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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Gesicht. »Ich habe noch ein paar Asse im Ärmel.«
    »Dann benutzten Sie sie. Hauen Sie ab.«
    »Ich laufe nicht einfach davon«, sagte Cleese starrköpfig. Der Atem kondensierte vor seinem Gesicht.
    »Denken Sie an Ihren Sohn.« Blaine wußte, daß er ihn damit am Wickel hatte. »Robben Sie schon los. Bleiben Sie unten, zwischen dem Vieh.«
    Cleese nickte. »Ich gebe Ihnen eine Telefonnummer. Merken Sie sie sich. Abhörsichere Leitung. Für den Fall, daß Sie mich eines Tages erreichen müssen. Ich bin Ihnen jetzt was schuldig.«
    Cleese sagte die Nummer auf. Blaine prägte sie sich ein.
    »Und jetzt verschwinden Sie von hier«, befahl er dann.

Zwanzigstes Kapitel
    Blaine sah Cleese nach, bis der Mann zwischen den Rindern verschwand, die sich am anderen Ende des Pferches zusammendrängten, und kroch durch den Schlamm weiter. Dreckklümpchen spritzten hinter ihm in die Luft. Die sich nähernden Schützen bekamen ihn immer besser ins Visier. Aus den Einschlagwinkeln ihrer Kugeln konnte Blaine Rückschlüsse auf ihre Standorte ziehen. Wenn die Rinder gelegentlich auseinanderstoben, konnte er den einen oder anderen von ihnen sogar ausmachen. Blaine hielt die SIG-Sauer in der Hand, hatte sie aber noch nicht abgefeuert. Als er die Waffe schließlich hob und zielen wollte, knallte das Bein eines jungen Ochsen gegen seinen Arm.
    Die Pistole flog davon, und eine Kugel schoß weit am Ziel vorbei in den Himmel. McCracken tastete im Schlamm nach der Waffe. Rinder umgaben ihn auf allen Seiten, und ihre Hufe näherten sich bedenklich seinen Fingern. Die Suche war die reinste Zeitverschwendung. Nicht nur, daß er jetzt keine Waffe mehr hatte; der Fehlschuß hatte den Angreifern auch seine Position verraten. Ihm blieb nur noch ein möglicher Fluchtweg: das Schlachthaus selbst.
    Das riesige Gebäude war dreißig Meter entfernt und durch den Pferch zu erreichen, wenn er an den verängstigten, brüllenden Tieren vorbeikam. Die Türen, die vom Pferch ins Schlachthaus führten, waren geöffnet worden, und die Rinder hielten auf sie zu.
    Blaine drückte sich tief in den ranzigen Schlamm. Die Tiere, die sich nicht um das Futter scharten, das Cleese aus dem Sack geschaufelt hatte, drängten sich weiterhin zum Schlachthauseingang. Die Masse der sich langsam und unbeholfen bewegenden braunen Rinder bot ihm einen gewissen Schutz.
    Hinter dem Pferch hörte er Schreie, Schüsse und das schwere Stampfen von Schritten. Zwei Gewehrschüsse hallten auf, und das leise Spucken der schallgedämpften Pistolen antwortete ihnen. Einige der Cleese noch treu ergebenen Wachen mußten herbeigeeilt sein und Widerstand leisten, womit sie Blaine zumindest etwas Zeit verschafften. Er schleppte sich weiterhin auf den Ellbogen durch den Schlamm. Über ihm drohten die Hufe der schnaubenden Tiere mit jedem Schritt ein Unglück an.
    Die Doppeltür schwang langsam wieder zu. McCracken kroch schneller voran und drängte und zwängte sich zwischen den Tieren durch. Er machte einen Satz, und unmittelbar hinter ihm knallte die Tür zu. Blaine richtete sich in die Hocke auf, wobei die sich ständig im Kreis bewegenden Rinder ihm noch immer Deckung boten. Zum Schutz gegen den widerwärtigen Gestank zog er die nun schlammverdreckte Maske wieder vor das Gesicht. Sie schränkte zwar sein Sichtfeld ein, doch das spielte im Augenblick keine Rolle. Die Herde bewegte sich langsam durch das große Gebäude und geriet dann an drei verschiedene Laufgatter, die zu den Förderbändern führten, auf denen ihre Rümpfe dann der weiteren Verarbeitung zugeführt werden würden.
    Die Decke des Gebäudes war hoch, die Beleuchtung ziemlich schwach. Der Lärm der Maschinen hatte die Schüsse vor den Personen verborgen, die sich darin aufhielten. Daher wußten sie nichts von der Schießerei draußen. Während Blaine den Rindern auswich, erhaschte er Blicke auf verschmutzte weiße Monturen.
    Die Tiere drängten weiter, von Arbeitern angetrieben, die McCracken noch nicht entdeckt hatten. Sein Plan war loszuspurten, sobald er den Anfang der Laufgatter erreicht hatte, durch die man das Vieh schickte. Das Förderband würde ihn dann irgendwann zu den Türen bringen, durch die man die Rinderhälften hinausschaffte, um sie in Lastwagen wie den seinen zu verladen.
    Blaine entschied sich für das mittlere der drei Laufgatter. Als er noch fünfzehn Meter davon entfernt war, schnitt plötzlich Licht schmale Splitter in die frostige Dunkelheit. Der Feind hatte ihn hierher verfolgt und die Türen

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