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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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letzte Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Hathcar beeilte sich, zu antworten.
    »Das macht nichts, wenn du sie woanders hinführst. Wir werden euch schon aufspüren, egal wo ihr hingeht.«
    »Vielleicht. Vielleicht werdet ihr aber auch feststellen, daß man euch in eine Falle gelockt hat. Wir Wesen des Waldes haben da so unsere Verteidigungsmethoden gegen euch Liebhaber der Zivilisation. In meinem Revier gibt es überall verborgene Fallgruben und an Bäumen befestigte Waffen. Folgt mir, und ihr werdet es am eigenen Leibe erleben.«
    Diesmal schwiegen die Wälder. Drom nickte vor sich hin.
    »Gut. Sie denken darüber nach, wahrscheinlich streiten sie sich auch darüber. Wenn sie Vernunft annehmen, kommen wir vielleicht noch ohne weitere Gewaltanwendung davon.«
    Jon-Tom spähte durch den schmalen Schlitz im Stein.
    »Meinst du wirklich, daß sie so vernünftig reagieren werden?«
    »Ich weiß es nicht, aber er weiß, daß ich die Wahrheit sage«, erwiderte Drom sanft. »Ich kenne diesen Teil des Waldes besser als er, und er weiß auch, daß ich das weiß.«
    »Aber wie sollen wir denn hier herausschlüpfen und an ihnen vorbeischleichen?«
    Drom lachte leise. »In diesem Punkt habe ich wirklich ein bißchen geflunkert. Aber er wird glauben, daß es hier möglicherweise Dutzende von Geheimgängen geben könnte, die alle hinausführen.«
    »Wenn es die wirklich geben sollte, sind sie aber immer noch verdammt ge'eim.« Mudge kehrte aus dem Loch zurück, in das er gekrochen war, und wischte sich Kalksteinstaub von Händen und Schnurrhaaren. »Eng wie 'n Küchenabfluß, 'ier 'inten kommt 'öchstens 'ne Schlange raus. Wir sind 'ier wirklich in Sicher'eit.« Jon-Tom gab dem Otter freudig seinen Bogen zurück und suchte sich einen weichen Sitzplatz auf dem Boden.
    »Dann können wir wohl nur abwarten, ob sie uns wieder angreifen oder aufgeben und uns in Ruhe lassen. Ich schätze, wir sollten für heute nacht besser Wachen einteilen.«
    »Das überlaß mal mia«, meinte Roseroar. »Ich fühle mich in der Nacht genauso wohl wie bei Tag.«
    »Während wir auf ihre Reaktion warten«, warf Drom ein, »könntet ihr mir vielleicht mal erzählen, was ihr in diesem Land so fernab von der Zivilisation tut.«
    Jon-Tom seufzte. »Das ist eine lange Geschichte.« Und einmal mehr erzählte er sie, während draußen die Sonne unterging und die Bäume zu einem schattigen Schleier verschmolzen. Gelegentlich prallte ein Pfeil gegen die Steinmauern - offenbar weniger in der Absicht abgeschossen, wirklichen Schaden anzurichten, als vielmehr, um die Verteidiger zu irritieren.
    Hathcar hatte tatsächlich zu viele Leute bei dem vereitelten Angriff verloren, um es noch einmal zu versuchen. Er wußte, daß seine Banditen ihm irgendwann den Gehorsam verweigern würden, wenn er damit fortfuhr, sie sinnlos gegen eine uneinnehmbare Festung zu werfen. So verließ er in dieser Nacht das Hauptlagerfeuer, um sich mit einer ältlichen Ratte und einem Wolf zu beraten, den beiden klügsten aus seiner Bande: »Wie treiben wir diese stinkenden Bastarde jetzt da raus?« Die Haare der Ratte waren teilweise ergraut, und Gesicht und Arme waren von Narben übersät. Der Bandit stocherte mit einer Hand im Erdreich. »Wozu die Mühe? Warum sollen wir sie nicht da drin verrotten lassen, wenn sie das wollen? Woanders gibt es leichtere Beute.«
    Hathcar beugte sich im Mondlicht zornig über ihn. »Ist dir eigentlich klar, was heute passiert ist? Nein? Die haben mich lächerlich gemacht! Mich, Hathcar! Niemand macht Hathcar lächerlich und spaziert ungeschoren davon, um damit zu prahlen, niemand! Jedenfalls nicht auf eigenen Beinen!«
    »War ja nur ein Gedanke«, murmelte der Rattenbandit.
    »Mußte mal gesagt werden.«
    »Schön. Es ist gesagt worden. Und auch gleich wieder vergessen.« Der Bandit erwiderte nichts.
    »Wie war's mit Ausräuchern?« schlug der Wolf vor. Der Kuskus stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Meinst du etwa, daran hätten die nicht schon gedacht? Wenn sie bisher noch nicht versucht haben auszubrechen, bedeutet das, daß sie sich wegen Rauch keine Sorgen machen. Und wenn die sich darüber keine Sorgen machen, bedeutet das, daß es wahrscheinlich nicht funktioniert, wenn wir es versuchen sollten.«
    »Könnten wir«, fragte der Rattenbandit, »vielleicht durchs Dach eindringen?«
    Hathcar seufzte. »Ihr seht immer nur das Offensichtliche, alle beide. Ich bin der einzige hier, der über das Offensichtliche hinausblicken kann. Dieser

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