Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Grefan.«
»Es sind genauso viele Menschen hier wie Alben«, erklärte Grefan. »Genauso viele! Dabei gehören die Menschen nicht einmal zu uns Finstervölkern. Sie sind nur als Diener in der Stadt!«
Erregt sprangen einige Menschen von ihren Plätzen auf.
»Das ist eine Unverschämtheit!«
»Ich bin niemandes Diener!«
»Mein Papier habt Ihr aber immer gern gekauft, Rat Grefan. Und sogar um Nachlass gefeilscht, albischer Habenichts.«
»Bitte!«, rief Darnamur. »Wir wollen uns doch keine Beleidigungen an den Kopf werfen.«
»Grandios, Grefan«, hörte man Bleidan in der nachfolgenden Stille flüstern. »Der Papierhändler ist auch Mitglied bei unseren Fortschrittsfreunden . Willst du unsere ganze Partei hier auseinanderreißen?«
Tomgar stand auf, der Anführer der Gesellschaft Freier Menschen . Er war ein riesiger, grobschlächtiger Mensch, dem das schüttere Haar in fettigen Strähnen bis auf die Schultern hing. Er überragte die anwesenden Nachtalben um drei Köpfe.
»Ihr könnt froh sein, Alben«, sagte er, »dass ihr überhaupt so viele Sitze habt wie wir. Wie viele Alben gibt es denn in Daugazburg? Wir Menschen sind viel zahlreicher. Von Rechts wegen sollten wir zehnmal so viele Stimmen im Rat bekommen!«
Mataz, der Goblinhauptmann, lachte dreckig. »Gibt nicht mehr so viele Alben hier, will ich wetten. Nach Goblinrecht müsste ich die ganzen Plätze für die Alben im Rat kriegen, die ich erschlagen habe in den letzten Tagen. Meine Siege, meine Beute!«
Grefan wurde ganz grün im Gesicht und starrte Mataz hasserfüllt an. Aber er schwieg. Einige weitere Goblins auf ihrer Ratsbank johlten, und die Alben warfen ihnen eisige Blicke zu.
Darnamur schlug mit einem bereitliegenden Holzklotz auf das Katheder. »Meine Herren … und Damen! Jedes Volk hat zehn Vertreter im Rat. Wenn wir anfangen, darüber zu diskutieren, kann nichts Gutes herauskommen. Nicht jetzt, wo wir eben erst Frieden geschlossen haben.«
Beifälliges Gemurmel erklang, vor allem von den Bänken der Gnome und Kobolde. Und dazu Greuwas Schnarchen. Der alte Gnom war mit dem Kopf vornüber auf die Bank gesunken.
»Ich will gleich zu dem wichtigsten Punkt kommen, den dieser Rat zu behandeln hat«, sagte Darnamur. »In spätestens zwei Tagen lagert ein Heer vor unseren Toren. Es herrscht Krieg. Da sind schnelle Entscheidungen gefragt, und wir haben eben gesehen, wie rasch hier ein Streit um Nebensächlichkeiten aufkommen kann. Ich schlage also vor, dass wir für wichtige Aufgaben Ausschüsse bilden. Jeweils drei Ratsmitglieder, die sich um laufende Geschäfte kümmern und in kleinem Kreise Entscheidungen fällen.«
Grefan hob wieder den Kopf und straffte sich, blieb aber sitzen. Einige Mitglieder des Rates blickten einander an, bis Bleidan sich zögernd erhob.
»Erst wird der Rat einberufen, dann soll er die Macht wieder an einige wenige abgeben?«
»Der Rat bestimmt die Mitglieder der Ausschüsse. Der Rat kann sie jederzeit abberufen, wenn eine Mehrheit das fordert«, erklärte Darnamur. »Bei den täglichen Sitzungen müssen sie dem Rat Rede und Antwort stehen … schlage ich vor. Als Erstes sollten wir einen Ausschuss für die Verteidigung der Stadt berufen. Ihm obliegt der Oberbefehl über unsere Truppen.«
Mehrere Ratsmitglieder redeten durcheinander. Rasch entspann sich eine erregte Diskussion. Darnamur beteiligte sich nicht daran, räumte aber auch nicht den Platz am Rednerpult, den er seit der Eröffnung der Versammlung besetzt hielt. Er wartete, bis einige Zeit verstrichen war. Dann ließ er abstimmen. Die Gnome stimmten geschlossen für ihn, und einer stieß Greuwa an, bis auch der die Hand hob.
Erwartungsgemäß nahm der Rat den Vorschlag an. Es gelang Darnamur auch, sich selbst zum Vorsitzenden des Ausschusses bestimmen zu lassen. Er lächelte. Diese Form der Regierung war tatsächlich etwas Neues für Daugazburg, und es zahlte sich aus, dass er ein wenig besser darauf vorbereitet war als die anderen. Er hatte mit den übrigen Ratsmitgliedern schon gesprochen, bevor sie zum ersten Mal zusammentraten, und er hatte sich auch vorher überlegt, wie die Sitzung verlaufen sollte. Durch diesen Vorsprung ließ sich gleich zu Anfang einiges festzurren, aus dem er hoffentlich noch lange Nutzen ziehen konnte.
»Ich bin der Zweite in diesem Ausschuss.« Hauptmann Fitwiz sprang auf. Er bleckte die Zähne zu einem Grinsen. »Wir Goblins sind die einzige Armee in der Stadt, und ich bin ihr Hauptmann. Der Krieg gehört uns!«
Mataz, der
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