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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Verwendung mehr dafür hatte.
    Roseroar übernahm erneut das Steuer und schwieg. Mit dem Verschwinden des Nebels war der Wind zurückgekehrt, und die Segel blähten sich.
    »Welchen Kurs soll ich steuern, Jon-Tom?« fragte sie sanft. Er erwiderte nichts und starrte dumpf über die Reling.
    Mudge musterte ihn eindringlich. »Kurs Snarken, Liebchen. Kennst doch den Weg.« Roseroar nickte und warf das Ruder herum.
    »Was is los mit ihm?«
    Nachdenklich erwiderte Mudge: »Letzte Nacht 'at er 'n paar Minuten lang geglaubt, er wäre wieder zu 'ause in seiner 'eimatwelt. Also ich glaub ja nich, daß wir so mir nich's dir nich's von einer Welt in die andere übergewechselt sind, auch wenn dieses Boot verdammt merkwürdig war und voller reichlich seltsamer Menschen. Aber die Liebchen sa'en echt scharf aus, das will ich ihnen lassen.«
    Roseroar warf ihm einen angewiderten Blick zu. »Du bis wirklich ekelhaft! Dein Freund hat Kummer, und alles, woran du denken kannst, du schmieriger degenerierter kleiner Perversa, is Verkea.«
    »Ach, 'alt die Klappe, du selbstgerechte Tussi! Ich verwette glatt den Kopf meiner Mutter, daß sich schon mindestens 'ne 'albe Armee unter diesem Schwanz da vergnügt 'at!«
    Roseroar griff nach dem Otter, doch eine gespenstisch leise Stimme ließ sie innehalten.
    »Nicht! Bitte!‹ Zum ersten Mal seit Tagen drehte sich ein vertrautes Gesicht zu ihnen um. »Das ist es nicht wert. Nicht meinet wegen.«
    Widerstrebend begab sich Roseroar wieder an ihren Posten hinter dem Steuerrad. »'immel, Kumpel«, sagte Mudge sanft, »du glaubst wirklich, daß wir in deiner Welt waren, wa?«
    Jon-Tom nickte. »Es war in dem Lied enthalten. Ich hatte es zwar nicht vor, aber ja, ich glaube, daß wir drüben waren. Und ich war zu besoffen, um etwas zu unternehmen.«
    »Vielleicht sind wia ja imma noch in deiner Welt«, meinte Roseroar.
    Mudge bemerkte eine Bewegung im Wasser. »Wartet mal! Ich gelaube, ich weiß, wie wir das rausfinden.« Er schritt zum Bug hinüber.
    Jon-Tom erhob sich und wankte leicht. Roseroar streckte eine Hand aus, um ihn zu stützen, doch er winkte lächelnd ab.
    »Danke. Jetzt bin ich wieder in Ordnung. Stocknüchtern.«
    »Dann kam dein Rausch also von dein'm Lied?«
    »Noch etwas, das ich nicht eingeplant hatte. Jetzt ist er abgeklungen. Deshalb glaube ich auch, daß wir nicht mehr in meiner Welt sind. Das Gute klingt gleichzeitig mit dem Bösen ab.« Er verfiel in ein Flüstern. »Ich bin zu Hause gewesen, Roseroar! Zu Hause!«
    »Das tut mia leid für dich, Jon-Tom, ganz ehrlich tut's mia leid.«
    »Du hast ein großes Herz, Roseroar. Neben allem anderen.« Er lächelte sie an und schritt zum vorderen Teil des Boots. Vielleicht irrte er sich auch. Vielleicht gab es doch noch eine Chance, so unwahrscheinlich das auch erscheinen mochte.
    Der Otter hatte sich über den Bordrand gebeugt. »Wie willst du denn feststellen, wo wir sind?« fragte Jon-Tom.
    Mudge blickte zu ihm auf. »Das is wirklich nich schwer, Chef. Man muß nur fragen.« Er drehte sich wieder dem Wasser zu, das am Bug vorbeischoß, und schrie: »'ee, ihr da, wo sind wir?«
    Jon-Tom spähte über die Reling und sah die spielenden, glatten, graurückigen Gestalten, die mühelos durch das Wasser glitten und sich von der Bugwelle kostenlos befördern ließen. Ein Wesen hob die Stupsnase aus dem Wasser und quiekte eine Antwort.
    »Ihr seid halb nach einem Viertel vor.« Kichern ertönte um den Sprecher, als die anderen Delphine ihre Zufriedenheit über den kleinen Witz kundtaten.
    Mudge warf Jon-Tom einen entschuldigenden Blick zu. »Tut mir leid, Kumpel, aber es is gar nich so einfach, aus diesem 'aufen von Meeresclowns 'ne vernünftige Antwort rauszu'olen.«
    »Mach dir nichts draus!« seufzte Jon-Tom. »Die Tatsache, daß er überhaupt geantwortet hat, ist schon Beweis genug für die Welt, in der wir uns befinden.«
    »Heda!« sagte ein anderer schlanker Schwimmer. »Kennt ihr Burschen schon den Witz von dem Tintenfisch und der Dritten Herrin vom Rudel Dreißig?«
    »Nein.« Mudge beugte sich interessiert vor.
    Der Delphin, der ihn angesprochen hatte, holte das Schiff mühelos ein und schwamm an seine Seite. »Also die kommt eines Tages in...« Jon-Tom ließ die fortschreitende Zurschaustellung ozeanischer Zotenreißerei hinter sich und kletterte die Mittelkajüte hoch, um den Horizont abzusuchen.
    Nein, er war nicht mehr zu Hause. Vielleicht hatte er den ganzen Vorfall auch nur als Halluzination erlebt. Vielleicht hatte

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