Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
meinem
Bereitschaftsraum.«
Kurze Stille folgte. »Ich bin gleich bei Ihnen«, erwiderte der Erste Offizier.
Es dauerte nicht lange, bis der Türmelder summte, und nach einem knappen ›Herein‹ von Janeway betrat Chakotay den Bereitschaftsraum. Er sah wie jemand aus, der das Schlimmste erwartete.
»Tuvok hat Ihnen Bericht erstattet«, sagte Chakotay.
»Ja«, bestätigte Janeway.
Der Erste Offizier preßte kurz die Lippen zusammen. »Wir können sie nicht einfach so aufgeben«, sagte er dann. »Darauf haben wir beim Maquis großen Wert gelegt. Was auch immer geschah: Wir ließen niemanden im Stich.«
Janeway seufzte und deutete auf die andere Seite des Schreibtischs. »Bitte nehmen Sie Platz, Commander.«
Chakotay setzte sich, aber Haltung und Gesicht brachten auch weiterhin Entschlossenheit zum Ausdruck.
Janeway drehte den Tischmonitor, damit der Erste Offizier einen Blick auf das Projektionsfeld werfen konnte. Er las die aktuellen Angaben über die Wasser- und Lebensmittelvorräte, sah dann auf.
»Wir brauchen neuen Proviant«, stellte er fest. »Aber dadurch ändert sich nichts. Zumindest nicht für mich.
B’Elanna und Harry sind noch immer irgendwo dort draußen, und wir müssen sie finden.«
»Ich möchte unsere Freunde ebensowenig aufgeben wie Sie«, sagte Janeway ruhig. »Deshalb habe ich Lieutenant Tuvok gebeten, einen Kurs zu extrapolieren, als sich die Ionenspur auflöste. Aus dem gleichen Grund bekam Paris von mir nicht den Befehl zur Kursumkehr, als ich die Ergebnisse der letzten Sondierungen erfuhr.«
Chakotay kniff die Augen zusammen. »Aber?«
Der Captain beugte sich vor. »Ich gebe B’Elanna und Kim nicht auf – in dieser Hinsicht können Sie ganz beruhigt sein.
Ich möchte die Suche fortsetzen, ganz gleich, wie es um unsere Vorräte bestellt ist.«
Chakotay musterte die Kommandantin überrascht. Offenbar hatte er eine Auseinandersetzung erwartet. »Warum bin ich dann hier?«
Janeway lehnte sich wieder zurück. »Wir hoffen alle, daß die beiden Vermißten noch leben, aber wir müssen auch die Möglichkeit einkalkulieren, daß sie tot sind.
Und beide nahmen sehr wichtige Aufgaben an Bord dieses Schiffes wahr.«
Chakotay nickte. »Mit anderen Worten: Wir sollten eine Übergangsphase vorbereiten. Nur für den Fall.«
»Ja, nur für den Fall«, wiederholte Janeway. »Bitte suchen Sie den Maschinenraum auf und treffen Sie dort alle
Vorbereitungen. Der Übergang sollte möglichst glatt sein, wenn er sich nicht vermeiden läßt.« Sie nannte dem Ersten Offizier die Einzelheiten. »Ich glaube, das sind wir der Crew schuldig.«
Chakotay lächelte ein wenig traurig. »Ja. Da haben Sie vermutlich recht.« Er stand auf. »Ist das alles?«
»Das ist alles«, bestätigte der Captain. »Sie können gehen.«
Der Erste Offizier ging zur Tür, blieb dort noch einmal stehen und sah zum Schreibtisch zurück. »Danke«, sagte er.
»Danke wofür?« fragte Janeway. »Es sind auch meine
Freunde.«
Chakotay zögerte einige Sekunden lang, ohne ein Wort zu sagen. Dann drehte er sich um und verließ den
Bereitschaftsraum.
Janeway war wieder allein und wandte sich erneut dem Monitor zu. Die Daten im Projektionsfeld sahen nicht besser aus als vorher: Der gesunde Menschenverstand verlangte noch immer, die Suche aufzugeben und zum nächsten Planeten der Klasse M zu fliegen.
Die Kommandantin hielt auch weiterhin viel von Rationalität, aber in diesem besonderen Fall wollte sie eine Ausnahme machen. Sie konnte und wollte sich nicht dazu durchringen, zwei Besatzungsmitglieder der Voyager ihrem Schicksal zu überlassen.
Janeway und ihre Crew waren aufeinander angewiesen – das durfte sie nicht vergessen. Sie wollte die Suche nicht aufgeben, solange es den Hauch einer Chance gab, daß B’Elanna und Kim noch lebten.
Trotz der harten Arbeit und ihrer Erschöpfung konnte B’Elanna nicht schlafen. Alles schmerzte, vor allem der Hals.
Die Strahlung machte sich immer mehr bemerkbar und nahm ihr die Kraft.
Sie sah zu Kim, der unruhig neben ihr schlief. Dunkle Ringe zeigten sich unter seinen Augen, und die ungesunde
Gesichtsfarbe wies deutlich darauf hin, wie sehr er litt.
B’Elanna war sicher, daß sie selbst nicht viel besser aussah.
Sie hatten eine Chance bekommen, diesem langsamen Tod zu entkommen – eine bessere Chance, als sie sich erträumen konnten. Aber es war ihnen nicht gelungen, sie zu nutzen. Und eine zweite Gelegenheit dieser Art bekamen sie bestimmt nicht.
Auf der anderen Seite des
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