Der Tag der Messer: Roman (German Edition)
überrascht um. Einer sah zu dem Turm auf und versuchte zu erkennen, welcher Feind ihnen da in den Rücken fiel – und eine Bleikugel traf ihn an der Stirn. Sie bohrte sich durch Stahl und Knochen und trat auf der anderen Seite wieder aus. Im Hof kullerte sie über das Pflaster; kein Blut war daran zu sehen, aber feine Zauberglyphen leuchteten matt.
Die Goblins wichen zurück. Sie suchten Deckung im Schatten der umliegenden Häuser. Fliegende Golems schwärmten vom Turm aus, kleine Gestalten aus Ton. Sie fielen über die Goblins her, die wild nach den surrenden Gestalten schlugen.
»Zauberer!«, brüllte ein Hauptmann. »Albische Schimmelfratzen in dem Turm da! Holt sie zuerst!«
Goblins verschwanden in einer Seitengasse. Ein weiterer Trupp stürmte wieder mit einer Ramme auf das Tor zu. Andere schlossen sich ihnen an, gaben Deckung. Die Zauber vom Turm setzten den Goblins weiterhin zu, aber sie fächerten auseinander und boten kein so deutliches Ziel mehr.
Eine weitere Schar Goblins stürmte aus einer Seitenstraße. Sie waren gut gerüstet und bewegten sich in geschlossener Formation. Sie stießen zu den Kriegern mit der Ramme – und machten sie nieder!
Die übrigen Goblins murrten laut bei diesem Verrat. Wer bisher noch unentschlossen in Deckung verharrt hatte, nahm nun ebenfalls die Waffen wieder auf und trat den neuen Goblins entgegen. Vom Fuß des Turms, in dem sich die Zauberer verbargen, stieg Rauch auf.
Die neu hinzugekommenen Goblins stellten sich dem Angriff. Brüllend schwangen sie ihre Waffen. Ihre Reihen öffneten sich, und schwer bewaffnete Alben und Vampire traten heraus. Ihre schlanken Leiber trugen Panzer aus schwarzem Stahl, mit Silber und Rubinen verziert. Kettengewebe spannte sich zwischen den Platten. Die spitzen Helme ließen nur die Augen frei.
Eine Albe mit zwei schmalen, gekrümmten Klingen in der Hand stürzte vor. Krachend fuhr ihr Säbel einem Goblin durch den metallenen Wangenschutz und trat an der anderen Seite des Kopfes wieder aus. Die Klinge zog einen Halbkreis aus schwarzem Blut hinter sich her. Der Goblin ging röchelnd zu Boden. Die Albe rückte weiter vor. Ein Vampir gab ihr von hinten Deckung.
»Keine Gnade für Verlierer!«, rief sie mit einer hellen, melodischen Stimme. Sie schlug mit ihren Säbeln nach allen Seiten, trennte Köpfe und Arme und Beine ab. Sie sprang über einen geschlossenen Schildwall ihrer Feinde hinweg und jagte ihnen die Klingen in den Rücken, noch bevor ihre Füße wieder den Boden berührten. Holz und Stahl barsten unter ihren Hieben, und die Albe wich den Angriffen ihrer Feinde so leicht aus, dass sie nicht einmal parieren musste.
Die Goblins waren von der Wucht des Angriffs völlig überrumpelt. Eben noch hatten sie eine Festung voll hilfloser Menschen stürmen wollen, nun wurden sie niedergehauen wie Schlachtvieh. Sie liefen durcheinander, verteidigten sich, suchten ihr Heil in der Flucht.
Kaum hatte die vereinigte Schar von Alben, Vampiren und Goblins eine Gasse geschlagen, da hörte man einen Knall vom Turm der Zauberer. Ein schwerer Eisenstab flog heran, mit einem Hakenkranz an der Spitze. Er schoss über die Zinnen des Drausturraz hinweg, kratzte über den Stein. Dann wurde er an einem Strick zurückgezogen, bis die Haken Halt fanden.
Weitere Geschosse folgten, und bald spannte sich ein halbes Dutzend Seile quer über die Straße, vom Turm über eine Häuserreihe bis in die Festung. Alben glitten daran entlang oder liefen einfach auf den Seilen, als wäre es fester Boden. Im Nu standen sie auf den Mauern und kappten die Seile hinter sich. Rasch kletterten einige von ihnen zum Tor hinab und öffneten es.
Die Menschen in der Festung standen da wie erstarrt. Sie umklammerten ihre Waffen und wussten nicht, was sie tun sollten, nun, da ihre Bastion von unerwarteten Helfern gestürmt wurde. Als mit den Alben auch Goblins durch das Tor kamen, wichen sie zurück.
Die hochgewachsene Albenkriegerin nahm den Helm ab und warf ihn achtlos dem Vampir hinter ihr zu. Sie schüttelte ihr Haar und lachte. »Dumme Menschen«, rief sie. »Fürchtet euch nicht. Das sind meine Goblins. Ich halte sie in Zucht und Ordnung, wie man es mit Goblins tun muss.«
»Heil, Swankar! Göttin des Krieges«, brüllten einige der Goblins hinter ihr und schwenkten ihre Waffen.
»Sie führt uns zu Sieg und Beute«, rief ein anderer.
Ein Nachtalb war oben auf den Zinnen stehen geblieben. Sein langes schwarzes Haar wehte im Nachtwind. Sein dunkler Mantel umflorte ihn wie
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