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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Sturm kaum zu vernehmen war. »Sons sind wir's mit Sichaheit los!«
    »Ist mir auch egal«, stöhnte Jon-Tom und legte beide Hände seitlich an den Kopf. »Aber wir brauchen doch nicht gleich zu brüllen, nicht wahr?«
    »Sag das doch dem Himmel, Bannsänger!« flehte Jalwar.
    »Ja, benutz gefälligst deine Magie, Kumpel!« fügte Mudge hinzu. »Mach dieses verfluchte Wetter wieder normal!« Jon- Tom bemerkte, daß beide völlig durchnäßt waren. »Schaff uns diesen verdammten Sturm vom 'als!«
    »Ich tue alles, ich tue alles, was ihr wollt«, entgegnete er ihnen, »wenn ihr bloß aufhört zu schreien!« Er taumelte und wäre um ein Haar über Bord gegangen. Im letzten Augenblick gelang es ihm, sich an einem Stag festzuhalten. »Isch verschteh dasch nich. War doch alles so ruhig, als ich ins Bett ging.«
    »Na, jetzt is es jedenfalls nich ru'ig!« fauchte Mudge, der mit dem nassen schweren Segel kämpfte.
    »Hab noch nie'n Stuam geseh'n, der so schnell aufgekomm ist.« Roseroar plagte sich weiterhin mit dem Ruder ab.
    »Die Worte«, brummte Jalwar. »Die Worte des Bannsangs! Erinnerst du dich nicht?« Er blickte Jon-Tom geradeheraus an.
    »Erinnerst du dich nicht an die Worte?«
    »Aber dasch isch doch blosch der Refräng«, stöhnte Jon-Tom.
    »Blosch der Refräng.« Er murmelte sie erneut: »Thish ish the worsht trip, I've ever been on. Die schlimmschte Fahrt meinesch Lebens. Den Teil hab isch aber nisch so gemeint.«
    Jalwar nickte. »Das hast du gesungen. Die Geister können nicht unterscheiden, was du singst und meinst und was du singst und nicht meinst. Sie haben die Eigenart, alles wörtlich zu nehmen.«
    »Aber dasch isch doch gar nisch die schlimmschte Fahrt meinesch Lebensch!« Jon-Tom stand mit weichen Knien abseits der Reling und schrie dem Himmel, der sie zu ertränken drohte, seinen Protest entgegen. »Ischt esch nisch!« Der Himmel beachtete ihn nicht.
    Stundenlang kämpften sie mit den Winden. Zweimal waren sie in Gefahr, überspült zu werden, und wurden nur durch die ganz unmagischen Anstrengungen der Schaluppenpumpe gerettet. Irgendwie brachte Jon-Tom sie zum Laufen, obwohl die Anstrengung dazu führte, daß er sich im Maschinenraum übergab. Doch das würde nicht wieder passieren. Denn jetzt war sein Magen leer.
    Wenn er sich doch nur auch leer anfühlen würde! Kurz nachdem sie den zweiten überfluteten Schiffsraum leergepumpt hatten, begann der Sturm sich zu legen. Eine Stunde später wurde auch die von berghohen Wogen durchpeitschte See ruhiger. Und doch war das keine Erleichterung, denn nun wichen Donner und Blitz einem dicken, undurchdringlichen Nebel.
    Mudge lehnte mürrisch gegen die Reling. »War besser, wenn wir jetzt nich gerade in Landnähe wären, Kumpel.« Er blickte in die Höhe. Ein mattes Glühen durchdrang die oberen Partien der Nebelbank, die nicht im mindesten dünner geworden war. »Ich weiß, daß du da oben bis, du großer 'äßlicher gelber Bastard! Warum brennst du nich diese treibende Pisse ab, damit wir uns wieder auf den Weg machen können?«
    »Die Worte des Lieds«, murmelte Jalwar. Mudge raunzte ihn an.
    »Pack dich, Chef, sonst tu ich's für dich!«
    Es war Morgen. Irgendwo dort oben war die Sonne und lachte sie wahrscheinlich gerade aus. Der Kompaß zeigte zwar noch immer den richtigen Kurs an, doch zusammen mit dem Sturm hatte sich auch der Wind gelegt, und so sehr Jon-Tom sich auch mit schwächlichen Lockversuchen daranmachte, brachte er die glänzende neue Dieselmaschine doch nicht zum Laufen.
    Schlaff hing das wiederhergestellte Segel am Mast. Die Schaluppe trieb durch glasiges, glattes, flaches Wasser. Gelegentlich erhob sich in gefährlicher Kielnähe eine Sandbank, nur um jedesmal, wenn es schon so aussah, als würden sie auf Grund laufen, wieder in den blaßblauen Fluten zu verschwinden. Roseroar steuerte, so gut sie konnte, und mit einem Otter und einem Frettchen an Bord mangelte es wenigstens nicht an hinreichender Augenschärfe.
    Doch als der Tag sich in die Länge zog und der Nebel weiterhin zäh an ihnen klebte, bekam es den Anschein, als sei Jon-Toms Song gleichzeitig ihre Rettung und ihr Untergang gewesen. Der Wind zeichnete sich durch Abwesenheit aus. Früher oder später würden die Untiefe sie eng umschließen, und sie würden sich mitten in einem fremden Meer auf alle Zeit ausgesetzt wieder finden.
    Die Spannung verlangte von ihnen allen ihren Tribut, selbst von Roseroar. Ihr Bannsänger, der dieses wunderbare Schiff herbeigezaubert hatte, war

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