Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
wiedergewann.
    »Na schön, ich habe Probleme, Kris, große Probleme. Du wirst es nicht glauben, aber vor einer Stunde habe ich gesehen …«
    Geräusche, als würde etwas zerbrochen oder eingeschlagen, schnitten seine Stimme ab.
    »Nein!«
    Ein Murmeln.
    »Nein!« Ein Schrei.
    Dann nichts mehr, nur noch ein wiederholtes leises Pochen, als klopfe jemand gegen ein Fenster. Ein paar Sekunden vergingen, bevor der Hörer am anderen Ende aufgelegt wurde. Es klickte, und die Aufnahme war zu Ende.
    »Fünf Uhr dreizehn morgens«, leierte die synthetische Stimme herunter, die sich am Ende einer jeden Nachricht meldete.
    Kristen sah von dem Kassettenspieler zu Paul hoch. »Ich glaube, diese Geräusche am Schluß waren Schüsse«, sagte sie, nachdem er auf die Stopptaste gedrückt hatte. »Das waren doch Schüsse, oder nicht?«
    »Kris, setz dich bitte.«
    »Sag mir, daß ich mich täusche, Paul. Bitte, sag mir, daß es nicht stimmt.«
    Er ließ sich in seinem Sessel nieder, und sie hockte sich steif auf den vorderen Rand des Besucherstuhls vor seinem Schreibtisch. Ihr Körper berührte den Stuhl kaum.
    Gathers beugte sich vor. »Wir haben die nötige Ausrüstung, um alle Geräusche zu verstärken, und Computer, die sie identifizieren können. Ich bringe es den Jungs im Labor. Sollen sie es versuchen.«
    »Du brauchst sie nicht, um herauszufinden, von wo der Anruf gekommen ist. Du hast die genaue Zeit und die Vermittlungsstelle, über die der Anruf kam.«
    »Ein Schritt nach dem anderen.«
    Kristen sprang auf und strich sich mit einer Hand über das Kinn. »Tu mir das nicht an, Paul, nicht du.«
    Gathers stand auf und ging um den Tisch zu ihr. Er legte ihr die Hände auf die Schultern und spürte, daß sie erneut zitterte.
    »Du warst nicht zu Hause, als der Anruf kam.«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Glaubst du, daß es eine Rolle gespielt hätte, wenn du zu Hause gewesen wärst?«
    Sie wich seinem Blick aus. »Zumindest hätte ich gewußt, wo er war. Vielleicht hätte er genug Zeit gehabt, um mir zu sagen, was er gesehen hat. Ich hätte etwas tun können.«
    »Du tust etwas. Du bist zu mir gekommen, oder nicht?« Als Kristen keine Antwort gab, drückte er ihren Arm etwas fester. »Oder nicht?«
    Sie nickte willenlos. Dann wanderten ihre Blicke wieder zu dem Kassettenrecorder. »Du hast seine Stimme gehört, Paul. Er klang so verängstigt. Ich habe David noch nie so gehört.«
    »Wir reden über deinen Bruder, nicht wahr?«
    »Was zum …«
    »Antworte mir.«
    »Ja.«
    »Der vorzeitig vom College abgegangen ist, der seine Unabhängigkeit viel höher schätzt als seine Schwester, die ihre Karriere sicher im Griff hat. Vor zwei Monaten hast du mir erzählt, daß er mit einem Jeep quer durch das Land fährt. Es hat dich unheimlich genervt.«
    »So?«
    »Vielleicht nervt es dich noch immer. Oder vielleicht vergißt du auch all die Scherze, die er sich von Kindesbeinen an mit dir erlaubt hat.«
    »Du glaubst, daß das ein Witz ist? Mein Gott, Paul, seine Stimme.« Sie deutete mit einem Finger auf den Kassettenrecorder. »Hör dir seine Stimme an!«
    »Das werde ich, Kris, und das werden auch die Experten. Aber beantworte mir eine Frage: Hält dein Anrufbeantworter die Anzahl der Anrufer fest, die aufhängen, bevor der Pfeifton kommt?«
    »Nein, er speichert nur diejenigen, die eine Nachricht hinterlassen.«
    »Dann ist es möglich, daß David wiederholt angerufen hat, vielleicht sogar ein paarmal, und dir nur keine weiteren Nachrichten hinterlassen wollte.«
    »Nein, das würde er mir nicht antun.«
    Er zog eine Grimasse. »Wir reden doch von David, nicht wahr?«
    »Ja, zugegeben.«
    »Ich erinnere mich daran, wie du mir erzählt hast, daß er sich einbildet, ein Journalist zu sein.«
    »Ich hatte ihm angeboten, ihm hier oben eine Praktikantenstelle zu besorgen, als er mir sagte, daß er die Schule wieder verlassen will.«
    »Aber er war natürlich zu sehr der einsame Kämpfer, um es anzunehmen.«
    »So hat er sich selbst gesehen.«
    »Vielleicht hat er dann die falschen Leute geärgert. Das passiert. Er wird sich wieder melden, wenn er es nicht bereits getan hat.« Gathers zögerte, bevor er fortfuhr, als wolle er seine Worte besonders sorgfältig wählen. »Hätte er wissen können, wo er dich letzte Nacht erreichen konnte?«
    »Nein«, sagte Kristen leise.
    »Na also.«
    »Deshalb ist es um so wichtiger, daß du mir sagst, von wo aus er angerufen hat. Ich muß herausfinden, wo er ist.«
    Gathers nickte. Er hielt

Weitere Kostenlose Bücher