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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Außenwall stießen, flogen bald Pfeile hin und her. Menschen und Gnome, Alben und Vampire hatten auf den großen Mauern Aufstellung bezogen. In der kurzen Atempause, nachdem die Goblins durch Verrat die Zitadelle genommen hatten und bevor sie in die Stadt vorstießen, hatte Darnamur Schilde besorgt und alles versammelt, was er für die Verteidigung aufbieten konnte. Das waren vor allem die halb ausgebildeten menschlichen Speerkämpfer, die in Zukunft einen Ersatz und ein Gegengewicht zu den Goblins hatten bilden sollen.
    Sie waren noch lange nicht bereit. Aber zumindest konnten die Menschen inzwischen die großen Schilde halten und die Mauerkronen auch zur Stadtseite hin verteidigen, wo es keine Brustwehr gab. Die Gänge im Inneren der Wälle, wo die großen Pechkessel standen, waren gut gefüllt mit Vorräten und mit Nachschub an Kriegern und Material.
    Weit hinten auf dem Platz sah Darnamur Gold im Sternenlicht funkeln. Mataz hielt seine Garde zurück und schickte die neu gewonnenen Hilfstruppen vor.
    »He, he – bereit! Die Maschine ist bereit!« Smatra schlängelte sich zwischen den Beinen der Verteidiger über die Mauerkrone heran. Er fuchtelte mit seiner Funkenpeitsche, doch es zuckten keine Blitze aus dem Kristall. Smatra hatte sich völlig verausgabt, als er seine Gehilfen auf dem Torturm angetrieben hatte.
    Der große Zylinder seiner Bolzenschussmaschine war nun auf den Platz hin ausgerichtet. Pfeilbündel standen daneben bereit, eigentümliche, kurze Bolzen mit stählerner Spitze, einem Kopf aus Blei, dahinter ein gedrungener Schaft mit dichter Befiederung. Weiße Dampfwolken stiegen von der Maschine auf, und mitunter war ein Zischen zu vernehmen. Kobolde sprangen darauf herum, schoben Kohle und Pfeilbündel durch Klappen hinein, drehten an Rädern oder zogen irgendwelche Hebel.
    »Es ist gut«, sagte Darnamur. »Bringt Euch in Sicherheit. Versteckt Euch in Eurem Labor und überlegt Euch, was Ihr mir noch an Waffen liefern könnt.«
    Der Kobolderfinder zog eine Schnute. »Smatra muss bleiben, bleiben! Eine komplizierte Maschine, da oben auf der Mauer. Will pausenlos betreut werden, umhegt, umsorgt, gefüttert. Ei, kann ich ja nicht meinen unfähigen Gehilfen überlassen, den Holzköpfen, den Grobfingern! Ohne meine Schläge schaffen die gar nichts, gar nichts!«
    Darnamur schaute auf den weißhaarigen Kobold hinab, dem der Schopf schmierig am Kopf klebte. Smatra stand da auf seinen krummen Beinen und hüpfte nicht herum, wie es sonst seine Art war.
    »Ihr seid müde, Meister Smatra. Und ich brauche Euch anderswo«, sagte Darnamur. »Verschwindet. Ladet Eure Funkenpeitsche auf. Wir sehen uns, wenn die Sonne steigt. Falls Leuchmadan uns das erleben lässt.«
    Er stieß den Kobold fort. Langsam, immer wieder sehnsüchtige Blicke zu seiner Maschine zurückwerfend, entfernte Smatra sich entlang der Mauer. Hinter den Schilden der Verteidiger kroch er auf das Nachtviertel zu.
    Die Goblins rückten vor.
    Sie hielten ihre Schilde hoch und rannten brüllend auf die schmalen Treppen zu, die auf die Wälle führten. Der Drauzwinkel war nicht groß, und von den Wällen herab flogen die Pfeile weit. Die Verteidiger schossen sofort.
    Smatras Maschine zischte. Es gab einen eigentümlichen, dumpfen Knall, dann noch einen. Das Zischen, das Knallen und das Rasseln aus dem Inneren des riesigen Kessels vereinigten sich zu einem einzigen rhythmischen Wummern. Dann und wann sah Darnamur die schattenhaften Geschosse, die aus dem Inneren der Maschine heraus und auf die Goblins zusausten.
    Krachend schlugen die Bolzen in die erhobenen Schilde oder fanden einen Weg dazwischen hindurch. Mit einem satten Klatschen schlugen sie gegen Panzerplatten und brachten die Krieger zu Fall. Sie zersprangen, und Splitter fuhren den Goblins unter den Helm und in die Kehle. Andere Geschosse trafen frei liegende Gesichter oder ungeschützte Körperteile. Die Kobolde auf dem Torturm bewegten ihre Waffe schwerfällig, und wohin sie zeigte, da kam der Angriff ins Stocken und die Goblins fielen über ihre strauchelnden Kameraden.
    Anderswo erreichten sie die Mauer. Sie stürmten die Treppen empor, kletterten an der nackten Wand hoch. Einige von ihnen hatten Leitern dabei, wie Hagaz bei seinem Sturm auf die Stadt.
    Vom Turm her erklang ein grausiges Scheppern. Dann verstummte die Maschine. Nur das leise Fauchen des Dampfes aus den Ventilen war noch zu hören. Und die Flüche der Kobolde.
    Sie rissen Klappen auf, krochen in die Eingeweide der Waffe.

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