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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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wo er hinführte.

218. KONTAKTE
    Dienstag, 14 Uhr 30. Gemäß dem lange vereinbarten Termin wird Kommissar Méliès von Raphaël Hisaud empfangen, dem Forschungsminister. Er stellte ihm Madame Juliette Ramirez und Mademoiselle Laetitia Wells vor und präsentiert ihm eine Flasche, in der sich eine Ameise bewegt. Die Unterredung sollte zwanzig Minuten dauern – es werden achteinhalb Stunden daraus. Und am nächsten Tag noch einmal acht.
     
    Donnerstag, 19 Uhr 23. Der französische Staatspräsident Régis Malrout empfängt in seinem Salon den Forschungsminister Raphaël Hisaud. Auf dem Speiseplan stehen Orangensaft, Croissants, Rühreier und die Überbringung einer Botschaft, die der Forschungsminister für enorm wichtig hält.
    Der Präsident beugt sich über die Croissants: »Was verlangen Sie da von mir? Ich soll mit einer Ameise sprechen? Nein, nein und tausendmal nein! Selbst wenn sie siebzehn Menschen das Leben gerettet hat, die unter einem Ameisenhügel eingeschlossen waren, wie Sie behaupten. Sind Sie sich denn über Ihren Vorschlag im klaren? Dieser Fall Wells steigt Ihnen zu Kopf! Na, ich will den Inhalt dieses Gesprächs mal vergessen, aber sprechen Sie mich nie wieder darauf an, nie wieder!«
    »Es geht nicht um irgendeine Ameise. Es geht um Nr. 103.
    Eine Ameise, die bereits mit Menschen gesprochen hat.
    Außerdem ist sie die Repräsentantin der größten Ameisenföderation in der Region. Einer Föderation, die achtzig Millionen Kopf stark ist!«
    »Achtzig Millionen was? Sie sind ja verrückt, aber wirklich!
    Ameisen! Insekten. Tierchen, die man mit einem Finger zerquetscht … Jetzt fallen Sie doch nicht auf ein paar krumme Touren von irgendwelchen Hochstaplern herein, Hisaud. Die Geschichte kauft Ihnen doch keiner ab. Die Wähler müssen denken, daß wir sie mit Gutenachtgeschichten dazu bringen wollen, im Stehen einzuschlafen, damit wir sie dann leichter mit neuen Steuern aufs Kreuz legen können. Ganz zu schweigen von den Reaktionen der Opposition … Ich kann das Gelächter schon hören!«
    »Wir wissen sehr wenig über die Ameisen!« wandte der Minister ein. »Wenn wir mit ihnen wie mit intelligenten Wesen sprechen, stellen wir bestimmt fest, daß wir viel von ihnen zu lernen haben.«
    »Wollen Sie etwa auf diese schwachsinnigen Theorien über Krebs zu sprechen kommen? Ich habe in der Regenbogen-presse davon gelesen. Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, daß Sie das ernst nehmen, Hisaud?«
    »Die Ameisen sind die am weitesten verbreiteten Tiere auf Erden, und sie gehören sicher zu den ältesten und am besten entwickelten. Millionen von Jahren lang hatten sie Zeit, Dinge zu lernen, von denen wir nichts wissen. Wir Menschen sind erst seit drei Millionen Jahren auf der Erde. Und unsere moderne Zivilisation ist höchstens fünftausend Jahre alt. Von einer so erfahrenen Gesellschaft können wir sicher etwas lernen. Die Ameisen ermöglichen uns eine Vorstellung von dem, wie unsere Gesellschaft in hundert Millionen Jahren aussieht.«
    »Davon habe ich schon gehört, aber es ist Unsinn. Es sind …
    Ameisen! Wenn Sie Hunde gesagt hätten, dann hätte ich es zur Not noch verstanden. Ein Drittel unserer Wähler hält Hunde, aber Ameisen!«
    »Wir brauchen doch nur …«
    »Das reicht. Lassen Sie sich das gesagt sein, mein Lieber! Ich will nicht der erste Staatspräsident der Welt sein, der mit einer Ameise spricht. Ich lege keinen Wert darauf, daß die ganze Erde sich meinetwegen den Bauch vor Lachen hält. Weder meine Regierung noch ich werden uns mit diesen Tierchen lächerlich machen. Ich will von Ameisen nichts mehr hören.«
    Wütend nahm der Präsident sich eine Gabelvoll Rührei und stopfte sie in sich hinein.
    Der Forschungsminister blieb gleichmütig.
    »Nein, ich werde Ihnen immer wieder davon erzählen. Bis Sie Ihre Meinung ändern. Es haben mich Leute besucht. Sie haben mir alles mit einfachen Worten erklärt, und ich habe sie verstanden. Wir haben heute die Chance in der Hand, ganze Jahrhunderte zu überspringen, einen großen Satz in die Zukunft zu machen. Die werde ich uns nicht entgehen lassen.«
    »Albernheiten!«
    »Hören Sie mich an. Ich werde eines Tages sterben, Sie werden auch sterben. Da wir beide zum Untergang verurteilt sind, warum sollten wir nicht eine originelle, neuartige Spur unseres Daseins auf Erden hinterlassen? Warum sollten wir nicht Verträge in den Bereichen Wirtschaft, Kultur … ja sogar Verteidigung mit den Ameisen schließen? Schließlich handelt es sich um

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