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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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her. Ober- und unterhalb der Augenklappe fehlten die Federn, und die Haut dort zeigte eine ungesunde gelbe Farbe.
    »Das soll die gesamte Mannschaft unserer Prise sein?« Er blickte zu dem ersten Maat empor, und zu Jon-Toms Überraschung wich der mächtige Leopard zuckend zurück. Corroboc blickte jedem Mitglied seiner Mannschaft nacheinander in die Augen.
    »Ihr seid mir ein tapferer Haufen! Eine blutrünstige, todeswütige Versammlung von... Säuglingen!« Sein Schwanz zitterte vor Zorn. »Säuglinge, alle durch die Bank weg!« Nicht nur Sasheemm allein, sondern alle anderen Halsabschneider waren völlig von diesem zerschundenen grünen Vogel eingeschüchtert. Jon-Tom beschloß, ihn lieber nicht zu reizen.
    »Vier gegen annähernd hundert, so war das doch, nicht wahr? Wirklich, ein Prachthaufen seid ihr mir!« Er legte den Kopf schräg, um die Gefangenen anzublinzeln. »Also gut. Welches Ziel habt ihr angesteuert?«
    »Sind nur ein paar Tage vom Tailaroam fortgefahren«, meldete sich Mudge schmeichelnd freiwillig. »Waren bloß auf 'ner kleinen Angelfahrt, waren wir, und...«
    Plötzlich verschwamm das Holzbein für einen winzigen Augenblick. Es traf den Otter voll zwischen die kurzen Beine. Mudge nahm schwach die Farbe des Kapitäns an, während er sich an die getroffene Stelle griff und auf dem Deck zusammen brach. Corroboc musterte ihn ungerührt.
    »Der Emir von Ezon stellt traditionellerweise Eunuchen als Palastwachen in Dienst. Ich habe mich zwar noch nicht entschieden, was ich mit euch anfange, aber noch so eine Lüge, und du findest dich als Kandidat für das Messer des Schiffsarztes wieder.«
    Jon-Tom versuchte aus der Schar von Halsabschneidern einen wahrscheinlichen Kandidaten für das Amt des Schiffsarztes heraus zu picken, doch es gelang ihm nicht, wenn gleich er sich vorstellte, daß jener ehrenwerte Herr sein Handwerk mit Sicherheit nicht gerade als Assistenzarzt in der Mayo-Klinik gelernt haben durfte.
    Mudge hielt still, genau wie alle anderen auch. Das blaue Auge heftete sich auf Jon-Tom. »Vielleicht bist du ja etwas schlauer als dein sauerbärtiger Gefährte. Wohin wolltet ihr fahren, Mensch?«
    »Nach Snarken«, erwiderte Jon-Tom, ohne zu zögern. Corroboc nickte. »Also das leuchtet eher ein. Ein vernünftiger Bursche. Bist ein seltsames Exemplar, großer Mann. Kommst du aus dem Glockenwäldergebiet?«
    »Ja, von dort komme ich.« Er mußte die Lüge riskieren. Im übrigen stimmte es ja inzwischen auch weitgehend.
    Der Papagei schneuzte auf das Deck und zog die Nase hoch.
    »Zum Glück für euch habe ich heute morgen gute Laune.« Jon- Tom kam zu dem Schluß, daß er keine große Lust verspürte, Corroboc in schlechtgelauntem Zustand zu begegnen. »Ihr beide«, - er zeigte auf Mudge und Jalwar -, »könnt damit anfangen, den Kielraum zu schrubben. Das ist schon lange überfällig, und ich bin sicher, daß euch diese Tätigkeit sehr zusagen wird. Nicht wahr?«
    Unsicher, ob er ›jawohl‹ oder ›nein‹ oder überhaupt irgend etwas erwidern sollte, stand Jalwar nur da und zitterte vor Entsetzen. Mudge war nicht in der Lage, weitschweifige Kommentare abzugeben. Corroboc war es anscheinend zufrieden, denn er nickte gedankenverloren, bevor er weiterschritt und furchtlos an der hoch aufragenden Roseroar emporblickte.
    »Was dich betrifft, so wäre ich erfreut, wenn du dich meiner Mannschaft anschließen würdest. Es ist deutlich, daß dir ein kämpferisches Leben nicht fremd ist. Du wärst für uns eine wertvolle Ergänzung.«
    »Werd's mia übaleg'n, mein Hea.«
    Kluges Mädchen, dachte Jon-Tom. Es hätte keinen Sinn gehabt den Piratenpapagei dadurch zu erzürnen, daß sie von vornherein ablehnte, wenngleich er sich gewünscht hätte, ihre Antwort wäre nicht ganz so überzeugend ausgefallen. Sie spielte doch wohl nicht ernsthaft mit dem Gedanken? Andererseits - warum eigentlich nicht? Schließlich band sie nichts wirklich an Jon-Tom. Im Gegenteil: Sie hatte Grund genug, ihn im Stich zu lassen, denn schließlich hatte er sie ja gegen ihren Willen aus ihrer Heimat fortgerissen und sie in Gefahren verwickelt, an denen sie kein persönliches Interesse gehabt hatte, nicht wahr? Wenn sie schon dazu gezwungen war, sich mit irgendwelchen Fremden ein zu lassen, warum dann nicht ebensogut mit diesem Kapitän wie mit irgendeinem labilen, heimweh kranken Bannsänger?
    Bannsänger! Fast hätte er seine eigenen Fähigkeiten vergessen. Nicht einer von dieser Mörderbande wußte von seinem Beruf. Er hoffte

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