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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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bereit zur Abwehr von Enterern!«
    Jon-Tom legte die Duar beiseite. Zum Spielen reichte es nicht mehr. Das Oberdeck des Piratenschiffs ragte hoch über ihnen auf. An der Reling stand die seltsamste Ansammlung von Wesen, die er jemals seit seinem Eintritt in diese Welt erblickt hatte.
    Neben drei heimtückisch aussehenden Kaninchen, die mit eineinhalb Meter langen Lanzen bewehrt waren, stand ein mächtiger Polarbär mit schmutzigem Pelz und einem fehlenden Ohr. Ein Luchspaar streichelte liebevoll die gezähnten Streitäxte und schickte sich an, sich an von einer Spier baumelnden Seilen zu ihnen herunter zu hangeln. Neben ihnen stand ein Koboldmaki mit überdimensionierter Sonnenbrille und richtete seinen Bogen auf die Schaluppe. »Entern!« bellte ein alter Rotluchs mit hervorstehenden Eckzähnen. Kühn schwang er sich über Bord, einen kurzen Krummsäbel über den Ohren schwingend, und landete auf dem Keulenende von Jon-Toms Rammholzstab. Er stieß einen erstickten Laut aus, als ihm die Luft aus dem Leib gepreßt wurde, und mit einem knacksenden Geräusch gab eine Rippe nach.
    Als der alte Rotluchs über Bord ging, schoß ein Kojote an einem Seil auf Roseroar zu und wollte ihr mit einem Streitkolben den Schädel einschlagen. Die Schwerter der Tigerin blitzten wie ein einziges auf - und der verstümmelte Kojote stürzte lautlos auf das Deck.
    Jon-Tom mußte seinen Magen besänftigen, während die Angreifer nun ernstmachten und in Scharen über die Bordkante gegen sie vordrangen. Er mußte vor zwei gepanzerten Faultieren zurückweichen, deren Kampfverhalten alles andere als Faulheit dokumentierte, sowie - schockierenderweise - vor einem Mann mittleren Alters. Die Faultiere trugen keine Waffen, sondern verließen sich auf ihre etwa fünfzehn Zentimeter langen Vorderkrallen, um damit ihren Gegnern zu zu setzen. Sie waren zwar langsamer als die anderen Angreifer, doch dafür prallten Jon-Toms Hiebe auch harmlos an ihrem dicken Lederpanzer ab.
    Sie drängten ihn rückwärts gegen die Reling. Der Mann sprang zwischen die beiden Faultiere und versuchte, Jon-Tom mit seinem Beil den Kopf abzuschlagen. Jon-Tom wich dem Hieb durch Ducken aus und stieß vor, wobei er eines der Faultiere voll mit dem Knüppelende seines Stabs auf der Nase erwischte. Er hörte den Knochen brechen und spürte, wie die Knorpelzellen unter seinem Druck nachgaben. Als das Faultier mit blutüberströmtem Gesicht zusammenbrach, griff sein Gefährte mit beiden Pranken gleichzeitig an. Jon-Tom drehte den Stab herum, drückte den verborgenen Knopf im Holz, und aus dem hinteren Ende des Stabs fuhren fünfzehn Zentimeter Stahl in den Angreifer. Es blickte ihn erstaunt an, bevor es zusammensackte, und der Mann mit dem Beil wich zurück.
    Jalwar und Mudge versuchten die Enterhaken zu kappen, die die Schaluppe nun an das größere Schiff fesselten, doch sie konnten nicht das eine tun und sich zur selben Zeit selbst verteidigen, und so wurden sie von der Angreiferwelle niedergerissen. Roseroar kämpfte inzwischen mit dem Rücken eng an das Heck geschmiegt, von einer Kampffront von Speeren und Lanzen eingekreist. Jedesmal, wenn einer der Angreifer ihre Deckung zu durchlaufen versuchte, endete es damit, daß Blut über das Deck spritzte.
    Endlich bellte einer der Maate einen Befehl. Die Speerkämpfer wichen zurück und gaben dafür den Bogenschützen den Weg frei. Pfeile wurden auf die Tigerin gerichtet. Da sie zwar eine tapfere, aber keine todessüchtige Kriegerin war, nickte sie und überreichte ihre Waffen. Die Piraten umschwärmten sie mit Ketten und Stahlbändern und fesselten sie auf eine Art, daß sie bei der geringsten Bewegung Gefahr lief, sich selbst zu strangulieren. Bei Jon-Tom verfuhren sie viel gelassener.
    Ein Schlepptau wurde an der Schaluppe befestigt, während die Gefangenen auf einer Laufplanke zu dem Kaperschiff emporgeführt wurden. Dann reihte man das mürrische Quartett zur Besichtigung auf. Die Mannschaft wich respektvoll zurück, als eine von Blutflecken völlig freie Gestalt vortrat und die Gefangenen musterte.
    Der Leopard war so groß wie Jon-Tom. Sein Panzer war schön und funktional zugleich und bestand aus raffiniert gearbeitetem Leder, das mit sich überkreuzenden silbernen Metallbändern durchwoben war. Sein Schwanz trat aus einem Loch am hinteren Teil der Rüstung hervor. Das Endstück sah aus wie eine Prothese, doch Jon-Tom kam zu dem Schluß, daß es wohl taktisch unklug war, ausgerechnet jetzt dazu Fragen zu stellen. An dem

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