Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
Wie dem auch sei: Sie sollten sich sofort an die Arbeit machen. Ihren Schilderungen entnehme ich, daß Pacria nicht mehr viel Zeit bleibt.«
»Das stimmt leider.« Kes stand auf, ging zur Tür und zögerte dort. »Danke, Captain«, sagte sie.
Janeway richtete einen mitfühlenden Blick auf sie. »Danken Sie mir nicht zu früh.«
Kes verließ den Raum, und Janeway seufzte. Leider hatte sie nicht über Pacrias Zustand Bescheid gewußt, als sie die Emmonac bat, sich mit den Sondierungsdaten zu befassen.
Sie hob den Blick zum Interkom-Gitter in der Decke.
»Janeway an Krankenstation.«
Das Bild auf dem Monitor wechselte und zeigte das Gesicht des holographischen Arztes. »Ja?« fragte er.
»Kes hat mich gerade auf Pacrias Zustand hingewiesen«, sagte Janeway.
Der Arzt runzelte die Stirn. »Sie hätten viel eher davon erfahren, wenn Sie bereit gewesen wären, meine Berichte zu lesen.«
»Da haben Sie sicher recht«, räumte die Kommandantin ein.
»Wie dem auch sei: Ich wußte noch nichts von Pacrias Krankheit, als ich ihr einen Auftrag gab. Es ist natürlich nichts Anstrengendes. Ich bat sie, gewisse Daten nach Hinweisen auf Torres und Kim zu überprüfen. Sehen Sie in dieser Hinsicht irgendwelche Probleme?«
Der Doktor dachte kurz nach. »Es kann vermutlich nicht schaden«, erwiderte er schließlich. »Vielleicht ist es sogar eine willkommene Abwechselung für Pacria.«
Janeway nickte. »Gut. Halten Sie mich auf dem laufenden.
Und noch etwas: Ich verspreche Ihnen, daß ich mir von jetzt an die Zeit nehmen werde, Ihre Berichte sofort zu lesen.«
Der Doktor hob den Kopf und erweckte den Eindruck, nur zum Teil besänftigt zu sein. »Bestätigung«, sagte er, und sein Gesicht verschwand wieder vom Monitor. Sensordaten kehrten auf den Schirm zurück.
Janeway stützte den Kopf in beide Hände und versuchte, sich auf die Buchstaben- und Zahlenkolonnen zu konzentrieren. Sie wußte, daß ihre Arbeit kaum mehr einen Sinn hatte, da bereits alle möglichen Analysen durchgeführt waren. Nur Pacria konnte aus diesen Informationen neue Erkenntnisse gewinnen.
Dennoch sah sich Janeway außerstande, auf weitere
Untersuchungen zu verzichten. Die Daten stellten ihre einzige Verbindung zu B’Elanna und Kim dar. Deshalb kehrte
Janeways Aufmerksamkeit immer wieder zu ihnen zurück.
Pacria unterbrach die Überprüfung der Daten und hielt es nicht mehr in ihrem Quartier aus. Sie brauchte unbedingt Bewegung, wollte noch etwas erleben, neue Personen kennenlernen.
Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Die Besatzungsmitglieder der Voyager waren ihr fremd, aber es handelte sich um intelligente Wesen, ausgestattet mit Gefühlen, mit dem Potential für Glück und Trauer, so wie sie selbst. Also bot ihre Präsenz einen gewissen Trost.
Sie war hungrig, und deshalb lenkte sie ihre Schritte in Richtung des Speisesaals. Dort konnte sie vermutlich beide Bedürfnisse befriedigen: das nach Gesellschaft ebenso wie das nach Nahrung.
Sie wurde nicht enttäuscht.
Als Pacria den Raum betrat, roch sie etwas so Wundervolles, daß ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Sie passierte Tische, an denen Crewmitglieder saßen, folgte dem Geruch zu einer Art Kochnische. Dort fand sie einen Mann mit gelblicher Haut, goldenen Augen und einem fedrigen Haarbüschel, das ihm bis in den Nacken reichte.
Er sah auf, als sich Pacria näherte. Und er lächelte wie zuvor noch niemand an Bord dieses Schiffes. Es war ein
bescheidenes Lächeln, das nichts erwartete, keine Ansprüche stellte, sie nur willkommen hieß, ohne irgendwelche
Einschränkungen.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie. »Mein Name lautet Pacria.«
Der Mann nickte. »Ja, ich weiß. Ich bin Neelix und kümmere mich um das Essen.« Er deutete auf einen Topf. »Möchten Sie etwas davon?«
Pacria fragte nicht einmal, was der Topf enthielt. Der Duft war so herrlich, daß alles andere keine Rolle spielte. »Ja, gern.«
Neelix griff nach einer am Topf hängenden Schöpfkelle und rührte um. Anschließend füllte er einen Teller und reichte ihn Pacria.
»Hier«, sagte er. »Wenn Sie sich ein wenig gedulden, leiste ich Ihnen Gesellschaft.«
Er wiederholte den Vorgang mit offensichtlichem
Vergnügen, griff mit der freien Hand nach einigen
Gegenständen – unter ihnen auch Servietten – und kam hinter dem Tresen hervor.
Sie nahmen an einem nahen freien Tisch Platz. Neelix griff nach einem Behälter, der ein Getränk enthielt, und füllte zwei Gläser. Eins reichte er Pacria.
»Danke«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher