Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
Zermalmte Bolzen flogen heraus und Zahnräder. »Schießt! Schießt!«, rief ein Unteroffizier der Menschen panisch zum Turm empor.
»Es klemmt!«, rief einer von Smatras menschlichen Gehilfen herab. »Der Kobold hätte lieber saubere Schwerter aus dem Eisen schmieden sollen statt so ein Uhrwerk!«
Die Goblins kletterten weiter die Wälle empor. Nur vereinzelte menschliche Bogenschützen schossen noch auf sie. Alben standen neben ihnen, berührten vor dem Schuss die Pfeile und legten einen Bann darauf. Unfehlbar trafen diese Geschosse ihr Ziel. Aber es waren nur Tropfen in ein Feuer.
Von unten schossen die Goblins zurück. Ihre kurzen Pfeile surrten zur Mauerkrone wie Mückenschwärme. Sie trafen die Verteidiger ebenso wie eigene Kameraden, die dort kletterten.
Hinter dem Schildwall liefen Menschen aus dem Inneren der Festungswälle auf den Wehrgang. An langen Stangen trugen sie Töpfe und Pfannen mit Öl und Pech und geschmolzenem Blei herbei. Sie kippten es über die Mauer hinab, denn die Pechnasen waren auf der anderen Seite.
Der Beschuss vom Platz her ließ nach. Zu viele Angreifer waren inzwischen im Schussfeld.
Auf einen Befehl von Darnamur hin traten die Menschen vor. Sie stießen mit ihren Lanzen nach den kletternden Goblins.
»Ha!«, hörte Darnamur Mataz’ Stimme von unten her. »Menschen wollen Krieger sein. Zeigt ihnen, wie Krieger sterben!«
Darnamur stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte zwischen den Schilden hindurch. Aber auf dem Platz wogte eine Masse von gerüsteten Goblins in Gold und Stahl und Leder. Er konnte den Marschall nicht ausmachen.
»Zielt auf die Anführer«, befahl er den Bogenschützen.
Die Menschen stocherten mit den Speeren. Die Goblins klammerten sich mit Klauen und Füßen an den Mauerritzen fest und kletterten weiter. Zu Dutzenden wurden sie in die Tiefe gestoßen. Aber die Goblins griffen auch nach den Lanzen und hielten sich daran fest. Sie rissen die Verteidiger mit, während sie selbst fielen. Andere Speerträger verloren nur ihre Waffe.
Auf den Stufen krachten die Goblins wuchtig in den Schildwall. Sie drückten die Reihen der unerfahrenen Menschen zusammen und hackten sie nieder, wo sie sich zur Flucht wandten.
»Magie!«, brüllte Darnamur.
Die fähigsten der albischen Magier hatten sie bei dem Ausfall verloren. Was noch geblieben war, bot Darnamur nun am Tor des Blutes auf. Zauberfeuer züngelte von den Wachtürmen zwischen die Goblins und zerstreute sie. Blaue Blitze rissen sie von der Mauer, fegten sie die Treppen hinab und zerschmetterten ihre Leitern. Vampire, die als Reserve hinter den Treppenaufgängen standen, rückten vor und schlugen die Angreifer zurück.
Andere Zauber wüteten unten zwischen den Goblins, die kreischend auseinanderliefen oder tot zusammenbrachen. Dann knatterte Smatras Maschine wieder und schickte einen Hagel kurzer, schwerer Bolzen in die Menge auf dem Platz. Der Beschuss fuhr in die aufgelösten Reihen wie eine gewaltige Sense.
Die Goblins flohen. Sie zogen sich hinter die niedrigen Mauerreste am Rand des Platzes zurück. Viele von ihnen blieben unterwegs liegen, schreiend und blutend. Darnamur sah sie am Fuß der Mauern mit verrenkten, zerschmetterten Gliedern, durchbohrt von Pfeilen oder verbrannt.
»Beschuss einstellen«, rief er. Es dauerte eine Weile, bis der Befehl oben auf dem Torturm ankam und die Kobolde ihrer Maschine Einhalt geboten. Sie schoben dicht gepackte Bündel mit neuen Bolzen ins Innere, luden nach, füllten Wasser in den Kessel und kippten es über den dampfenden Stahl.
»Wir schaffen es!«, rief ein Mensch neben ihm triumphierend. »Wir halten die Mauern!«
Darnamur musterte seine Reihen. Der Schildwall zeigte Lücken. Die Alben auf den kleineren Türmen wirkten erschöpft. Auf der anderen Seite des Platzes sammelten die Goblins sich erneut.
»Wir müssen weg«, hauchte Audan. Er wollte sich umwenden, aber seine Knie waren weich. Auch Magati regte sich nicht. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen in den Gang.
»Unfug, ihr Zitterhalme«, sagte Werzaz. »Ein Werzaz flüchtet nie. Ich bin der Krieger. Ich kämpfe uns den Weg frei.«
Er ging zu seinem Bündel und suchte sich neue Waffen zusammen. Dann hob er zwei seiner Speere auf, die beim ersten Kampf auf den Boden gefallen waren.
Magati und Audan wichen an die Wand zurück. Sie griffen nicht einmal nach ihren Messern. Sie konnten spüren, wie die Steinplatten unter ihren Füßen hüpften. Ein Schlag. Noch ein Schlag. Und noch einer.
»Was
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