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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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vertraute Kleidung - Kleidung, die zwar ihm vertraut war, nicht aber seinen Gefährten. Er suchte einige Sachen aus und legte sie zusammen mit einer Eisensäge und einer Feile vor die Dusche.
    Er hatte zwar schon mit einer deutlichen Verbesserung gerechnet, doch als sie später am Nachmittag an Deck kam, war er dennoch schockiert.
    Sie hatte den Eisenkragen entfernt. Ihr Haar war zurückgekämmt, und nun stand sie da und blickte unsicher an sich herab.
    »Ich muß in diesen seltsamen Kleidern ja ziemlich merkwürdig aussehen.«
    »Das werde ich nich bestreiten, Liebchen.« Der verblüffte Mudge kam näher, um die fremdartige Kleidung zu begutachten.
    »Komischer Stoff.« Er ließ eine Pranke über eines ihrer Beine fahren und griff noch höher, »'ier auch.«
    »Das ist kein Stoff!« sagte sie zornig und schlug seine entdeckungslustigen Finger beiseite.
    Mudge duckte sich grinsend. »Fühlt sich für mich aber ganz prächtig an, dieser Stoff, Liebchen.«
    »Mach das nicht noch mal, Wasserratte, sonst...«
    Jon-Tom ignorierte sie. Dieser Zank war nichts Ernstes. Mudge gab sich einfach so widerlich wie üblich, und das wußte Wahnwitz wahrscheinlich auch, wie er glaubte. Außerdem war er vollauf damit beschäftigt, seine eigenen verwirrten Gefühle zu sortieren.
    Wahnwitz war einfach wunderbar - ein anderes Wort gab es dafür nicht. Jung, aber schön, wie sie dort in alten Jeans und einem abgetragenen Sweatshirt mit der Rückenaufschrift SLOOP JO H N B. auf dem Deck stand. Sie sah so normal aus, daß es schon geradezu schmerzte, so normal wie irgendein Mädchen, dem er daheim am Strand hätte begegnen können, daß er einen Augenblick lang beinahe fürchtete, er könnte in Tränen ausbrechen.
    Nur die verblassenden, aber immer noch sichtbaren Striemen im Gesicht und am Hals, die das eiserne Halsband hinterlassen hatte, erinnerten ihn daran, wo er sie gefunden hatte. Er müßte nach dem Erstehilfekasten der Schaluppe suchen. Vielleicht konnte er auch einen guten Heilgesang ausfindig machen, irgend etwas, das wirkungsvoller war als Verband und Salbe.
    Roseroar musterte sie kurz von oben bis unten und schnaubte.
    »Dünnes kleines Ding. Ihr Menschen...« Sie richtete den Blick auf die Sterne, die mittlerweile herauskamen. Jalwar schlief bereits irgendwo unter Deck; das arme alte Frettchen war völlig erschöpft von den anstrengenden Geschehnissen der letzten Tage. Der Horizont hinter dem Schiff war frei, nachdem sie das Piratenschiff schon lange zuvor abgehängt hatten. Der Wind trieb sie beharrlich in Richtung Snarken, ein Ziel, das ihnen vorübergehend entglitten und nunmehr wieder in Reichweite gelangt war.
    Snarken selbst erwies sich als leicht zu lokalisieren. Sobald sie knappe fünfzig Meilen von der Stadt entfernt waren, beobachteten sie eine beachtliche Zunahme des Schiffsverkehrs. Sie brauchten nur einige Handelsschiffe anzurufen, die das gleiche Ziel anliefen, und ihnen zu folgen.
    Ein langer Gebirgszug war zu erkennen, der sich bis an die Küste erstreckte und von einer breiten, aber überfüllten Insel geteilt wurde. Als sie daran vorbeigesteuert waren, fanden sie sich in einer geräumigen Bucht wieder, die von satten grünen Abhängen gesäumt wurde, die mehrere hundert Meter über dem Hafen emporragten. Doch in der Ferne war noch höher gelegenes Gelände auszumachen.
    Piere und Docks drängten sich auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht. Dies war die Heimat Dutzender von Schiffen, die hier andockten, nachdem sie aus bekannten und unbekannten Ländern zurück gekehrt waren. Snarken war der wichtigste Hafen an der Südwestküste des Glittergeistmeers.
    Jon-Tom steuerte das Schiff durch die Handelsschiffe und suchte nach einem freien Dock. Viele der Piere bestanden aus Stein. Die Felsen waren glatt und gerundet, ein Beweis dafür, daß sie in ferner Vergangenheit irgendwann einmal von Gletschern an die Küste befördert worden waren. Die Steine waren vermörtelt und mit Holzplanken bedeckt.
    Endlich entdeckten sie eine freie Anlegestelle. Mudge feilschte eine Weile mit dem Dockmeister, bis man sich schließlich auf eine bestimmte Summe geeinigt hatte. Dies brachte das Problem ihrer durch die Ereignisse in Malderpot ausgelösten Mittellosigkeit auf. Die Lösung ergab sich durch die Übergabe einiger rostfreier Stahlhämmer aus dem Werkzeugkasten der Schaluppe, die der habgierige Dockmeister gern als Bezahlung annahm.
    »Was meinst du, Mudge?« fragte Jon-Tom den Otter, als sie den Pier entlangschritten.

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