Der Tag Delphi
aufgerissen, um ihn besser zur Strecke bringen zu können. Aufgrund des Schnaubens der Tiere konnte Blaine nichts von der Annäherung der Männer hören, und die ungeschlachteten Leiber der Rinder nahmen ihm die Sicht. Ihm blieb nur übrig, sich vom Schwung der vorwärtsdrängenden Tiere mitreißen zu lassen.
Blaine war der erhöhten Zentralöffnung nahe genug, um einen Arbeiter auf einer niedrigen Plattform sehen zu können, der den Strom der Tiere zum Ort ihres Todes kontrollierte. Als das Licht, das durch die geöffneten Türen fiel, den Mann erreichte, drehte er den mit einer Maske bedeckten Kopf und erstarrte. Er war unbewaffnet und versuchte, nach etwas zu greifen, das an seinem Gürtel hing, wurde vorher jedoch gegen die Wand zurückgeworfen. Wo sich zuvor nur eingetrocknetes Blut befunden hatte, klafften nun drei große, scharlachrote Risse. Der Mann brach zusammen. Das Gesicht eines anderen Mannes rechts von ihm verschwand in einer Explosion aus Blut und Knochen.
Der Feind kam näher. McCracken konnte die Stelle, wo die Tiere getötet wurden, nicht erreichen, ohne gesehen zu werden. Er steckte in der Falle.
Außer …
Blaine verharrte. Hinter ihm drängten die Tiere sich kurz zusammen und glitten dann an ihm vorbei. Er senkte die Schultern und spähte durch ein endloses Meer von Hufen.
Da! Zehn Meter rechts hinter ihm konnte er ein Stiefelpaar ausmachen. Blaine rutschte nach links. Er bekam immer wieder Tritte von den nervösen Rindern ab. Nachdem er auf diese Weise sechs Meter zurückgelegt hatte, schwenkte er herum und näherte sich dem Killer. Er schätzte, daß er den Mann bei dem Tempo, das die Rinder ihm zugestanden, knapp vor der letzten Rampe erreichen würde, die zu dem Förderband hinaufführte.
Blaine nutzte für seinen Angriff eine schmale Lücke zwischen zwei Tieren, die wie erstarrt dastanden. Er warf sich auf seinen Verfolger, prallte gegen dessen Knie und riß ihn zu Boden. Die Tiere wichen zurück, und die beiden Männer wälzten sich auf dem schmutzigen Boden.
Der Killer war mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr bewaffnet, einer Waffe, die bei einem Nahkampf nutzlos war. Dennoch umklammerte Blaine sie mit einer Hand und drückte sie gegen seinen Körper, bevor er mit der anderen ausholte. Er hatte so viel Schlamm und Fäkalien ergriffen, wie er nur halten konnte, und drückte die stinkende Mischung seinem Widersacher auf Nase und Mund. Der Mann würgte; die Augen drohten ihm aus den Höhlen zu quellen. In diesem Moment ließ Blaine das Gewehr los und schlug zu. Beim dritten Schlag knirschte es heftig, und als er die Hand zurückzog, war sie blutverschmiert. Der Mann stöhnte noch einmal und lag dann reglos da. Blaine versuchte, ihm die Kalaschnikow aus den Fingern zu zerren.
Eine plötzliche nervöse Bewegung der Tiere über ihm warnte ihn vor der schnellen Annäherung eines weiteren Gegners. McCracken ließ das Gewehr los und sprang auf. Er erwischte den zweiten Angreifer überraschend mit dem Ellbogen am Kinn. Der Mann taumelte kurz und holte dann mit seinem Gewehrkolben aus. Der Schlag traf Blaine am Kinn. Sein Kopf peitschte zur Seite, die Halsmuskeln schienen zu reißen. Blaine prallte gegen den steinharten Körper eines Rindes und wurde zu dem Angreifer zurückgeworfen.
Der Finger des Mannes hatten sich schon um den Abzug gelegt, doch Blaine gelang es, den Lauf zu ergreifen und zur Seite zu schieben. Die Kugeln aus der Kalaschnikow trafen ein paar Rinder. Die sowieso schon verängstigte Herde brach in Panik aus. Die Tiere traten aufeinander ein, und ihr ordentlicher Vormarsch geriet durcheinander. Sie stoben in alle Richtungen davon, die sich ihnen boten.
Der Mann trat nach ihm, doch Blaine ließ den Gewehrlauf nicht los. McCrackens Gegner versuchte, wie zuvor mit dem Kolben nach ihm zu stoßen. Der Schwung der Bewegung trug die beiden Männer die Rampe hinauf, die zu den drei Zonen führte, in denen die Rinder getötet wurden.
Sie prallten gegen den Anfang des Förderbands, das die Kadaver dann zur Weiterverarbeitung durch das Schlachthaus trug. Blaine flog auf den Rücken und spürte das holpernde Band unter sich, während sein Gegner ihm den Gewehrkolben gegen die Kehle drückte und ihm die Luft abschnürte. Der Mann zwang die Waffe mit aller Kraft hinab. Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem dreckverschmierten Gesicht aus.
McCracken hielt das Gewehr fest, konnte es aber nicht bewegen, ihm blieben nur noch Sekunden bis zur Bewußtlosigkeit, doch was sollte
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