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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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auch immer da kommt, es wird schneller«, flüsterte Magati. Zoll um Zoll schoben sie sich weiter fort von dem Kadaver, und damit auch von jenem anderen , was aus dieser Richtung kam.
    »Verkriecht euch ruhig, Schrumpfschwengel«, sagte Werzaz. »Ich halte stand.«
    Er kauerte sich hinter den Schild. Den Speer stemmte er gegen den Boden. Audan und Magati schauten einander an. Dann nahmen sie ihre kleine Gestalt an.
    »Höher«, flüsterte Magati, als könnte sie selbst jetzt noch gehört werden. Es klackerte in der Wand. Die Quader darin schlugen aneinander. Audan betrachtete sie misstrauisch. Wenn der Stollen noch heftiger erbebte, würden sie in den Fugen zermalmt werden.
    Es wurde dunkler. Die beiden Gnome fuhren herum. Etwas raste durch den Gang auf sie zu, etwas Riesiges. Die Formen waren verwischt, eine Aura lag um das Geschöpf wie eine dunkle Wolke. Darin war eine Bewegung zu erahnen, bleiche Klauen und Zähne, wirbelnde Pranken. Die Gnome pressten sich dichter an die Wand, dann war es da.
    Der Panzer des Tentakelkäfers barst unter den Tritten des neuen, größeren Ungeheuers. Sie hörten das Dröhnen der Schritte. Ein Schrei von Werzaz, der in der Ferne verklang. Dann wurde es still.
    Der Drausturraz war die größte Goblinveste von Daugazburg. Seine Mauern waren nicht hoch, aber dick, und bis zum Tag der Messer hatten die Goblinkrieger der Stadtwache hier gelebt. Heute suchten Zehntausende von Menschen darin Zuflucht.
    Frauen und Kinder verkrochen sich in den tiefen Gewölben unter dem Drausturraz. Die Männer verbargen sich in den Türmen, in den wuchtigen Kasernen und auf den Wehrgängen. Doch es waren Dienstleute und Krämer, Handwerker und Landarbeiter, keine Krieger. Furchtsam umklammerten sie die Waffen, die Darnamur ihnen aus den Magazinen geholt hatte. Sie kauerten still hinter den Zinnen und versuchten, keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Die großen Kämpfe fanden anderswo statt. Kleinere Goblinbanden streiften durch die Stadt. Manche versuchten, über die Mauern zu steigen. Die Verteidiger wehrten sie ab und hielten dann wieder die Köpfe unten. Wenn der Drausturraz leer wirkte, so hofften sie, achteten die Goblins nicht darauf.
    Ängstlich lauschten sie dem Lärm aus der Stadt.
    Die Angriffe wurden zahlreicher. Mit jedem Goblin, den die Verteidiger vertrieben, sprach es sich weiter herum: Da waren Menschen im Drausturraz! Als der Sturm auf den Drauzwinkel begann, war auch der Drausturraz umlagert.
    Von allen Seiten drängten die Goblins heran. Sie kletterten die Mauer empor oder stiegen einander gegenseitig auf die Schultern, um das Hindernis zu überwinden. Die Menschen stachen mit Speeren nach ihnen. Die Goblins verhöhnten sie und schossen sie von den Mauern.
    Im Laufe der Stunden wurden die Kämpfe heftiger. Immer mehr Goblins schlossen sich dem Angriff an. Sie schleppten Seile und behelfsmäßige Wurfanker heran. Sie brachten Balken als Rammböcke. Die Menschen warfen mit Steinen. Immer öfter schafften einzelne Angreifer es bis zur Mauerkrone. Die Kämpfe dort wurden blutiger. Die Menschen dachten an ihre Familien und hielten stand.
    Goblins umlagerten die Festung von allen Seiten. Weitere strömten aus den umliegenden Gassen. Dann vereinten sie sich zu einer einzigen Angriffswelle. Augen blitzten aus pelzigen Gesichtern zu den Verteidigern empor. Die Menschen oben schauten verzweifelt auf den Wald von Piken und Klingen hinab. Sie stachen und warfen und sahen doch keine Aussicht, diesen Angriff abzuschlagen.
    Blutende Goblins stürzten zurück in die Reihen ihrer Gefährten, die achtlos über sie hinwegstiegen. »Menschenfleisch!«, brüllte ein Krieger. Ein Pfeil durchbohrte seine Kehle. Aber andere nahmen den Ruf auf. »Menschenfleisch!«
    Die Horde hatte einen gemeinsamen Schlachtruf.
    Sie kletterten am Wall empor. Klauenhände griffen um die Kante der Brustwehr. Die Goblins stießen ihre Säbel zwischen die Zinnen. Blutdurst spiegelte sich in ihren Augen.
    Da fiel Zauberfeuer von einem Turm herab.
    Es kam nicht aus der Festung, sondern aus einem düsteren Bauwerk, das sich in einer Seitengasse erhob, eine Querstraße vom Drausturraz entfernt. Der Turm eines Zauberers, längst verlassen und bei den ersten Prognomen geplündert. Jetzt schlugen blaue Blitze aus allen Fenstern und prasselten auf die Goblins ein.
    Dutzende gerüsteter Krieger verschmorten zu schwärzlichen Klumpen, die, noch zuckend, von den Mauern fielen. Die Goblins, die es bis zu den Zinnen geschafft hatten, schauten sich

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