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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Bitanern übernommen hatte. Die gebildeteren Ratsmitglieder würden es wissen, und sie würden ohne Zweifel auch die Vorteile erkennen.
    »Ein General zählt mehr als ein Hauptmann?«, fragte Mataz.
    Darnamur nickte.
    »Er darf also einem Hauptmann Befehle erteilen?«
    »Wenn sie an derselben Stelle Dienst tun …«, erwiderte Darnamur schon etwas zögernder.
    »Ha!«, rief Mataz. »Dann nehme ich den General. Ich bin also dein Hauptmann, Hauptmann Fitwiz! Du kannst dann gern in deinem Ausschluss sitzen und mit Gnomen schwatzen.«
    Grefan schlug die Hand vors Gesicht und verdrehte demonstrativ die Augen. Fitwiz brauste auf. »Ich bin ausgewählt! Die drei Auserwählten sind noch höher als die Hauptmänner von den Hauptmännern, hast du nicht zugehört?«
    Die Gefolgsleute der beiden Goblinführer ergriffen Partei, und im Nu hielt es die Ratsherren nicht mehr auf ihren Sitzen. Bevor Blut floss, schwang Darnamur eine Glocke, die er neben dem Holzklotz bereitgestellt hatte. Goblins stürmten in den Saal und sorgten für Ordnung – Werzaz’ Männer, die halbwegs neutral waren.
    Sie trugen keine Waffen und sorgten allein durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit für Ruhe. Darnamur hatte ihnen ausdrücklich Zurückhaltung auferlegt und diesen Befehl zusätzlich von Werzaz untermauern lassen. Nur die Goblin-Räte leisteten länger Widerstand. Dort kam es zu einem Handgemenge, das nicht ohne Blessuren abging.
    Mataz und Fitwiz würden das nicht übel nehmen. Für sie war es der normale Umgangston. Dennoch grübelte Darnamur darüber nach, wie er das Problem eleganter lösen konnte. Bei diesem Rat kam man nicht ohne zupackende Helfer aus. Aber Darnamur hätte lieber welche gehabt, die kräftig zupacken konnten und das rechte Augenmaß besaßen, um die Würde des Hohen Rates zu wahren.
    »Ehrenwerte Ratsmitglieder«, sagte er, als sich alle wieder auf ihren Bänken niedergelassen hatten. »Bitte denkt an die Bedingungen, unter denen wir hier zusammenkommen: Jeder darf sein Anliegen vortragen, und am Ende stimmen wir über Entscheidungen ab. Gewalt hat in diesen geheiligten Räumlichkeiten nichts verloren. Der Hohe Rat ist das neue Haupt der Grauen Lande. Damit stehen wir als Gemeinschaft in der Nachfolge von Leuchmadan. Erweist euch dessen würdig.«
    »Pah!« Mataz hieb die Faust auf den Tisch. »Abstimmen ist für Elfenlappen!«
    Mit diesen Worten ging er zum Ausgang. Drei Goblins folgten ihm.
    Fitwiz erhob sich und trat vor das Katheder. Der gelbhaarige Goblin verbeugte sich vor Darnamur und sagte: »Ehrenwerter Protektor, entschuldigt. Ich laufe hinter … General Mataz her und überzeuge ihn. Zur Versammlung morgen früh erscheinen wir zuverlässig. Verlasst Euch auf mich, Protektor!«
    Er zwinkerte Darnamur zu.
    Der biss sich auf die Lippen und nickte dann. »Ich danke Euch, Fitwiz. Aber denkt daran: Die Zeiten des Protektorats sind vorbei. Ich bin nur noch ein einfaches Ratsmitglied.«
    »Warte, Mataz!«
    Der Goblinhauptmann wirbelte herum und packte Fitwiz am Kragen. Obwohl sein hellerer Artgenosse größer war als er, hob Mataz ihn mühelos hoch und presste ihn gegen die Wand. Fitwiz’ Brustpanzer verschob sich, und der Goblin hing darin wie ein Hummer, der zu klein geworden war für seine Schale.
    »Dir brech ich den Hals, du miese, fahle Wanze!«, knurrte Mataz. Seine Gefährten zogen ebenfalls die Waffen, die man ihnen beim Verlassen des Ratssaals wieder ausgehändigt hatte. Auch Fitwiz hatte drei Begleiter mitgebracht, und die Goblins standen einander mit gezückten Klingen gegenüber. Die Tür zum Saal war noch zu sehen. Die Goblins, die als Ordner eingeteilt waren, lümmelten sich davor herum, kaum zwanzig Schritt von ihren streitenden Artgenossen entfernt. Sie fühlten sich nur für den Saal zuständig und verfolgten die Auseinandersetzung mit dem beiläufigen Interesse von Zuschauern.
    »Wenn du deine Eingeweide vom Boden kratzen willst, nur zu«, höhnte Fitwiz. »Aber wenn du mir zuhörst, hab ich ein Angebot für dich.«
    Mataz’ Blick wanderte nach unten. Fitwiz hielt einen krummen Dolch mit gezahnter Schneide in der Rechten und hatte die Klinge halb unter die Kante von Mataz’ vergoldetem Brustpanzer geschoben.
    Mataz zögerte kurz. Dann ließ er Fitwiz mit einem Schnauben los und sprang zurück. Auch er zog den Dolch. »Dann sag, was du sagen willst«, knurrte er. »Und danach lassen wir die Dolche abstimmen. Was hältst du davon, du Ausschuss?«
    »Mataz, sei nicht blöde!«, erwiderte Fitwiz.

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