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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Mann.«
    Die Stimme, die aus dem gefiederten Hals erschallte, war ebenso zuckersüß und lieblich, wie Jon-Toms eigene rauh und unausgewogen war. Sie beherrschte eine Spannbreite von Oktaven, gegen die kein Mensch jemals anzukommen hoffen durfte.
    Also gut, dachte Jon-Tom grimmig, als er das Lächeln sah, das jetzt das Gesicht des Frettchens überzog. Also mußte er mit musikalischem Einfallsreichtum, treffsichereren Texten und besserem Spielvermögen dagegenhalten. Wenn er seinem Gegner in nichts anderem ebenbürtig war, so doch wenigstens in Begeisterung und schierer Lautstärke.
    Der Berg erbebte, und die Regale gerieten ins Schwanken. Der Boden begann zu zittern, und von der Decke rieselte Steinstaub herab, als die beiden Bannsänger einander beißende Verse und vernichtende Reime entgegenschleuderten. Charrok sang von ätzenden Zungen und gebrochenen Herzen, von Seelenqual und zerbröckelndem Selbstvertrauen. Jon-Tom konterte mit entsprechenden Strophen von Queen und den Stones, von Pat Benatar und Fleetwood Mac. Charroks schmetternde Akkorde donnerten heftig gegen Jon-Toms Akkorde von den Clash. Die Spottdrossel ging sogar so weit, die geschlagenen Krieger der Gepanzerten heraufzubeschwören, und Jon-Tom mußte sich hurtigst etwas einfallen lassen, um schließlich mit dem hämmernden, sinnlichen Rhythmus der New Wave von Adam Ant dagegen anzukämpfen.
    Während die beiden Sänger miteinander fochten, bemühte sich Mudge darum, freie Schußbahn auf Zancresta zu gewinnen. Doch der Hexer hatte die Schießkünste des Otters mehrfach miterlebt und achtete darauf, ihm kein leichtes Ziel zu bieten.
    Schließlich mußte Jon-Tom innehalten, um welchen Preis auch immer. Er keuchte heftig, und seine Finger waren taub und blutig vom unentwegten Schlagen der Saiten. Und was noch schlimmer war: Sein Hals fühlte sich an wie rissiges Wildleder, und er spürte, wie sich die Heiserkeit anschlich.
    Doch das unerbittliche Duell hatte auch bei seinem Gegner deutliche Spuren hinterlassen. Charrok spreizte zwischen den Liedern nicht mehr stolz sein Gefieder und wirkte auch längst nicht mehr so zuversichtlich wie zu Beginn des Kampfs.
    Da entschloß sich Jon-Tom, es mit einer völlig anderen Taktik zu versuchen.
    »Dieser letzte Song gerade, der über den besoffenen Elephanten mit dem Messer, war ziemlich heiß. Da hast du ein paar fetzige Rhythmen drin, muß ich schon sagen. Das könnte ich nicht.«
    »Manchmal«, krächzte Charrok, »hat man es mit Federn eben doch leichter als mit Fingern.« Er hob den rechten Flügel und wedelte mit der biegsamen Spitze, um das Gesagte zu unterstreichen. »Aber du bist auch nicht schlecht. Was war das über schmutzige Taten für billiges Geld?«
    »Von AC/DC«, erwiderte Jon-Tom matt. »Ich dachte, ich könnte mir damit ein paar mordlüsterne Berserker heraufbeschwören, aber Pech gehabt.«
    »War aber ein brauchbarer Versuch«, lobte Charrok. »Ich konnte fast die Klinge an meiner Gurgel spüren.«
    Zancresta trat vor, wobei er darauf achtete, daß der Leib seines gemieteten Helfers zwischen ihm und Mudges Bogen blieb.
    »Was ist denn hier los? Ich bezahle dich nicht dafür, daß du mit diesem Mann ein Schwätzchen hältst, sondern dafür, daß du ihn umbringst!«
    Charrok drehte sich zu ihm um, und seine Augen verengten sich, als er den Hexer musterte. »Einen Moment mal, Herr Zancresta! Sie haben meinen Gesang gemietet, aber nicht meine Seele.«
    »Jetzt werd mir nicht philosophisch, du trällernder Bauernlümmel! Du wirst tun, was ich dir sage!«
    Doch Charrok schien durch den Wutausbruch des Hexers ungerührt. »Genau das habe ich getan.« Er wies mit einem Nicken auf Jon-Tom. »Dieser Typ ist verdammt gut. Er könnte, ich sage, könnte, tatsächlich besser sein als ich.«
    »Ich weiß nicht, wer besser ist, und es ist mir auch egal«, warf Jon-Tom hastig ein, »aber du singst wie ein Orkan und spielst wie ein Satan. Ich wäre dir wirklich sehr dankbar, wenn du mir diesen letzten Song mal zeigen könntest.« Er schlug einen leeren Akkord auf der Duar an. »Mag ja sein, daß ich hier nur fünf Finger habe, aber verdammt will ich sein, wenn ich's nicht mal versuche.«
    »Ich weiß nicht... eine Duar hat nur zwei Saitensätze, mein Syrohr hat aber drei. Aber trotzdem, wenn du vielleicht hier und da eine Note auslassen würdest...« Er kam auf ihn zu. »Laß mich mal sehen.«
    »Mit dem Feind wird nicht fraternisiert!« bellte Zancresta und legte dem Vogel eine Pfote auf die Schulter. Charrok

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