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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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verlieh ihm zusätzliche Geschwindigkeit. Als die Rutsche abflachte, richtete er sich auf. Seine Füße berührten Schotter, und er lief los und sprang hinter das Lenkrad seines Trucks.
    Er achtete nicht auf die Kugeln, die bereits in die Seite und das Heck des Fahrzeugs einschlugen, sondern warf den Gang ein und preschte über den Parkplatz. Der Laster bockte und klapperte, und Blaine schaltete die Kühlung des Frachtraums aus, um mehr PS zur Verfügung zu haben. Als hätte der Motor einen Schub von einem Turbo bekommen, drängte der Truck dankbar der Zuflucht entgegen, die die offene Straße verhieß.
    Diese Zuflucht war natürlich befristet; McCracken ließ den Kühlwagen zwanzig Kilometer von Arlo Cleeses Schlachthaus im Wald stehen. Er setzte seine Flucht zu Fuß fort, bis er zu einer kleinen Farm gelangte, auf deren Hof zwischen zwei Bäumen eine Wäscheleine aufgespannt war. Die Schlachthausmontur, die er bereits ausgezogen hatte, hatte zwar den Großteil des Schmutzes und Blutes von seiner eigenen Kleidung abgehalten, doch der Gestank schien sich darin auf ewig festgesetzt zu haben. Zum Glück hingen neben einigen anderen Kleidungsstücken auch eine Jeans und ein Hemd von seiner Größe an der Leine. Nach einer stummen Entschuldigung an den Besitzer nahm er sie ab und hing statt dessen seine mitgenommene Kleidung auf.
    Blaines nächste Aufgabe bestand darin, sich als Ersatz für den aufgegeben Truck ein anderes Fahrzeug zu besorgen. Eine lange Wanderung die Straße entlang führte ihn zu einer Tankstelle mit einem angeschlossenen Lebensmittelladen. Auf dem kleinen Parkplatz daneben wählte er den Wagen mit dem kältesten Motor aus, der wahrscheinlich jemandem gehörte, der hier arbeitete und das Auto in den nächsten Stunden wohl nicht vermissen würde. Der Besitzer hatte – ein unerwarteter Bonus für McCracken – den Schlüssel stecken lassen. Bei Anbruch der Dunkelheit erreichte Blaine ein Motel, nachdem er unterwegs ein Paar Nummernschilder gestohlen hatte und an dem Wagen befestigt hatte.
    Zuerst rief er Sal Belamo an und bat ihn, alles über das Gesetz 4.079 des Repräsentantenhauses auszugraben, jenes Gesetz, das Arlo Cleese unmittelbar vor dem Angriff gegen das Schlachthaus erwähnt hatte. Nach zwei Stunden rief der Ex-Boxer mit der platten Nase zurück.
    »Das ist ein verrücktes Ding, Boß«, sagte Belamo. »Eine ganz verrückte Sache.«
    »Du sprichst vom Gesetz vierzig-neunundsiebzig?«
    »Mit der Juristensprache habe ich nicht viel am Hut, also erkläre ich dir das Gesetz mal, so wie ich es kapiere. Zuerst einmal beschäftigt es sich mit den Strafen für Verstöße gegen das Drogengesetz, besonders im Hinblick auf Händler. Es bevollmächtigt die Regierung, stell dir das mal vor, besondere Gefängnisse einzurichten, in denen lediglich solche Straftäter einsitzen. Wie kommt dir das vor?«
    »Klingt für mich wie Konzentrationslager.«
    »Ganz meine Meinung. In dem Gesetzentwurf werden sie als Internierungslager bezeichnet.«
    »So hießen sie auch in Nazideutschland.«
    »Auf jeden Fall wird eine solche Wortklauberei betrieben, daß ich mir nicht sicher bin, ob der Kongreß überhaupt mitbekommen hat, was er da verabschiedet hat. Aber wer auch immer hinter dem Gesetzentwurf steht, er hat ihn durchgebracht. Ich habe jemanden in der Verwaltung angerufen, der mir noch einen Gefallen schuldig war. Er hat mir verraten, daß der Bau sechs solcher Zentren unter der Budgetposition – große Überraschung! – ›Verschiedenes‹ genehmigt worden ist. Eine Haftanstalt steht bereits. In New Mexico, Boß. White Sands. Der Bursche, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt, in den Akten würde sie als Sandburg Eins geführt.«

Einundzwanzigstes Kapitel
    Johnny Wareagle war keineswegs überrascht, daß die Regierung bei Traggeos vorzeitiger Entlassung aus der Haft die Finger im Spiel gehabt hatte. In gewissen Kreisen bestand immer Bedarf für die brutalen Fertigkeiten des Killers, und Johnny hatte eine ziemlich gute Vorstellung darüber, welcher dieser Kreise in die Sache verwickelt sein könnte.
    Colonel Tyson Gash, Traggeos Kommandeur in Vietnam, hatte sich sein Lebenswerk nicht verderben lassen, als man ihn vor fünf Jahren unehrenhaft entlassen hatte. Der ehemalige Chef der Salvage Company hatte die Gelegenheit benutzt, um seine private und geheime Armee zu gründen, eine Survivalist-Gruppe, die aus ehemaligen Rangern und Mitgliedern der Special Forces bestand und in Arizona im Schatten der New

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