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Der Tag der Ameisen

Der Tag der Ameisen

Titel: Der Tag der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Organ, mangelnder Gebrauch zerstört es.
    Die einzige Beschäftigung der Zisternen besteht darin, sich zu füllen oder sich zu entleeren, sie werden nach und nach zu binären Maschinen umfunktioniert.
    Außerhalb dieses Saals vermögen sie nichts wahrzunehmen oder zu begreifen. Sie werden in die Unterkaste der Zisternenameisen geboren und als solche sterben sie auch.
    Man kann sie jedoch auch lebendig abnehmen. Dazu genügt es, ein Pheromon auszusenden, das »Wanderung« bedeutet.
    Die Zisternen sind zwar Reservoire, aber bewegliche Reservoire, darauf programmiert, sich bei einer Wanderung transportieren zu lassen.
    Die Rebellinnen prüfen einige Zisternen von der richtigen Größe. Sie nähern sich ihren Antennen und sprechen die Formel »Wanderung« aus. Daraufhin regt sich das riesige Insekt langsam, löst seine Beine nacheinander von der Decke und steigt herunter. Sofort wird es aufgefangen, damit es nicht vom eigenen Gewicht erdrückt wird. Wo geht’s denn hin? fragt eines von ihnen.
    Nach Süden.
    Die Zisternen diskutieren nicht und lassen sich von den Rebellinnen forttragen. Diese müssen sich zu sechst zusammentun, um eines von diesen Fässern zu schleppen.
    Wenn man bedenkt, daß diese ganze Anstrengung nur den Fingern dient!
    Wissen sie es wenigstens zu schätzen? erkundigt sich Nr. 103 683.
    Sie beschweren sich, daß wir ihnen nicht genug bringen!
    antwortet eine Rebellin.
    Die Undankbaren!
    Vorsichtig macht sich das Kommando wieder in die unteren Stockwerke auf. Dort ist endlich der winzige Spalt in der Granitdecke. Auf der anderen Seite befindet sich der Saal, in dem Doktor Livingstone mit ihnen sprechen wird.
    Nr. 103 683 zittert. Mit den schrecklichen Fingern zu sprechen soll also so einfach sein?
    Die Unterhaltung läßt aber noch auf sich warten. Denn die Rebellinnen werden plötzlich von Wachen gejagt, die in dem Viertel eine Routinepatrouille machen. Rasch lassen sie ihre Zisternen fallen, um schneller fliehen zu können.
    Das sind Rebellinnen!
    Eine Soldatin hat den Erkennungsduft entziffert, den sie für unentschlüsselbar gehalten hatten. Die Alarmpheromone wallen, los geht die Verfolgungsjagd.
    Die Föderationskriegerinnen sind schnell, schaffen es aber nicht, die Rebellinnen einzuholen. Daher errichten sie Sperren und schneiden damit bestimmte Wege ab, als wollten sie sie alle irgendwo zusammentreiben.
    Die Soldatinnen jagen das Kommando in rasendem Tempo die Stockwerke hoch. 40. 30. 16. 14. UG. Sicher treiben sie ihre Beute auf einen bestimmten Ort zu. Nr. 103 683 ahnt die Falle, ohne ein Schlupfloch zu sehen. Vor ihr liegt nur noch ein Ausgang. Wenn die Föderierten ihn offen gelassen haben, dann haben sie ihre Gründe dafür! Doch was bleibt ihnen für eine Wahl, als dort hindurchzulaufen?
    Die Rebellinnen kommen in eine Kammer voller fürchterlicher, stinkender Wanzen. Ihre Antennen richten sich vor einem grauenerregenden Schauspiel auf!
    Den Rücken gespickt voller kleiner Vaginen laufen kreuz und quer stinkende Wanzenweibchen herum, verfolgt von Männchen, die ihr spitzes Geschlechtsteil mit dem Bohrerende schwenken. Weiter hinten schieben sich homosexuelle Männchen in langen grünen Trauben ineinander. Alles ist voll von ihnen, überall wimmelt und krabbelt es. Die Bohrer der Männchen sind aufgerichtet, bereit, die Chitinhäute zu durchdringen.
    Ehe die Rebellinnen sich versehen, stürzen sich die verfluchten Insekten auch schon auf sie. Eine Ameise bricht zusammen, plattgewalzt von einer dicken Schicht brünstiger Stinkwanzen. Keine hat die Zeit, ihren Hinterleib freizu-machen, um sich mit Säureschüssen zu verteidigen. Die Bohrer der Männchen durchdringen ihre Panzer.
    Nr. 103 683 wehrt sich verzweifelt.
     

23. ENZYKLOPÄDIE
     
    WANZE: Von allen Formen der Sexualität im Tierreich ist die der Bettwanzen (Cimex lectularius) die erstaunlichste. Keine menschliche Phantasie reicht in die Nähe derartiger Perversion.
    Erste Besonderheit: der Priapismus. Die Bettwanze hört keinen Augenblick lang auf, sich zu paaren. Einige Exemplare haben über zweihundertmal am Tag Verkehr.
    Zweite Besonderheit: die Homosexualität und die Zoophilie.
    Den Bettwanzen fällt es schwer, ihre Artgenossen zu erkennen. Und noch schwerer fällt es ihnen, unter diesen Artgenossen die Männchen von den Weibchen zu unterscheiden. 50% ihres Verkehrs sind gleichgeschlechtlich, 20 % finden mit artfremden Tieren statt, nur 30 % werden mit Weibchen vollzogen.
    Dritte Besonderheit: der Bohrerpenis. Die Bettwanzen

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