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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Fei hatte ihn geschaffen, um ihre mächtigsten Feinde zu vernichten. Kleine Krabbeltiere passten nicht zu Audans Vorstellungen von diesem Labyrinth.
    Die beiden Gnome setzten sich auf die Kante eines Mauersteins. Audan atmete schwer. Aus der Sicht eines Großen waren sie zwei Handbreit über dem Boden, doch für einen kleinen Gnom war das eine beachtliche Höhe.
    »Es ist still geworden«, sagte Audan.
    Er schaute nach unten. Der Gang kam ihm jetzt dunkler vor als bei ihrer Ankunft. Der Boden schien sich zu bewegen. Eine riesige Blutlache bedeckte die Steine und war inzwischen in alle Ritzen gesickert.
    »Da!«, rief Magati. Audan folgte ihrer Geste.
    Ein riesiger Umriss füllte den halben Gang aus. Es war das gepanzerte Käfertier mit dem Tentakelkopf. Es rührte sich nicht von der Stelle, aber wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, wie sich der vordere Teil hob und senkte. Man hörte schmatzende Geräusche.
    »Es frisst Werzaz«, flüsterte Audan.
    Magati schwieg. Die beiden winzigen Gnome starrten die Furcht erregende Gestalt an.
    Dann hörten sie Werzaz schreien. »Stinkende, aufgeschäumte Lindwurmscheiße. He, ihr feigen Sterzköpfe? Wo habt ihr euch verkrochen? Ah, willst du wohl …«
    Audan und Magati tauschten einen Blick. Dann liefen sie auf den Mauersteinen entlang, bis sie über einer trockenen Stelle im Gang standen. Dort stiegen sie hinab und machten sich groß.
    Auf Zehenspitzen trippelten sie um die Lache herum und auf das Ungeheuer zu. Werzaz lag auf der anderen Seite halb unter den Tentakeln. Mit seinen langen Armen zog er sie von seiner Rüstung, an der sie sich festgesogen hatten. Sobald er einen Tentakel losgerissen hatte, saugte der sich an einer anderen Stelle fest.
    Der Goblin fluchte, stemmte das gepanzerte Ungeheuer hoch, kroch ein Stück darunter hervor, zupfte sich wieder die Tentakel ab. Die schleimigen Fangarme schmatzen, wenn sie sich von Werzaz lösten. Aber die Kreatur war eindeutig tot.
    Magati und Audan liefen rasch zu ihrem Gefährten.
    »Werzaz!«, rief Audan. »Du bist ja gar nicht tot!«
    »Hättest du wohl gern, du hässlicher Furunkel auf Beinen«, schimpfte Werzaz. »Jetzt macht euch mal nützlich und hebt diesen Kadaver von meinem Leib. Schwer wie ein Troll, und Rüssel im Gesicht hat der, die pappen wie der Fraß in den Kasernen von Daugazburg.«
    Audan zerrte am Panzer, aber er richtete nichts aus. Magati ging dorthin, wo Werzaz’ Waffen lagen. Sie nahm einen Säbel mit gezahnter Klinge und sägte damit die Fangarme ab. Endlich kam Werzaz frei.
    Er nutzte jeden Zoll Bewegungsfreiheit, um wütend auf das gefallene Ungeheuer einzuschlagen und zu treten. An seiner Flanke war ein Stück aus seiner Rüstung herausgerissen. Er blutete. Sein halbes Gesicht war blutunterlaufen, und das Auge schwoll gerade zu. Werzaz hatte überall Kratzer, wo man durch Kleidung und Fell seine Haut sehen konnte. Von Kopf bis Fuß war er mit glitzerndem Schleim überzogen, von der Hüfte abwärts in dunkles Blut getränkt.
    Es war das Blut des Ungeheuers, nicht das seine.
    »Ist auf mich draufgefallen, als es umgekippt ist«, sagte Werzaz. »Verdammter Scheißbrocken. Aber ich hab ihm ordentlich die Fratze durchstochen, als es nach mir geschnappt hat, und mit dem Spieß seine Eingeweide umgerührt. Hat ihm wohl den Appetit verdorben. Ha!«
    Er trampelte mit den schweren Stiefeln auf den Greifarmen herum und zerquetschte sie zu Brei.
    »Wir dachten wirklich, es hätte dich erwischt.« Audans Stimme klang bewundernd. Er schaute von dem Goblin zu dem Ungeheuer, das nur aus einem bohnenförmigen Panzer zu bestehen schien, mit dem Bündel Tentakel am Kopf und einigen dünnen Spinnenbeinen, die unter dem Leib herausragten. Zwischen den Tentakeln gab es mehrere Öffnungen. Die Zähne darin sahen aus wie kreisförmige Sägen.
    »Pah«, schnaubte Werzaz. »Um mit mir fertig zu werden, müsste schon etwas verdammt viel Größeres kommen. Das sag ich euch, Käferfutter!«
    Der Boden bebte. Die drei blickten einander an. Da hörten sie auch schon ein Brüllen durch die Stollen hallen, das die beiden Gnome fast niederwarf.
    Die Goblins kamen um Mitternacht. Sie strömten durch die Gassen heran, die sternförmig auf den Drauzwinkel zuliefen. Sie versammelten sich zwischen den Trümmern der eingestürzten Häuser, in den Ruinen der baufälligen Türme. Ihre Bogenschützen besetzten jeden Winkel, die schwer gerüsteten Krieger formierten sich am Rande des Platzes.
    Dort, wo die Gebäude fast an den

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