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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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er tun?
    Blaine warf einen Blick hinter sich und sah den mechanischen Ladestock, bei dem es sich um den einzigen vollautomatisierten Bestandteil des Förderbands handelte. Ein Laser führte den Ladestock zielsicher zum Kopf eines jeden Tieres und schickte ihn mit einem schnellen Schlag vorwärts, sobald die Sensorlinie überquert worden war. Das Ergebnis war der sofortige Tod, nach dem das Tier dann an den gefesselten Vorderbeinen hochgezogen und zu den jetzt verlassenen Einrichtungen befördert wurde, an denen es weiterverarbeitet wurde. Da der Ladestock jedoch vollautomatisiert war, müßte er auch jetzt noch funktionieren.
    Während das Blut in seinem Kopf hämmerte, ließ McCracken das Gewehr abrupt los und griff nach dem Haar der Gestalt über ihm. Er bekam es zu fassen und zerrte den Mann so weit zurück, daß er in den Sensorbereich des Ladestocks geriet. Einem kurzen mechanischen Winseln folgte eine verschwommene Vorwärtsbewegung, die Blaine nur aus den Augenwinkeln wahrnehmen konnte. Der Ladestock prallte gegen die Stirn des Mannes, warf ihn heftig zurück und hinterließ einen seltsam blutleeren Riß in seinem Schädel.
    Blaine sprang auf und spurtete den mittleren der drei blutverschmierten Laufstege zum hinteren Teil des Schlachthofs entlang. Die Oberfläche bestand aus schweren Latten, zwischen denen Lücken gelassen worden waren, damit das Blut abfließen konnte. Geschlossen war der Boden nur an den jeweiligen Stellen, an denen Arbeiter die Rinder nacheinander aufschnitten, häuteten und viertelten. Darüber erhob sich das Förderband, an dem die Tierkadaver hingen.
    Blaine stürmte unter den Bügeln des Bandes einher, die aufgrund des plötzlichen Zusammenbruchs des Systems leer blieben. Er bückte sich und hob zwei blutverschmierte, machetenähnliche Messer auf, die ein um sein Leben laufender Arbeiter fallen gelassen hatte. Hinter sich hörte er, wie jemand einem anderen Mann etwas zurief, und fuhr herum. Er warf die Messer, bevor er richtig Ziel genommen hatte. Ein Wurf ging hoffnungslos daneben, doch das andere Messer streifte den Arm eines Schützen und wirbelte ihn in den Bereich des Ladestocks. Das stählerne Ende traf ihn in die Kehle und durchbohrte sie, und der Mann schlug wild um sich, während der Ladestock ihn aufspießte und zurückwarf.
    Andere Killer drängten sich an der zuckenden Leiche vorbei und eröffneten das Feuer auf McCracken. Blaine lief weiter und holte den letzte Bügel des Förderbandes ein, an dem ein totes Rind hing. Während neben ihm Kugeln einschlugen, sprang er hoch und bekam einen Bügel zu fassen, an dem die Vorderläufe eines jungen Ochsen hingen, so daß dessen Kadaver ihm Deckung bot. Er zog die Beine hoch, damit sie nicht unter dem Tier hervorhingen, und mit knapper Not gelang es ihm, einer riesigen, scherenähnlichen Schneidevorkehrung auszuweichen, die die Rinder von der Decke aus durchtrennte.
    Plötzlich hielt das Band an. Blaine ließ sich auf die Planken fallen und wäre fast in einem stinkenden Haufen aus Eingeweiden und abgetrennten Gliedern ausgerutscht.
    »Da ist er!«
    Der Ruf übertönte kaum eine weitere Kugelsalve. Blaine lief gebückt auf eine Öffnung zu, an der das Förderband normalerweise die fertig verarbeitete Ware in einen Lagerraum kippte. Wie es zu erwarten war, hatten Cleeses Arbeiter auch hier das Weite gesucht, und die sechs Kühlräume waren unbewacht. Um seine schnell näherkommenden Widersacher zu verwirren, riß McCracken die Türen zweier Kühlräume auf und stürmte in den dritten. Er zerrte die Tür hinter sich zu, und augenblicklich wurde sein Körper von der intensiven Kälte umhüllt. Geviertelte oder halbierte Ochsenleiber hingen überall an Stangen an der Decke. In der Luft schwebten Eiskristalle. Er würde es hier nicht lange aushalten, doch ihm lag nichts daran, ein Versteck zu finden – er suchte einen Fluchtweg.
    Blaine hatte draußen genug von der Beladungsprozedur mitbekommen, um zu wissen, daß diese Kühlräume auf den Hinterseiten mit lukenähnlichen Türen versehen waren. Er lief weiter, riß die Luke auf und stand vor einer steilen Schräge, über die die Rinderhälften hinabgelassen wurden, damit sie dann unten problemlos verladen werden konnten. Zwanzig Meter hinter dieser Rutsche stand sein Lastwagen; der Motor schnurrte noch immer im Leerlauf vor sich hin.
    Blaine hörte, daß die Tür des Kühlraums aufgerissen wurde, und warf sich kopfüber auf die Rutsche. Eine schleimige Schicht aus Öl und Blut

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