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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nach dem kleinen Plastikzylinder und verfehlte ihn. Der Behälter fiel zu Boden, verdampfte auf der Stelle und spie eine dicke Wolke schwarzen Rauchs hervor.
    Jon-Tom warf sich seitlich zu Boden. Der Pfeilwerfer surrte, und ein Geschoß traf seinen Stiefel, während sich ein zweites in das Rückenteil seines dicken Schlangenhautumhangs bohrte, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Er vernahm keinerlei Schmerzensschreie und hoffte inständig, daß es seinen Freunden ebenfalls gelungen sein mochte, Zancrestas Waffe auszuweichen.
    Jon-Tom wollte sich schon aufrichten, um sich mit seinem Stab in den Kampf zu stürzen, als ihm aufging, daß Roseroars Schwerter und Mudges Bogen beim Kampf von Mann zu Mann wahrscheinlich effektiver sein würden und daß sie nun ohnehin mit einem Zauberer zu tun hatten. So legte er den Rammholzstab beiseite und nestelte an seiner Duar.
    Ein alter Song von den Moody Blues fiel ihm wieder ein, der geeignet schien, das Böse zu bekämpfen, und so spielte und sang er ihn.
    Er hatte den gewünschten Erfolg: Als der Rauch sich zu verflüchtigen begann, hörte er das Frettchen stöhnen und sah, wie Zancresta sich den Kopf hielt, während er zurücktaumelte.
    Doch Zancresta ließ sich nicht so leicht überwinden. Er sammelte seine Kräfte, funkelte Jon-Tom böse an und rezitierte: »Nagelschauer, Schiingenmauer, kommt zu mir und werdet rauher, seid mit Kraft die Schlangenhauer!«
    Die Finger des Hexers streckten sich, wurden länger, wurden zu kraftvollen Boas, die sich Jon-Tom entgegenwanden und schlängelten.
    Ob es aus Angst um Wahnwitz oder um sich selbst war, oder aus schierer Wut, wußte Jon-Tom nicht, doch auf jeden Fall durchströmte die Musik ihn nun mit Leichtigkeit. Ohne auch nur einen einzigen Takt auszulassen, wechselte er in einen gleitenden Song von Jefferson Airplane über. Die Schlangen schrumpften zusammen und wurden wieder zu Frettchenfingern.
    Zum zweiten Mal streckte Zancresta Jon-Tom seine Finger entgegen.
    »Xyläum, Phylum, Zellulos, hypoblastisch' Hartholz, grenzenlos! Clorophylltransformation - springe los! Lang, stark, scharf und geradevor wie Stein, so hart, ein tödlich Rohr!«
    Der Holzpfahl, der sich nun materialisierte, um gegen Jon- Toms Brust zu prallen, besaß die Größe eines kleinen Baums. Aus seinem Stamm platzten einige Äste hervor, er schlug noch im Flug weitere Triebe und peitschte mit Wurzeln und Blättern die Luft. Jon-Tom hatte gerade noch Zeit, um eine kehlige Interpretation von Def Lepards »Pyromania« von sich zu geben.
    Der riesige, immer noch wachsende Speer zerbarst in einem Feuerball. Die Wucht der Explosion warf Zancresta rücklings zu Boden.
    Das gab Jon-Tom etwas Zeit, um nach seinen Gefährten zu sehen. Sie waren unverletzt, doch der Boden des Gangs war voller Blut. Es stammte alles aus einer einzigen Quelle und war mit grünen und blauen Federn verklebt. Roseroar war ebenfalls blutverschmiert. Ihre Schwerter staken immer noch unbefleckt in ihre Scheiden. Sie hatte sie nicht eingesetzt, sondern Corroboc ohne sie so säuberlich auseinandergenommen, wie Jon-Tom es mit einem Brathähnchen getan hätte.
    Mudge trat vor und schoß einen Pfeil auf Zancresta ab. Der Hexer hob die Hand und stieß abfällig ein Wort aus. Der Pfeil verfaulte und zerknickte an der Hüfte des Frettchens. Derweil überlegte Jon-Tom, wo Wahnwitz wohl stecken mochte. Wenn Drom doch nur genug Zeit hatte, um sie zu erreichen, bevor...!
    Zancresta, der den Konzentrationsabfall seines Gegners bemerkte, wedelte mit der Hand über dem Kopf und stieß mit Stentorstimme einen Ruf aus. Zwischen den beiden erschien eine kleine schwarze Wolke in der Luft, und unheilverkündendes Donnern klang auf.
    Jon-Tom war gerade noch geistesgegenwärtig genug, um die richtige Textpartie aus »In Held I Was« von Procol Harum zu rufen und die Duar schützend vorzustrecken. Das Instrument fing den aus der Wolke schießenden Blitzschlag auf, wenngleich der Aufprall ihn taumeln ließ. Die Wolke löste sich auf.
    Nun war zum ersten Mal in Zancrestas Augen eine Spur von Furcht zu erkennen. Furcht, doch nicht Aufgabe. Noch nicht. Er stand da, starrte seinen Gegner an und machte keinerlei Versuch, seine zerfetzten Kleider enger um sich zu raffen.
    »Also doch kein Zufall«, murmelte er. »Nicht bloß Glück. Ich hatte mir deswegen Sorgen gemacht aber schließlich nicht so recht daran geglaubt. Jetzt sehe ich ein, daß ich mich geirrt habe. Du glaubst wohl, du hättest gewonnen, wie? Du meinst wohl, du

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