sich besser zum Mord. Sie ist leicht zu verstecken, leicht zu handhaben, und jeder Stich ist verhängnisvoll, sofern das Opfer nicht ein Kettenhemd unterm Wams trägt.«
    »Ach, was hilft es!« sagte Rosny, »alle Welt hält ihm vor Augen, daß er seit seiner Bekehrung vogelfrei ist, aber der König will von Vorsichtsmaßregeln nichts wissen. ›Bin ich eine Schildkröte‹, sagt er, ›daß ich mich panzern soll?‹ Doch ich fahre fort: Barrière wurde dem ordentlichen und außerordentlichen Verhör unterzogen, und er machte Geständnisse, die, und nun sperrt bitte Eure Ohren gut auf, Marquis de Siorac, die ans Mark Eurer Mission rühren.«
    »Und hätte ich zehn Ohren, könnte ich Euch nicht besser lauschen.«
    »Barrière erklärte, als er die Frau verlor, die er liebte, habe er sterben wollen; weil er aber nicht Hand an sich legen wollte aus Furcht vor der Verdammnis, habe er beschlossen, Heinrich von Navarra zu töten, den alle Prediger, die er gehört hatte, ihm als Tyrannen schilderten, als falschen Bekehrten und Ketzer. In Lyon, wo er sich befand, habe er in dieser Sache einen Priester, einen Kapuziner und einen Karmeliter befragt, die ihn alle zu seinem Vorhaben ermutigten. Ein Jakobiner jedoch, es handelte sich um den schon erwähnten Serafino Bianchi, habe sich dagegen ausgesprochen, was Barrière verunsichert, aber nicht überzeugt habe, so daß er nach Paris ging, um den gelehrtesten Mann zu konsultieren, den er finden könnte. In der Hauptstadt nun erkundigte er sich, welches die eifrigsten Prediger der Liga seien, und wurde an Monsieur Aubry verwiesen, Pfarrer von Saint-André-des-Arts, welcher ihn sogleich in seinem Plan ermutigt und dann zu dem ›großen Doktor‹ geschickt habe, den er zu sprechen begehrte.«
    »Und das war?«
    »Ehrwürden Pater Varade, Rektor des Jesuitenkollegs.«
    »Aha! Ein Jesuit also!«
    »Der in der Tat ein sehr gelehrter Mann ist.«
    »Und ein sehr eifernder«, sagte Monsieur de La Surie.
    »Ha, sehr eifernd, gewiß«, sagte Rosny. »Aber ist es nicht eine Tautologie, zu bekräftigen, daß Varade Jesuit und Eiferer ist? Doch weiter. Ihr werdet

Weitere Kostenlose Bücher