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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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zurückkehrte.
    Wie immer war Jon-Tom auch diesmal erstaunt, eine: Menschen in übergeordneter Position zu erblicken, da seine Gattung hier nicht eben tonangebend war. In Clodsahamps Welt waren die Menschen einfach nur eine von Dutzenden intelligenter Arten.
    Der Mann war nur wenige Zentimeter kleiner als Jon-Tom, was für einen Eingeborenen äußerst groß war. Abgesehen von einem völlig anderen Schnitt trug er im Prinzip die gleiche Kleidung wie die Eichhorndame: schwarz mit Spitzenrüschen und dem gleichen goldenen Medaillon. Die Hände hatte er vor der Brust verschränkt. Sein graues Haar war ordentlich zu beiden Seiten und an der Stirn zurückgekämmt, er trug einen grauen Spitzbart und eine Brille mit dünnem Drahtgestell und schmalen Gläsern. Jon-Tom erschien er wie eine Kreuzung aus Colonel Sanders von Kentucky Fried Chicken und einem Kontrafagott.
    Doch sein Lächeln und seine Worte zeugten von gütiger Bekümmertheit. »Seien Sie gegrüßt. Willkommen, Fremde, bei den Freunden der Straße.« Er zeigte auf seine Begleiterin.
    »Ishula hat mir berichtet, daß Sie eine Freundin unter unseren Schäfchen haben?«
    »Das glauben wir, ja. Sie heißt Wahnwitz.« Der Direktor runzelte die Stirn. »Wahnwitz. Ich wüßte nicht, daß jemand dieses Namens bei uns... ach, doch, ja! Die junge Dame, die uns gestern abend gebracht wurde. Sie hat uns die schreckliche Geschichte von ihrer Gefangennahme durch Piraten auf hoher See erzählt. Ihr seid doch sicher jene, die sie als ihre Retter geschildert hat, nicht wahr?« » »Das stimmt.«
    »Was es doch für grausige Dinge auf der Welt gibt.« Der Direktor schüttelte traurig den Kopf. »Das arme Mädchen hat mehr durchmachen müssen, als irgendein intelligentes Wesen ertragen kann.«
    Jon-Tom mußte zugeben, daß all seine Befürchtungen und Sorgen sich bis jetzt als unbegründet erwiesen hatten. Doch wollte er sich erst zufrieden geben, wenn er die örtlichkeiten besichtigt hatte.
    »Ich weiß, daß es schon spät ist, und hier draußen ist es kalt. Wir müssen morgen eine lange Reise antreten, wie ich bereits Ihrer Assistentin mitgeteilt habe. Dürfen wir einen Augenblick eintreten und uns umsehen? Wir möchten uns nur davon überzeugen, daß Wahnwitz hier gut behandelt wird. Wir erheben keine Ansprüche auf sie, und ich bin sicher, daß sie bei Ihnen viel besser aufgehoben sein wird als in unserer Gesellschaft.«
    »Aber gewiß doch, treten Sie ein«, erwiderte der Direktor.
    »Ich heiße übrigens Chokas. Ishula, das Tor.«
    Die Eichhorndame sperrte das Gitter auf, während Jon-Tom sich und seine Gefährten vorstellte.
    »Sehr angenehm, will ich meinen«, sagte Roseroar, als sie sich duckte, um durch die Toröffnung zu treten.
    Sie kamen in eine langgezogenen weiße Empfangshalle. Chokas führte sie den gekachelten Gang entlang, plauderte verbindlich und schien nicht im mindesten von ihrer Anwesenheit oder die späte Stunde verärgert zu sein. Die Eichhorndame trottete hinter ihm her und blieb gelegentlich stehen, um mit ihrem Schwanz den Staub von einer Bank oder einer Vase zu wedeln.
    Jon-Tom gab dem Direktor höfliche Antwort, war aber nur mit halbem Ohr bei der Sache. Das Hauptaugenmerk richtete er darauf, etwaige Hinweise auf Betrug oder heimliche Verbrechen aufzuspüren, doch ohne Erfolg.
    Der Korridor und die angrenzenden Zimmer waren makellos. Traufen und Nischen waren mit Zimmerpflanzen dekoriert, die auch an Ketten von der Balkendecke hingen. Dachfenster dienten dazu, die Tageswärme einzulassen. Ohne daß sie ihn darum gebeten hatten, erbot sich Chokas, sie in weitere Trakte des Instituts der Freunde der Straße zu führen. Beruhigt nahm Jon-Tom das Angebot an.
    Im Speisesaal befanden sich gepolsterte Sitzbänke vor sauberen Tischen, und die Küche war ebenso blank geputzt wie die Empfangshalle.
    »Wir sind stolz auf unsere hygienischen Verhältnisse«, informierte ihn der Direktor.
    Die Vorratskammer war bis zum Bersten mit Nahrungsmitteln aller Art gefüllt, geeignet, den energiehungrigen Nachwuchs zahlreicher Rassen zu ernähren. Dahinter wurde ihnen auch der Sinn der in sich verschränkten Gebäude klar: Sie umgaben einen geräumigen Hof. Um mehrere perlende Springbrunnen waren Spielplätze angelegt, und hohe Bäume warfen ihre Schatten auf das Gelände.
    Roseroar beugte sich vor und flüsterte Jon-Tom zu: »Komm schon, haste nicht genug gesehen? Hia wird das Mädchen gut versorgt.«
    »Ich muß zugeben, daß ich nicht mit so was gerechnet hab«, gestand

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