Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
anbieten.«
Kes beugte sich vor. »Ich höre«, sagte sie und zeigte eine fast kindlich anmutende Aufmerksamkeit.
»Als ich ein Junge war, nahm mich mein Vater bei mehreren Jagdausflügen mit«, erzählte Chakotay. »Er bestand darauf, daß wir Pfeil und Bogen verwendeten, so wie vor
Jahrhunderten. Erstaunlicherweise waren wir damit recht erfolgreich.
Bei einem dieser Ausflüge begleitete uns ein Freund. Er war ein guter Schütze, aber es mangelte ihm an Geduld. Das erste Tier, dem wir begegneten, erwies sich als groß und kräftig.
Mein Freund konnte sich nicht zurückhalten und schoß, ohne sich zu vergewissern, daß keine Gefahr drohte.«
Chakotay lächelte dünn. »Der Pfeil traf meinen Vater in den Arm. Ich eilte zu ihm und wollte den Schaft aus der Wunde ziehen, aber das ließ er nicht zu. Kurz darauf kam mein Onkel.
Er zog den Pfeil nicht etwa aus dem Arm, sondern stieß ihn noch tiefer hinein – um ihn dann auf der anderen Seite herauszuziehen.«
Kes schnitt eine Grimasse. »Das muß sehr schmerzhaft gewesen sein«, kommentierte sie. »Ihr Vater war sehr tapfer.«
Chakotay nickte. »Ja, das war er. Und auch klug. Klug genug, um folgendes zu wissen: Manchmal müssen wir mehr
Schmerzen in Kauf nehmen, um dafür zu sorgen, daß die Pein schließlich nachläßt.«
Kes kniff die Augen zusammen. »Beziehen Sie sich dabei auf Pacrias Problem?«
»Ja. Ich weiß nicht, auf welche Weise es Ihnen gelingen könnte, sie umzustimmen. Aber ich kenne Sie, Kes. Ich weiß, wieviel Mitgefühl in Ihnen steckt. Ich hoffe, daß Ihnen dadurch kein Hindernis auf dem Weg zu Ihrem Ziel erwächst.«
Kes dachte über das nach, was sie gerade gehört hatte.
Schließlich nickte sie. »Ich verstehe. Das glaube ich jedenfalls.«
»Gut«, erwiderte Chakotay. »Ich gehe jetzt. Bitte halten Sie mich auf dem laufenden, in Ordnung? Und geben Sie mir Bescheid, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann.«
»Ja, natürlich«, sagte die Ocampa.
B’Elanna biß die Zähne zusammen und rang mit dem Gewicht des Behälters.
Der Container allein war schon schwer genug, aber jetzt enthielt er auch noch Erz. Normalerweise wurden sie von zwei Arbeitern gezogen; manchmal waren sogar drei notwendig.
Sie gab sich alle Mühe, kam aber nur sehr langsam voran.
Die Anstrengung ließ sie immer wieder stöhnen und keuchen, aber schließlich erreichte sie jene Öffnung in der Wand, die Zugang zu mehreren Korridoren gewährte.
Torres fragte sich nun, ob es wirklich klug gewesen war, Kims Hilfe abzulehnen. Sie bezweifelte plötzlich, ob sie wirklich allein zurechtkommen konnte.
Im Korridor richtete sie einen fragenden Blick auf den Wächter. Mit der Lagerung des Erzes hatte sie bisher nichts zu tun gehabt; daher konnte sie nicht wissen, wohin sie den Behälter bringen sollte.
Der Nograkh deutete mit der Waffe nach rechts. »Dort entlang.«
Erneut zerrte sie an dem schweren Container und brauchte ihre ganze Kraft, um ihn zu bewegen. Seine Unterseite kratzte über den fleckigen Metallboden. Der Wächter folgte ihr in einem Abstand von mehreren Metern und lächelte. Die
Anstrengungen der Gefangenen schienen ihn zu amüsieren.
Das weckte Zorn in B’Elanna, aber sie achtete darauf, sich nichts davon anmerken zu lassen. Sie unterdrückte den klingonischen Stolz, besann sich allein auf die klingonische Kraft. Schweiß ließ die schmutzigen Reste ihrer Uniform feucht werden, als sie den Behälter Zentimeter um Zentimeter durch den Korridor zog.
Sie kamen an einem Lagerraum vorbei, in dem Dutzende von Containern standen, aber der Wächter forderte sie auf, den Weg fortzusetzen.
Nach einer halben Ewigkeit gelangten sie zu einem anderen Raum, kleiner als der erste. Er wies auf eine Tür, die beiseite glitt, als sich B’Elanna ihr näherte.
Zwei Erzbehälter standen in dem Raum, und abgesehen
davon war er leer.
»Hinein!« befahl der Wächter scharf.
Die vom Erz ausgehende Strahlung bescherte B’Elanna
erneut ein unangenehmes Schwindelgefühl und verstärkte den dumpfen Schmerz in ihrem Innern. Erneut spannte sie die Muskeln und zog den Behälter durch die Tür. Der Wächter folgte ihr, und kurz darauf schloß sich der Zugang.
Der Nograkh grinste breit, und seine Zähne reflektierten das matte Licht. B’Elanna keuchte und trachtete danach, wieder zu Atem zu kommen.
»Das Leben eines Sklaven ist sehr hart«, sagte der Wächter.
»Oft auch sehr gefährlich. Ich könnte es leichter und sicherer für dich machen. Wenn du mir Gelegenheit dazu
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