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Der Tag der Dissonanz

Der Tag der Dissonanz

Titel: Der Tag der Dissonanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Mudge sie schließlich haltmacher während er im Sand auf die Knie ging.
    »'ee, ihr beiden, 'abt ihr das 'ier schon bemerkt?«
    »Was sollen wir bemerkt haben?« Der Schweiß tropfte Jon- Tom von der Stirn - nicht nur der Schweiß, der von de Hitze herrührte, sondern auch von der Enttäuschung darüber, daß sie die Fliehenden immer noch nicht zu Gesicht bekommen hatten.
    Mudge legte eine Pfote flach auf den Boden. »Das 'ier ist Sand. Guck ihn dir mal genauer an.«
    Jon-Tom kniete nieder und tat es. Zuerst bemerkte er überhaupt nichts. Doch da kroch plötzlich ein Sandkor zwischen Mudges Fingern empor. Dann ein zweites und eir drittes, von Westen nach Osten. Es war windstill.
    Zu selben Zeit, da die lockeren Körner zwischen den Fingern des Otters hervorsickerten, bildete sich auf der gegenüberliegenden Seite an seinem Daumen ein kleiner Hügel. Der Sand bewegte sich ohne Hilfe des Windes von Osten nach Westen.
    Jon-Tom legte selbst die Hand auf den heißen Sand und sah mit an, wie sich das Phänomen wiederholte. Um sie herum wanderte der Sand überall von Osten gen Westen. Er spürte, wie sich seine Nackenhaare zu sträuben begannen.
    »Ist verdammt gespenstisch«, murmelte der Otter, als er wieder aufstand und sich den Sand von den Pfoten wischte.
    »Vielleicht eine Bodenerschütterung«, schlug Jon-Tom als Erklärung vor. »Oder irgendwas Lebendiges unter der Bodenoberfläche.« Doch dieser Gedanke war alles andere als angenehm, und so schob er ihn hastig wieder von sich. Sie hatten sowieso keinerlei Beweis dafür, daß es in diesem Gebiet überhaupt irgendwelches Leben gab.
    »Das ist noch nicht alles.« Mudge zeigte den Weg zurück, den sie gekommen waren. »Da 'inten ist auch irgendwas mächtig faul. Siehste den 'ügel da, an dem wir gestern vorbeigekommen sind?« Jon-Tom und Mudge strengten sich an, um den fernen Verwandten einer Serengeti-Erhebung zu erkennen. »Der ist jetzt niedriger als vorher.«
    »Das ist ganz natürlich, Mudge. Je weiter wir uns von ihm entfernen, um so kleiner erscheint er uns.«
    Doch der Otter schüttelte unbeirrt den Kopf. Er nahm sein Gepäck wieder auf und setzte sich in Bewegung. »Und noch was. Habt ihr beide nicht auch den Eindruck, daß wir bergab gehen?«
    Jon-Tom versuchte gar nicht erst, seine Verwirrtheit zu verbergen. Er zeigte an den westlichen Horizont. »Wir sind hier doch auf flachem Boden, wovon redest du denn?«
    »Ich weiß nicht.« Der Otter hatte Mühe, seine Gefühle in Worten auszudrücken. »Ist nur so, daß ich irgendwie 'n Gefühl 'ab, daß 'ier was nicht stimmt. Es fühlt sich einfach nicht richtig an.«
    An diesem Abend erwies sich die Nase des Otter als nützlicher als sein Gleichgewichtssinn. Sie gruben ein Loch in einen dunklen Sandfleck und stießen zur Belohnung auf ein Rinnsal aus erstaunlich klarem Wasser. Mit etwas Geduld schafften sie es, ihre Wasserschläuche wieder zu füllen und dadurch ihre Hauptsorge aus der Welt zu schaffen. Einhellig wurde beschlossen, an der Sickerstelle zu lagern.
    Jon-Tom spürte, wie ihn jemand wachrüttelte, und blinzelte in die Nacht hinaus. Mudge starrte ihn besorgt an. »Du mußt dir was angucken, Kumpel.«
    »Um diese Uhrzeit? Bist du verrückt geworden?«
    »Ich will's schwer 'offen, Kumpel«, flüsterte der Otter. »Ich will's wirklich 'offen.«
    Jon-Tom seufzte und wälzte sich herum. Da bemerkte er, daß er plötzlich Sand ausspuckte. Der Vollmond schien hell auf ihr Lager herab und beleuchtete das Gepäck und die Waffen - die, ebenso wie Roseroars Füße, zum Teil unter Sand begraben waren.
    »Ach, dann ist in der Nacht eben der Wind wieder aufgekommen.« Er stellte fest, daß er ebenfalls flüsterte, obwohl es dafür keinen erkennbaren Grund zu geben schien.
    »Spürste im Augenblick etwa Wind, Kumpel?«
    Jon-Tom befeuchtete einen Finger und reckte ihn empor.
    »Nein. Nicht mal die leiseste Brise.«
    »Dann guck dir mal deine eigenen Füße an, Kumpel.‹ Jon-Tom gehorchte - und sah, wie der Sand über seine Füße rieselte. Es war völlig windstill, und der Sand bewegte sich inzwischen viel schneller als am Tag zuvor. Er zog die Füße mit einem Ruck an, als befürchtete er, daß die pulverisierten Silikate ihn beißen könnten.
    »Schau dich doch mal um, Junge.«
    Der Sand kroch mit stetig steigendem Tempo nach Westen.
    Schon beim bloßen Zusehen schien er immer schneller zu werden. Dazu kamen die ersten murmelnden, gleitenden, schabenden Geräusche der übereinanderrieselnden Sandkörner.
    Endlich

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