Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

ein Schatten. »Fürchtet euch nicht, Bürger von Daugazburg!«, rief er. »Wir werden eure Verteidigung nun anführen. Die Horden werden diese Festung nicht einnehmen.«
    Die übrigen Alben verteilten sich auf dem Hof. Sie traten zu den Menschen, gingen auf die Magazine und Gebäude zu.
    »Ich bin Salvan, ein Hauptmann der Alben«, rief ihr Sprecher, der immer noch auf der Mauer stand. Den Feinden auf der Straße kehrte er selbstgewiss den Rücken zu. »Geht zurück auf eure Posten. Wir werden bei euch sein. Ruft alle herbei, die sich in den Häusern verstecken und eine Waffe führen können. Gemeinsam werden wir eure Familien verteidigen, bis in Daugazburg wieder Ruhe herrscht.«
    Seine wohlklingende Nachtalbenstimme trug weit über den kleinen Platz in der Mitte des Drausturraz. Die Menschen schöpften Hoffnung. Doch mit einem Mal war der Alb von einem halben Dutzend Gnomen umringt. Sie zielten mit weiß schimmernden Armbrüsten auf ihn.
    »Hauptmann Salvan«, sagte einer der Gnome. »Lang genug habt Ihr Euch versteckt. Ihr seid ein Verräter und ein Feind des Hohen Rates. Da steht ein Preis auf Euren Kopf.«
    Die Menschen wandten erschrocken die Köpfe. Ein Murren wurde laut. Während des ganzen Kampfes hatte sich keiner dieser gut bewaffneten Gnome sehen lassen, obwohl sie die ganze Zeit über dort gewesen sein mussten, in kleiner Gestalt versteckt zwischen den Mauerlücken.
    Salvan hob beschwichtigend die Hand.
    »Nur ruhig, meine Freunde.« Er lächelte erst die Menschen ringsum an, dann die Gnome vor ihm. »Das ist ein Missverständnis. Es lässt sich leicht aufklären.«
    Ganz behutsam, damit die Gnome es nicht als Angriff missdeuteten, griff er unter seine Weste und zog einen Bogen Papier hervor. Er hielt ihn dem Leutnant der Gnomenspäher entgegen.
    »Ich bin ein treuer Gefolgsmann des Protektors und des Hohen Rates. Die Klage gegen mich ist eine Finte. Bringt dieses Schreiben zu Darnamur, und er wird meine Position bestätigen.«
    Der Gnomenoffizier nahm das Papier entgegen und verzog den Mund. »Und wie stellt Ihr Euch das vor? Einen Briefboten schicken, während in der Stadt eine Schlacht tobt?«
    »Nun«, sagte Salvan. Seine Zähne funkelten. »Wenn die Sonne aufgeht, werden wir Darnamur schon erreichen und die Angelegenheit klären. Und bis dahin, schlage ich vor, vergeuden wir unsere Kräfte nicht, indem wir gegeneinander kämpfen. Wenden wir uns dem gemeinsamen Feind vor den Toren zu.«
    Die Goblins kamen zurück. Die Kobolde auf dem Tor des Blutes schwenkten ihr gewaltiges Eisenfass. Wo auch immer die Goblins an den Mauern einen Vorteil gewannen, schnitt der Bolzenhagel die nachrückenden Truppen ab, und die Verteidiger konnten die Angreifer zurückschlagen.
    Dann herrschte Stille auf dem Torturm. Der Druck in den Kesseln war erschöpft. Die Goblins brüllten triumphierend und füllten die Lücken. Sie stürmten die Treppen zum Wall empor, kletterten auf der ganzen Länge des Platzes die Mauern hoch. Ihre Pfeile trieben die Verteidiger von der Kante zurück, bis ihre Vorhut den Wehrgang erreichte.
    Vampirtruppen eilten dorthin, wo die Goblins Brückenköpfe bildeten. Alben wirkten ihre Zauber von den Wachtürmen aus, und aus den Stollen in den Wällen schleppten die Menschen siedende Flüssigkeiten heran. Öl wurde zwischen die anrennenden Truppen gegossen und in Brand gesetzt.
    Dann schoss Smatras Maschine wieder, und die Goblins wurden zurückgedrängt.
    Durch die Gassen der Stadt rollten Katapulte heran. Die Goblins schafften von der Zitadelle herbei, was sich bewegen ließ. Bald flog ein Stein über den Platz, traf zu tief gegen den Wall und zerschmetterte mehrere Goblins. Der nächste Stein traf besser und riss die Verteidiger auseinander.
    Smatras Maschine feuerte und vertrieb die Besatzung von den Katapulten oder spickte sie mit Bolzen. Dann stand sie erneut still. Die Kobolde schaufelten Holzkohle nach. Sie kippten Wasser durch die Einlässe und reichten neue Bolzen aus dem Torhaus auf die Plattform.
    Der Kampf wogte hin und her. Die Menschen waren nicht so erfahren wie die Goblins. Doch ihre günstigere Stellung auf dem Wehrgang machte den Nachteil fast wieder wett. Die Verluste waren groß, aber Darnamur hatte Reserven in den Mauergängen.
    Smatras Maschine verstummte für immer. Der letzte ihrer besonderen Bolzen war verschossen. Die Goblins mit den Katapulten konzentrierten den Beschuss dennoch auf den Torturm, aber ihre Geschosse kamen zu tief. Sie schlugen gegen den wuchtigen Bau,