Der Tag der Ehre 3 - Ihre klingonische Seel
haben festgestellt, daß es zwischen dem Raumschiff und dem Asteroidengürtel eine Verbindung gibt. Ich halte es für wahrscheinlich, daß die Unbekannten dorthin
zurückkehren.«
Chakotay sah sie an. Janeway konnte ihm keine Gewißheit anbieten, nur Spekulationen und Vermutungen. Doch er kannte sie lange genug, um ihre Meinungen und
Situationsbewertungen zu schätzen zu wissen.
Umgekehrt verhielt es sich ebenso.
»Na schön«, sagte er schließlich. »Ich gebe auf.«
Janeway wandte sich an Paris. Ȁndern Sie den Kurs,
Lieutenant«, sagte sie und gab ihm die Koordinaten.
»Aye, Captain«, bestätigte der Pilot.
Chakotay sah zum Hauptschirm, der dahingleitende Sterne zeigte. Er hoffte, daß die Kursänderung sie tatsächlich dem Ziel näher brachte, aber freuen würde er sich erst, wenn er B’Elanna und Kim gefunden hatte.
Mit schmutziger, zerrissener Kleidung und verbrannter Haut stand Kes mitten im Lager der Kazon-Ogla und beobachtete ihre spartanische Umgebung.
Die Sonne stand hoch am Himmel: ein großer, gleißender Feuerball. Der Schatten eines einfachen Zelts schützte Kes vor dem grellen, heißen Glanz, aber er gewährte keinen Schutz vor der vom Boden reflektierten Hitze.
Das Lager bestand zum größten Teil aus solchen Zelten, aber es gab auch noch die knochenweißen, teilweise im Boden verborgenen Ruinen uralter Gebäude, die an eine vergangene Zivilisation erinnerten. Und im Osten standen sechs
Scoutschiffe der Kazon.
Damit hatte es sich. Hier hielt man vergeblich nach weiten Plätzen und Kühle spendenden blauen Springbrunnen
Ausschau. Hier fehlten hohe Decken, anmutig geschwungene Torbögen und das Auge des Betrachters erfreuende
Kunstwerke.
Außerdem fehlten lächelnde Gesichter.
Damit konnte man an einem solchen Ort gewiß nicht
rechnen. Nicht in dieser Wüste, die sich außerhalb des Lagers endlos in alle Richtungen erstreckte. In jener Ödnis gab es nur spärliches Gestrüpp, kleine Eidechsen und Insekten, die ständig ums Überleben kämpfen mußten.
Auch die Kazon-Ogla führten hier kein leichtes Leben. Ihre Wasservorräte waren auf ein gefährliches Minimum
geschrumpft – schorfige Gesichter und spröde Lippen wiesen deutlich darauf hin. Sie befanden sich nur deshalb in der Wüste, um seltene Mineralien aus dem Boden zu gewinnen, die sie anderen Kazon-Sekten verkaufen konnten.
Sie behaupteten, Kes’ Herren zu sein, aber ihre Kleidung sah nicht viel besser aus. Und sie waren auch nicht viel besser ernährt.
Kes seufzte. Sie erinnerte sich an jene Mischung aus Neugier und Abenteuerlust, die sie veranlaßt hatte, ihre unterirdische Heimat zu verlassen. Ebenso deutlich entsann sie sich an die Wildheit, mit der Männer und Frauen der Kazon sie gepackt hatten, als sie aus dem Tunnel kam. Anschließend traten und verfluchten die Kazon sie, als sie feststellen mußten, daß sich der Zugang zur subplanetaren Welt hinter ihr geschlossen hatte.
Das Leben bei diesen Leuten kam der Hölle gleich. Immer wieder mußte die zart gebaute Kes Dinge schleppen, die viel zu schwer für sie waren. Und wenn sie sich dabei etwas zuviel Zeit ließ, wurde sie wegen angeblicher Faulheit bestraft.
Die Ocampa erinnerte sich an ihr Elend im Lager, an die Erniedrigung, daran, wie ein Tier behandelt zu werden. An die Verzweiflung darüber, Freunde und Verwandte nie
wiederzusehen.
Es war Kes alles andere als leicht gefallen, diese spezielle holographische Simulation zu programmieren und sich ihr dann auszusetzen. Alles wirkte so echt, daß ein Teil von ihr die Voyager für eine Illusion hielt und diese Umgebung für die Realität.
Immer wieder mußte sie sich selbst darauf hinweisen, keine Sklavin der Kazon mehr zu sein. Neelix und die Crew der Voyager hatten sie gerettet, sie in Sicherheit gebracht.
Kes wollte sich noch einmal mit der Angst konfrontieren, die sie damals empfunden hatte. Sie konnte sich keine
schrecklichere Situation vorstellen – nie zuvor war sie mit so grausamen Leuten konfrontiert gewesen. Um ihre derzeitigen Erlebnisse noch intensiver zu gestalten, hatte sie bestimmte Sicherheitsfunktionen des Holo-Decks außer Kraft gesetzt: Sie konnte jetzt verletzt werden.
Sie hoffte, auf diese Weise in der Lage zu sein, sich in Pacrias emotionale Situation zu versetzen und ihren Haß auf die Zendak’aa besser zu verstehen. Es ging ihr darum, Chakotays Rat zu befolgen – vielleicht fand sie auf diese Weise eine Möglichkeit, Pacrias inneren Schmerz zu lindern.
»Ocampa-Hündin!« rief
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