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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hättest mich erledigt?« Er blickte die Leiter empor. Oben stand Snooth und hielt den richtigen Medizinbehälter in einer Hand. Zancresta war so sehr damit beschäftigt gewesen, Jon-Tom im Auge zu behalten, daß er nicht bemerkt hatte, wie die Besitzerin die Medizin mit der Rauchbombe vertauscht hatte.
    »Ihr glaubt alle, ihr hättet mich erledigt. Na, das habt ihr jedenfalls nicht. Nicht Zancresta, nicht mich. Denn seht ihr, ich bin gekommen und habe mit allem gerechnet, so unwahrscheinlich und abwegig es auch erscheinen mochte. Ja, ich bin in dem Bewußtsein gekommen, daß es möglich sein könnte, daß dieser junge Bannsänger vielleicht tatsächlich einen gewissen Hauch von einem Talent besitzen könnte.«
    »Los, versuch's doch mal.« Jon-Tom fühlte sich, als sei er plötzlich drei Meter groß. Er spürte, wie die Kraft in ihm aufwallte, spürte, wie die Musik in seinem Inneren nach außen drängte. Seine Finger prickelten, und die Duar war ihm wie ein dritter Arm. Er war high, genauso high wie die Stars, wenn sie in den großen Hallen und Arenen vor Tausenden von Zuhörern sangen. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte glatt abgehoben.
    »Komm schon, Zancresta«, stachelte er den Hexer auf, »zieh ruhig alle Register, laß deine ganze Widerlichkeit raus!
    Ich habe gegen alles einen Song, und wenn du erst mal damit fertig bist«, schon summte er den letzten Song, den er an diesem Tag zu singen gedachte, »wenn du erst mal damit fertig bist, Jalwar-Zancresta, dann hab ich noch ein letztes Ständchen für dich parat.«
    Das Frettchen schürzte die Lippen und schüttelte traurig den Kopf. »Du armer Simpel von einem unfreiwilligen Einwanderer, glaubst du wirklich, ich wäre so leicht zu schlagen? Ich kenne hundert mächtige Zauber, die ich dir entgegenschleudern könnte, weiß tausend Flüche auswendig. Aber du hast recht. Ich weiß, daß deine Musik sie zunichte machen könnte.« Irgend etwas stimmte hier nicht, dachte Jon-Tom. Zancresta hätte eigentlich um Gnade winseln müssen, doch statt dessen wirkte er selbstsicherer denn je.
    »Deine Musik ist mächtig, Bannsänger, aber hier bist du schwach.« Er tippte sich an die Stirn. »Denn wie gesagt, ich habe mich auf alles vorbereitet, als ich gekommen bin.« Er blickte nach rechts.
    »Charrok, jetzt brauche ich dich.«
    Hinter einem teilweise leeren Regal erschien plötzlich eine neue Gestalt. Jon-Tom bereitete sich innerlich auf alles Erdenkliche vor, die Finger einsatzbereit an die Duar gelegt, den Geist voller Abwehrlieder. Doch die Gestalt flößte ihm keine Furcht ein. Im Gegenteil, sie wirkte sogar außerordentlich unbeeindruckend.
    Die Spottdrossel war kaum einen Meter groß, noch kleiner als Corroboc. Der Vogel trug einen ungewöhnlich einfachen Kilt mit Schwarz auf Beige und Gelb, eine schmucklose, dazu passende gelbe Weste und eine gelbe Mütze.
    Zancresta zeigte auf Jon-Tom. »Das ist er, von dem ich dir erzählt habe. Tu, wofür ich dich bezahle!«
    Der Vogel schüttelte sorgfältig die Flügel aus, dann auch den Rest seines Gefieders, stemmte die biegsamen Flügelspitzen in die Hüften und legten den Kopf schräg, um Jon-Tom anzulinsen.
    »Wie Zancresta erzählt, sollst du der beste sein.«
    »Der beste was?«
    Der Vogel griff über seine Schulter. Roseroar und Mudge verspannten sich, doch er holte weder Pfeil noch Speer hervor, sondern eine dünne Holzkiste, auf der drei Saitensätze befestigt waren.
    »Ein Syrohr«, murmelte Roseroar.
    Charrok schob das seltsame Instrument unter den einen Flügel und bog und streckte die kräftigen Federn des anderen. »Dann wollen wir doch mal feststellen, wer hier wirklich der beste ist.«
    »Da freß ich doch 'nen Besen samt Putzfrau!« japste Mudge.
    »Der verdammte Bastard ist selbst 'n Bannsänger!«

XVI
    »Genau das«, sagte die Spottdrossel mit unverhohlenem Stolz, »bin ich.«
    »Hör mal«, sagte Jon-Tom, wobei er jedoch sorgfältig darauf achtete, daß die Duar bequem auf seinem Brustkorb ruhte. »Ich kenne dich nicht und habe keinen Grund, gegen dich zu kämpfen. Wenn du mitgehört hast, was hier gesagt wurde, dann weißt du auch, welche Seite im Recht ist und wer auf der Seite des Bösen kämpft.«
    »Bösen schmösen«, machte der Vogel abfällig. »Ich bin bloß ein Bannsänger vom Lande. Ich geh nicht rum und fälle moralische Urteile. Ich mache bloß Musik. Das andere überlasse ich lieber den Anwälten und Richtern.« Seine Federn senkten sich auf die Mehrfachsaiten. »An die Arbeit,

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