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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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anzukämpfen.
    »Wer seid ihr?«
    »Hab ich dir doch schon gesagt.« Der Bootssteuermann sprach mit bekiffter Schwerfälligkeit. »MacReady lautet der Name. Charles MacReady. Ich bin ein Börsenmakler aus Manhattan. Merill Lynching. Kennste den Bullen?« Er legte eine Hand auf die plötzlich sehr nachdenklich gewordene Frau neben ihm. Sie schien fasziniert vom Schimmer ihres Nagellacks.
    »Das ist Buffy.« Er wies mit einem Nicken in den vorderen Teil des Boots. »Die beiden Kinder da vorn sind Steve und Mary-Ann. Steve arbeitet bei mir im Büro. Nicht wahr, Steve, tuste doch?« Steve erwiderte nichts. Er und Mary-Ann kicherten inzwischen im Duett.
    Der Lenker wandte sich wieder Jon-Tom zu. »Wer bist du denn?«
    »'ne verdammt gute Frage«, antwortete Jon-Tom mit belegter Stimme. Er blickte an seinem unmöglichen Kostüm hinunter. Ob es das ist, was man erlebt, wenn man ins Delirium tremens gerät? fragte er sich. Irgendwie hatte er immer geglaubt, daß zum DT stärkere Halluzinationen gehörten als ein Quartett glücklich gestoneter Urlauber, die schwer mit Pot und Brezeln beladen waren.
    »Mein Name... mein Name...« Einen fürchterlichen Augenblick lang war dort in seinem Geist, wo sein Name hingehörte, eine weiche, flauschige Lücke. Die Art von Desorientierung, die man beim Jahrmarkt in einem billigen Spiegelkabinett erleben konnte, wenn man mit ausgestreckten Händen nach dem Ausgang tastete und durch das Nichts des eigenen Spiegelbilds stieß.
    Meriweather, sagte er sich. Jonathan Thomas Meriweather. Ich bin ein Jurastudent an der UCLA, University of California, Los Angeles. Er wiederholte diese Information langsam für den Bootslenker.
    »Nett, dich kennenzulernen«, meinte MacReady.
    »Aber ihr... ihr... ihr... wo seid ihr? Wo kommt ihr her?« Jon- Tom merkte, daß er fast weinte, doch er konnte sich nicht bremsen. Seine Verzweiflung überrannte selbst die leiseste Spur von Selbstbeherrschung.
    Der Song, der Song, dieser scheinbar so harmlose Song voller unvorhergesehener Auswirkungen. Erst das Schiff, dann der Sturm und sein Rausch, und jetzt... wohin war die John B . in dem Song gereist?
    Der Börsenmakler aus Manhattan zeigte nach rechts.
    »Machen nur 'n Nachmittagsausflug vom Nassau Club Med. Kennste doch, Mann. Die Bahamas? Habt ihr euch von Miami aus verirrt, oder was?« Er klimperte mit der Kette aus Polyäthylenperlen, die ihm am Hals hing.
    »Wollta mit uns zurückfahren?«
    »Das kann doch nicht sein«, flüsterte Jon-Tom benommen.
    »Das kann doch nicht so einfach sein!« Der Song, den er immer und immer wieder wiederholt hatte - wie lautete der Text noch? ›Around Nassau Town we did roam... I wanna go home, I wanna go home... this is the worst trip, I've ever been on.‹ *› Wanna go home‹ , sang Jon-Tom im Geist, › A round Nassau Town. Ja... ja, wir folgen euch zurück! Wir folgen euch zurück!‹ [* etwa: ›In der Nähe von Nassau (Bahamas) trieben wir herum, ich will nach Hause...‹ - An m . A. Übers . ] Er hielt sich mit aller Macht an der Reling fest, den Blick auf die große rumpelnde Maschine am Heck des Wasserskiboots geheftet.
    »Kommste rüber, oder fährste uns einfach nach?«
    »Wir folgen euch«, murmelte Jon-Tom. »Wir folgen euch.« Er drehte sich zum Ruder um. »Roseroar, setz alle Segel... nein, warte.« Es war immer noch windstill. »Die Maschine. Ich werde die Maschine starten, dann fahren wir hinter ihnen her!« Er machte einen heftigen Schritt auf die Luke zu und spürte plötzlich, wie er rücklings über die Reling taumelte, einer Glaswand entgegen, die gar nicht vorhanden war.
    Eine gewaltige Pranke hatte ihn gepackt und riß ihn an Deck zurück. »Paß auf dich auf, Süßa!« sagte Roseroar ruhig. Sie war mit einem einzigen Satz vom Ruder zu ihm herübergesprungen.
    Nun starrte sie über das Wasser. »Was sind'n das füa Fremde? Muß gesteh'n, daß ich kein Woat von dem verstehe, was die sag'n.«
    »Sag's ihnen!« wimmerte Jon-Tom dem Wasserskiboot entgegen. »Sag ihnen, wer ihr seid, sag ihnen, wo wir sind!« Doch Charles MacReady, Börsenmakler auf Urlaub, sieben Tage, sechs Nächte, $ 950 alles inklusive ab LaGuardia (ganz abgesehen davon, daß er für diese Nacht ein Mädchen zu finden hoffte), erwiderte nichts. Er starrte zu dem Schiff hinüber, wo eine zwei Meter große weiße Tigerin in Leder und Messingpanzer aufrecht auf den Hinterbeinen stand und sein Starren erwiderte.
    Kichern ertönte vom Boden im vorderen Teil des Boots. MacReadys Freundin hatte

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