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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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nahm seinen Freund am Arm und drängte ihn die Straße hinauf. So erklommen sie den ersten Hügel.
    »Guck dir das an, Kumpel. Die Nacht ist so schwarz wie das 'erz eines Gerichtsvollzie'ers.« Er starrte die enge, gewundene Allee empor. »Biste sicher, daß wir diesen Schuppen auch finden?«
    Jon-Tom nickte. »Er steht auf einem Hügel. Außerdem können wir auch nach dem Weg fragen, hilflos sind wir also nicht.«
    »Nein«, sagte eine neue Stimme und erschreckte sie. »Jetzt nicht mea.«
    »Roseroar... hast du etwa auch keinen Hunger?«
    »In meinem Bauch tobt'n Gewitter«, erwiderte sie, »aber ich dachte, ich komm mal lieba mit, um dafür zu sorgen, daß ihr zwei nicht in irgendeiner Seitengasse endet. Könnte sein, daß diese Straßenräuba noch immer hia herum hängen.«
    »Wir können schon auf uns aufpassen, Liebchen«, sagte Mudge.
    »Das will ich gern glauben, aber ia könnt bessa auf euch aufpassen, wenn ich dabei bin.«
    Jon-Tom spähte an ihr vorbei, und sie bemerkte es. »Jalwar wollte auch mitkommen, die treue Seele, aber es gibt ja wohl 'ne Kletterpartie, und er ist ziemlich kaputt und müde. Er wird auf uns warten und auf die Vorräte aufpassen.«
    »Prächtig«, sagte Jon-Tom, drehte sich um und machte sich wieder an den Aufstieg. »Wir werden ja bald zurück sein.«
    »Ja, mächtig bald«, stimmte Mudge ihm zu. Doch sie irrten beide.

X
    Die Freunde der Straße nannten einen Komplex von Stein- und-Mörtel-Gebäuden ihr eigen, die auf dem seeseitigen Abhang eines hohen Hügels standen. Der Komplex befand sich nicht, wie Jon-Tom eigentlich erwartet hatte, in einem Slum, sondern in einem Wohngebiet voller komfortabler Eigenheime und Gartengrundstücke.
    »Wer immer dieses Institut gestiftet hat«, sagte er zu seinen Gefährten, »besaß jedenfalls Geld.«
    »Und zwar 'ne ganze Menge«, fügte Mudge hinzu.
    Mehrere lange, schmale, zweistöckige Gebäude waren durch schützende Mauern miteinander verbunden. Blaue Kacheldächer glitzerten im Mondlicht. Hinter wenigen Fenstern flackerte matte Beleuchtung, doch der Gebäudekomplex war zum überwiegenden Teil dunkel. Das war nicht weiter verwunderlich, denn immerhin war es schon spät, und man konnte erwarten, daß die Bewohner bereits zu Bett gegangen waren. Ein schmiedeeisernes Gitter versperrte den Vordereingang, doch gab es eine Klingelstrippe. Jon-Tom zog daran und hörte irgendwo im Inneren des Gebäudes das schwache Echo eines Glockenläutens. In den nahegelegenen Bäumen raschelte Blattwerk. Die tausend hellen Sterne Snarkens illuminierten die weit unter ihnen liegende Küstenlinie.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine neugierige Eichhorndame spähte sie an. Sie war ältlich und völlig in Schwarz gekleidet. Schwarze Rüschen zierten die Bordüren ihrer Ärmel, und an ihrem Hals hing ein einzelnes goldenes Medaillon an einer Goldkette. Darin waren verschiedene Buchstaben eingraviert, doch waren sie zu klein, als daß Jon-Tom sie hätte lesen können.
    »Ja, was gibt es?«
    »Bist du die Direktorin dieses Waisenhauses?« fragte Jon- Tom.
    »Ich?« Sie lächelte nicht. »Nein. Was wollt ihr von de Direktor?« Wachsam musterte sie Roseroar.
    »Nur ein paar Fragen stellen.« Jon-Tom versuchte, sein gewinnendstes Lächeln aufzusetzen.
    »Das Büro ist vom späten Nachmittag bis zum Nachteinbruch geöffnet.« Sie schickte sich an, die Tür wieder zu schließen.
    Jon-Tom trat rasch vor, noch immer lächelnd. »Wir haben Grund zu der Annahme, daß eine Bekannte von uns vor kurzem in diesem Waisenhaus...« Er suchte nach dem richtigen Ausdruck, »... eingeschrieben wurde.«
    »Soll das heißen, daß ihr das nicht genau wißt?«
    »Nein. Es muß im Laufe des gestrigen Tages gewesen sein.«
    »Ich verstehe. Besuchszeiten sind nur bis Nachtanbruch.« Wieder ein Versuch, die Tür zu schließen - und wieder drängte Jon-Tom sich vor, um ihn zu vereiteln.
    »Bitte, wir müssen morgen eine lange, beschwerliche Reise antreten. Ich möchte mich nur persönlich davon überzeugen, daß dieses Institut von innen ebenso bewundernswert ist wie von außen.«
    »Nun«, murmelte sie verunsichert, »wartet hier. Der Direktor ist bei seiner Spätandacht. Ich werde fragen, ob er euch empfangen kann.«
    »Danke.«
    Sie mußten ziemlich lange warten, und nach einer Weil begann Jon-Tom zu fürchten, daß man sie nur auf höflich« Weise abgewimmelt hatte. Gerade wollte er zum zweiten Mal die Türglocke betätigen, als die Eichhorndame in Begleitung eines älteren Mannes

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