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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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für niemanden eine Hilfe, für sich selbst am wenigsten. Glücklicherweise übergab er sich nun nicht mehr. Doch obwohl er ohne jeden Zweifel abstinent geblieben war, fiel er dennoch ständig sturzbetrunken zu Boden. Besoffen. Geplättet.
    Wenn sich an ihm überhaupt etwas verändert hatte, dann allenfalls zum Schlimmeren. Er schlenderte an Deck umher und murmelte derartig unverständliche und undeutliche Lieder, daß keiner seiner Gefährten sie zu deuten vermochte.
    Als reine Vorsichtsmaßnahme hatte Mudge Jon-Toms Duar an einem sicheren Ort versteckt. Als er sie in diese Lage gebracht hatte, war er wenigstens noch nüchtern gewesen. Nicht auszudenken, was er anrichten würde, wenn er sich in diesem volltrunkenen Zustand am Bannsingen versuchen sollte!
    »Eine Chance haben wir noch«, erklärte Jalwar schließlich.
    »Wa? Was für 'ne Chance, Chef?« Mudge saß an der Backbordseite des Bugs und beäugte unentwegt die drohenden Untiefen.
    »Umzukehren. Wir haben uns noch nicht so weit von dem Strand entfernt, wo diese unglückliche Wende begann. Wir können dorthin zurückkehren und an Land gehen oder, sofern der Wind wiederkehren sollte, zur Mündung des Tailaroam und in die Zivilisation zurückkehren.«
    »Das verlockt mich zwar, Chef, aber da macht der da nich mit.« Er zeigte mit einem Kopfnicken zu der Stelle hinüber, wo Jon-Tom rücklings hingegossen auf Deck lag und abwechselnd den Nebel mit Lachen und Schluckauf anfuhr. »Wie soll er etwas dagegen unternehmen?« fragte Jalwar verwundert. »Er besitzt zwar die Gabe, aber er kann sie nicht beherrschen.«
    »Das mag schon sein, Chef. Ich bin wahr'aftig kein Experte in Sachen Bannsingen nich, aber eins weiß ich: Er is mein Freund, und ich 'ab ihm versprochen, ihn auf dieser Reise bis zum Schluß zu begleiten, egal was passiert, wa.«
    Und abgesehen davon, erinnerte sich der Otter, würde es von keinem dankbaren Clodsahamp eine reiche Belohnung geben, wenn sie ohne die Medizin zurückkehrten. Mudge hatte inzwischen schon viel zu viel durchgemacht, um die Hoffnung darauf nun einfach beiseite zu werfen.
    »Aber was sollen wir denn sonst tun?« jammerte Jalwar.
    »Keiner von uns ist Hexer oder Zauberer. Wir können seinen seltsamen Zustand nicht kurieren, weil er eine Auswirkung seines Singens ist.
    »Vielleicht kuriert sich der von allein.« Mudge versuchte optimistisch zu klingen. Traurig sah er mit an, wie Jon-Tom herumrollte und sich wieder zu übergeben versuchte. »Er tut mir leid. Is ganz offensichtlich, daß er keinen Alkohol gewöhnt is.« Als wollte er die Bemerkung des Otter noch. unterstreichen, rollte Jon-Tom noch einmal herum und fiel vom Kabinendach, um auf dem Deck aufzuschlagen, wo er beinahe die Besinnung verlor. Dann richtete er sich zu einem Sitzen auf und brach in schallendes Gelächter aus. Er war der einzige auf dem Boot, der die Situation komisch fand.
    Mudge schüttelte den Kopf. »Verdammt erbärmlich.«
    »Ja, das ist es«, stimmte Jalwar ihm zu.
    »Gott, aber nich, wie du es meinst, Kumpel. Da liegt er nun und leidet unter einem der feinsten Räusche, die ich je gese'en 'ab, und 'at noch nich mal die angenehmen Seiten des Fusels genießen können. Das is wirklich ein Jammer.« Ein Blick nach unten zeigte eine bedrohlich nahe Sandbank.
    »'n paar Grad weiter nach Steuerbord, Liebchen!« rief er heckwärts.
    »Alles klaa!« Roseroar korrigierte den Kurs des Schiffs. Die Sandbank wich wieder zurück.
    »Das legt sich schon«, murmelte der Otter. »Es muß sich einfach legen! Kein Mensch kann so lange besoffen bleiben, egal welchen Zauber man ihm auf den Magen gelegt 'at. Ich frage mich nur, wann er es getan 'at.«
    »Als er alles andere auch getan hat«, erklärte Jalwar.
    »Erinnerst du dich etwa nicht mehr an das Lied?«
    »Meinst du den Teil von wegen ›die schlimmste Fahrt meines Lebens‹ ?«
    »Nicht nur das. Erinnerst du dich, daß er die Tigerin zur Kapitänin gemacht hat, weil sie die beste Seefahrerin von uns ist? Damit ist er doch zum stellvertretenden Kommandierenden geworden, nicht wahr?«
    »Keine Ahnung, Kumpel. Versteh nich viel von Schiffen und ihren Gebräuchen.«
    »Er hat sich zum ersten Maat degradiert«, sagte Jalwar mit Entschiedenheit. »Das war auch in dem Lied. Eine Zeile, die ungefähr lautete: ›Der erste Maat hat sich einen angetrunken.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich wieder.« Der Otter zeigte nickend zu dem hilflosen Bannsänger, der noch immer in einer Hysterie befangen blieb, die niemandem außer ihm

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