Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Pilzwald summte förmlich von den ersten Stufen der Begeisterung - natürlich recht weinerlicher Art. Doch alles in allem war die Gruppentherapie-Sitzung ein Bombenerfolg gewesen.
    Mudge und Roseroar hatte sich inzwischen völlig von ihrer unterschwellig eingeimpften Lethargie erholt und waren begierig darauf, die Reise fortzusetzen. Doch Jon-Tom hielt sie davon ab. Er wollte sichergehen, daß die Sitzung wenigstens einen einigermaßen mittelfristigen Erfolg zeitigte, denn sonst hielten ihre Auswirkungen nicht, bis sie durch die Moore zum Glittergeistmeer gelangt waren. , »Hast uns wirklich einen ziemlich harten Trip eingefahren, Mann«, meinte der große Pilz, der als Sprecher für den Rest des Waldes auftrat.
    »Wenn ihr in dieser Denkweise verharrt, euch vom Strom tragen laßt und dafür sorgt, daß ihr euch immer genügend geistigen Freiraum bewahrt, werdet ihr merken, daß ihr euch immer wieder gut fühlt, wenn ihr über euren Platz im Dasein nachdenkt«, versicherte Jon-Tom ihm.
    »Ich weiß nicht«, sagte der große Giftpilz, und einen Augenblick lang legte sich erneut der Schleier der Düsternis um Jon-Tom, der schon einmal fast tödliche Auswirkungen gehabt hätte. »Aber wenn ich so darüber nachdenke, bin ich eher dazu geneigt, es zu akzeptieren.«
    Die Wolke der Verzweiflung löste sich auf. »So ist es richtig.« Jon-Tom merkte, wie müde er inzwischen geworden war. »Ich würde ja gern noch ein bißchen bleiben und mit euch plaudern, aber wir müssen weiter zum Glittergeistmeer. Wißt ihr zufällig, in welcher Richtung das liegt?«
    Hinter ihm bogen drei Fliegenpilze ihre Hauben in den Nebel hinein. »Hier entlang, Freund! Ziehe in Freiheit dahin... obwohl, wenn du Lust hast, kannst du dich gern unserer zufriedenen Auflösung anschließen und hierbleiben, um unter uns zu verfaulen.«
    »Würde mir nicht im Traum einfallen«, erwiderte Jon-Tom höflich und schloß sich Mudge und Roseroar an, die sich auf den Weg nach Süden machten. »Ihr müßt wissen, daß ich nicht auf Verfaulen stehe.«
    »Ach nein? Erzähl mal!« drängten ihn mehrere Rostpilze. Jon-Tom winkte ab und sagte: »Ein andermal.«
    »Na klar! So ist es richtig - hau einfach ab!« meckerte der Giftpilz eingeschnappt. »Wir sind es ja auch nicht wert, daß man sich mit uns unterhält.«
    »Ich habe die ganze Nacht damit verbracht, mich mit euch zu unterhalten. Jetzt läßt du bloß wieder eine neue Unsicherheit raushängen.«
    »Tu ich nicht«, verteidigte sich der Giftpilz. »Das ist das gleiche wie Depression.«
    »Ist es nicht. Warum diskutiert ihr nicht mal eine Weile darüber?« Hinter ihm hob ein reges mentales Flüstern an, als er seinen Gefährten nacheilte.
    Die Nachricht von der Therapiesitzung eilte ihnen durch das ganze Wirrwarr-Gebiet voraus. Die Dichte der Depression um sie her schwankte erheblich, in Abhängigkeit von Jon-Toms Erfolgsgrad. Sie umgingen die Gegenden schlimmster Verzweiflung, wo die mentale Aura schon an Bewußtlosigkeit grenzte, und so geschah es nicht, daß sie wieder vom Drang gepackt wurden, sich hinzulegen und alles aufzugeben.
    Schließlich wichen die Pilze blühenden Sträuchern und Immergrünpflanzen. Der Morgen, als sie aus den Wäldern auf einen breiten Strand hinaustraten, der mit von den Wellen polierten Achaten und Jadesteinen übersät war, war einer der glücklichsten in Jon-Toms ganzem Leben.
    Er drückte seinen Rammholzstab zwischen das Geröll, hängte seinen Rucksack an das knotige Ende und setzte sich, um die Seeluft in tiefen Atemzügen einzusaugen. Der scharfe, salzige Geruch war auf herzzerreißende Weise vertraut.
    Mudge stieß einen Freudenjauchzer aus, warf seinen Bogen, Köcher und Rucksack samt Kleidern beiseite und stürzte sich tollkühn in die warme Brandung. Jon-Tom verspürte den Drang, sich ihm anzuschließen, doch er war so verdammt müde. Roseroar nahm neben ihm Platz. Gemeinsam beobachteten sie den fröhlichen Otter, der sich anmutig in den Wogen tummelte.
    »Hätte ich doch mein Brett dabei!« murmelte Jon-Tom. »Dein was?« Roseroar blickte zu ihm herab. »Ein flaches Stück Fiberglas mit eloxiertem Harz. Es treibt auf dem Wasser. Man stellt sich darauf und läßt sich von den Wellen ans Ufer tragen.«
    Roseroar überlegte und fällte einen Entschluß. »Klingt lustig. Meinste, das könnteste mia beibring'n?«
    Er lächelte bedauernd. »Wie ich schon sagte, leider habe ich mein Brett nicht dabei.«
    »Wie groß muß'n das Brett sein?« Sie stand auf und begann damit,

Weitere Kostenlose Bücher