Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
sie.
»Nun?« Er richtete einen erwartungsvollen Blick auf sie.
»Langen Sie ordentlich zu.«
Dazu ließ sich Pacria nicht zweimal auffordern und stellte fest: Der Eintopf schmeckte ebensogut wie er duftete. Neelix begann nicht sofort zu essen.
»Schmeckt es Ihnen?« fragte er.
Pacria nickte. »Sehr.«
Er lächelte. »Gut.« Dann schob auch er sich den Löffel in den Mund, und in seinem Gesicht zeigte sich fast so etwas wie Glückseligkeit.
»Es ist sehr angenehm, jemanden kennenzulernen, der an seiner Arbeit soviel Gefallen findet wie Sie«, sagte Pacria.
Neelix zuckte mit den Schultern. »Warum sollte mir meine Arbeit nicht gefallen? Die Leute kommen mit einem
Bedürfnis, das ich befriedige. Wenn sie hier eintreffen, sind sie manchmal sehr ernst, und sie gehen mit einem Lächeln.«
»Das überrascht mich nicht«, erwiderte Pacria. »Erst recht nicht, wenn alle Ihre Mahlzeiten so köstlich sind wie diese.«
Neelix schüttelte den Kopf. »Ich spreche nicht vom Essen, obwohl das natürlich auch wichtig ist. Ich meine vielmehr die Kameradschaft. Wenn man weit von zu Hause entfernt ist und sich in einem anderen Quadranten aufhält, braucht man einen Ort, an dem man sich entspannen und mit jemandem reden kann, der aufmerksam zuhört und Anteilnahme zeigt. Und wenn eine solche Person nicht existiert, begnügt man sich mit dem Koch.«
»Ich verstehe«, sagte Pacria. Der Scherz ließ sie schmunzeln.
»Wie dem auch sei: An Anteilnahme mangelt es Ihnen
bestimmt nicht. Das sieht man.«
Neelix wurde nachdenklicher. »Die Crew dieses Schiffes ist zu meiner Familie geworden. Deshalb schmerzt es sehr, ein Besatzungsmitglied zu verlieren. Oder gar zwei, wie in diesem Fall.«
Pacria wußte sofort, von wem Neelix sprach. »Sie meinen die beiden Vermißten, nach denen Sie suchen.«
»Ja.« Neelix seufzte. »Wissen Sie, ich hatte einen kleinen Streit mit einer der beiden Personen. Aber vor ihrem Verschwinden kam sie zu mir, um sich zu entschuldigen.
Darüber bin ich sehr froh. Ich finde die Vorstellung gräßlich, daß ihre letzten Gedanken an mich…«
Neelix unterbrach sich, als ihn die Emotionen zu
überwältigen drohten. Mit der Serviette betupfte er sich ein Auge, das ein wenig Flüssigkeit abzusondern schien.
»Ich sollte mich nicht auf diese Weise verhalten«, sagte er.
»Immerhin bin ich der Moraloffizier dieses Schiffes. Ich sollte darauf hinweisen, daß die beiden Vermißten bestimmt gesund und munter zurückkehren. Allerdings habe ich diesmal ein schlechtes Gefühl…«
»Es ist sehr schwer, jemanden zu verlieren«, pflichtete ihm Pacria bei. »Ich weiß, wovon ich rede. Die Besatzung meines Schiffes bestand aus fast zwanzig Personen, und ich bin die einzige Überlebende. Alle meine Kollegen starben.«
Falten bildeten sich in Neelix’ Stirn. »Ja. Da haben Sie natürlich recht. Und ich beklage mich hier über den Verlust von zwei Freunden, deren Tod überhaupt nicht feststeht. Bitte entschuldigen Sie.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Pacria und griff nach Neelix’ Hand. »Wir sprechen hier nicht über Zahlen, Neelix. Wir sprechen über das Leben von Personen.
Und jedes Leben ist wichtig.«
Er sah sie an. »Ja«, bestätigte er. »Ich schätze, da haben Sie recht.«
Plötzlich begriff Pacria, was sie gerade gesagt hatte. Jedes Leben ist wichtig.
Jedes Leben.
Jedes Leben.
Auch ihr eigenes.
Pacria sah auf ihren leeren Teller hinab – im Verlauf des Gesprächs hatte sie die ganze Portion verspeist. Sie schob den Stuhl zurück.
»Ich muß jetzt gehen. Ich habe Captain Janeway versprochen, ihr bei etwas zu helfen.«
Neelix nickte. »Kommen Sie erneut vorbei«, sagte er. »So oft Sie wollen. Montag serviere ich meine berühmte Kräuter-und-Knollen-Kasserolle.«
Montag. Noch drei Tage, dachte Pacria.
»Mal sehen«, entgegnete sie ausweichend.
Sie hätte gern mit einem klaren Ja geantwortet. Doch ein solches Versprechen konnte sie nicht geben, denn vielleicht lebte sie am Montag nicht mehr.
12
Die zweite Nacht an Bord der Erzstation unterschied sich von der ersten, aber sie war keineswegs besser.
B’Elanna konnte nicht Wache halten. Die Müdigkeit lastete wie ein schweres Gewicht auf ihr, und hinzu kam leichtes Fieber, hervorgerufen von der Strahlung. Dumpfer Schmerz nagte in ihrem Innern.
Kim ging es noch schlechter: Er schlief sofort ein, als sein Kopf auf den Arm sank – an Einauge und seine Kumpel schien er keinen Gedanken mehr zu verschwenden. Die Gefahr
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