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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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»Body Shots!«
    »Mr. Ventanna?«
    Blaine wandte sich nach rechts und sah einen jungen Mann, der einen weiten olivfarbenen Anzug trug.
    »Mr. Alvarez wartet oben. Wenn Sie mir bitte folgen wollen …«
    Sie gingen auf einen Durchgang zu, über dem ein Pfeil nach oben wies. Die Tür führte ein Stück hinaus und zu einer schmalen Steintreppe. In der zweiten Etage des Baja Beach Club, der dritten des Cocowalk, drängten sich noch mehr Leute auf engstem Raum. McCracken folgte dem jungen Mann durch eine Menge, die laut genug war, um den Titel von Led Zeppelin zu übertönen, der auf der ersten Ebene herausgehämmert wurde. Blaine sah einen überdachten Balkon direkt über sich, der seltsam verlassen wirkte, wenn man den hervorragenden Überblick bedachte, den er auf das ganze Geschehen bot. Drei Gestalten lehnten an dem zur anderen Seite gewandten Geländer. Zwei weitere, die Wache am Zugang zum Balkon hielten, ließen McCrackens Begleiter durch, ihn selbst aber nicht. Der Begleiter ging zu dem Geländer hinüber und sprach kurz mit der kleinsten der drei Gestalten. Sie wandte sich um und sah zu McCracken herüber.
    Es war ein Junge; er war sechzehn, vielleicht siebzehn und trug weite Jeans mit Aufschlägen sowie ein Seidenhemd mit Blumenaufdruck. Seine dunklen, lockigen Haare wirkten feucht wie durch ein Gel oder Frisierschaum. In seinem stark gebräunten Gesicht saßen die strahlendsten blauen Augen, die Blaine jemals gesehen hatte.
    »Ich bin Carlos Alvarez«, sagte der Junge, als er sich McCracken näherte.
    Er streckte nicht die Hand aus. Auch Blaine tat es nicht.
    »Ich sollte hier Manuel treffen.«
    »Nun ja, mein Vater trifft sich nicht mit jedem.« Der Junge hielt inne. »Bist du bewaffnet?«
    »Eure Anweisungen besagen, daß ich unbewaffnet kommen soll, amigo.« McCracken folgte ihm und mußte sich anstrengen, um sein Entsetzen über die Tatsache zu verbergen, daß die größte Waffenschmuggelorganisation Südfloridas von einem Gespann aus Vater und Sohn geleitet wurde.
    »Ich bin nicht dein amigo«, erklärte ihm der Junge in bestem Englisch. »Du willst Geschäfte machen. Fangen wir damit an.«
    Ein Klapptisch war auf dem Balkon aufgestellt worden, und zwei der Handlanger des Jungen führten Blaine darauf zu. Von hier aus ließ sich das ganze Cocowalk-Zentrum übersehen. Zum erstenmal hatte McCracken direkte Sicht auf das Cineplex, das die vierte Etage ausmachte, und auf die orientalisch wirkenden Ausläufer des U-förmigen, offenen Dachs, das sich um den Innenhof zog.
    »Bist du sicher, daß du keine Waffen trägst?« fragte Alvarez und nahm den Sitz ihm gegenüber ein. Der Junge hatte sowohl ein Bier als auch ein schäumendes, pinkfarbenes Gebräu in seiner Reichweite, doch schien es ihm mehr zu bedeuten, geräuschvoll einen Kaugummi in seinem Mund zu bearbeiten. »Ich meine, ich möchte nicht, daß wir gleich mit einem Mißverständnis beginnen.«
    »Was soll denn das?« entgegnete Blaine und riß seine Jacke auf, damit die Handlanger ihn filzen konnten.
    »Ich wollte dir nur eine Chance geben, die Sache wieder auszubügeln, falls du Mist gemacht hast.«
    »Vincente Ventanna hat sein Wort gegeben«, sagte Blaine mit nicht mehr als der notwendigen Härte, während einer der Laufburschen des Jungen ihn abtastete.
    Der Junge lehnte sich ein wenig nach vorn. Ein Lächeln mit einer breiten Reihe weißer Zähne zog sich über sein Gesicht.
    »Das Problem ist, amigo, du bist nicht Ventanna.«

Drittes Kapitel
    Unten auf der Florida Avenue sah Cassas auf seine Uhr. Auf der Straße um ihn herum sammelten sich weitere Menschenmassen. Er nahm an, daß am South Beach nichts mehr los war, so daß die dortigen Szenegänger für den Rest der Nacht hierher gewechselt waren. Rote Ampeln bedeuteten nichts für Fahrer, die nach einem Parkplatz oder einem bekannten Gesicht suchten. Niemand ging irgendwohin, und wenn doch, dann nur langsam.
    Perfekt.
    Cassas zog das drahtlose Telefon aus seiner Tasche. Das war nicht ungewöhnlich im Grove, daher gab es keinen Grund für ihn, es zu verbergen. Er tippte die Ziffern ein und wartete.
    »Hier«, grüßte eine Stimme.
    »Es ist Zeit«, signalisierte Cassas.
    Bevor McCracken sich bewegen konnte, waren fünf Gewehre auf ihn in Anschlag gebracht worden. Reflexe vom Suchscheinwerfer des Hubschraubers huschten über das Gesicht des jungen Alvarez, während er fortfuhr: »Du hältst mich wohl für ganz blöd, Mann? Du glaubst, ich passe nicht auf, wer sich mit mir treffen will?« Er

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