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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Doch im neuen Daugazburg gibt es keine Sklaven mehr. Wir wollen daher ein Zeichen setzen.
    Wer von den Menschen anderswo frei leben will, der mag Daugazburg verlassen. Wir stellen für jede Siedlergruppe einen Wagen mit Ausrüstung und Saatgut. Jedem Dorf, das auf diese Weise in den Grauen Landen entsteht, bieten wir zwanzig Jahre Abgabenfreiheit und das Recht, seine Geschicke in Zukunft selbst zu lenken. Die Grauen Lande werden grün, wie Wito es versprochen hat. Ihr könnt das Volk sein, das sie besiedelt.
    D ARNAMUR , DER G NOM , V ORSITZENDER DES H OHEN R ATES ,
BEI DER V ERKÜNDUNG EINES R ATSBESCHLUSSES
    Frafa war im Turm weit nach oben gezogen. Die untersten Geschosse standen seit dem Überfall der Goblins leer. Bleidan hatte sie notdürftig ausräumen und säubern lassen, aber die Spuren der Verwüstung waren noch immer allgegenwärtig. Frafa bewohnte nun ein größeres Zimmer, das allerdings noch karger eingerichtet war als ihr altes.
    Gegen Mittag klopfte Bleidan an ihre Tür und weckte sie.
    »Kommst du mit, Frafa?«, fragte er.
    »Augenblick.« Sie kleidete sich rasch an, ehe sie die Tür öffnete. Ihr Kopf war schwer vor Müdigkeit. Sie hatte die ganze Nacht mit Leuchmadans Kästchen gearbeitet, aber dabei weniger erreicht als früher. In den letzten Tagen fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Der Besuch im Haus der Schreie, vor allem aber Bleidans Worte hatten sie verunsichert.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    »Wir haben wieder eine Versammlung«, antwortete Bleidan. »Ich denke, du solltest dabei sein.«
    »Die Fortschrittsfreunde?« Frafa erinnerte sich an das Treffen in dem leeren Lagerhaus, das ein so dramatisches Ende genommen hatte … Und bei dem sie sich schon vorher fehl am Platze gefühlt hatte. So etwas wollte sie nicht noch mal erleben, aber sie konnte Bleidans Bitte nicht rundheraus abschlagen.
    »Es sind ein paar Fortschrittsfreunde dabei«, sagte Bleidan. »Und einige andere Alben. Es ist nur eine kleine Zusammenkunft bei Litiz.«
    Widerstrebend hob Frafa Balgir hoch, zog einen Mantel über und ging mit.
    Draußen auf den Straßen war es ruhig. Frafa blickte zum Himmel empor, an dem keine einzige Wolke zu sehen war. Sie fühlte sich schuldig. Immerhin war es ihre Aufgabe, den Grauen Landen das Leben zu bringen. Und das bedeutete zunächst einmal Regen. Die Leute sprachen schon vom trockensten Winter seit zwölf Jahren!
    »Worum geht es?«, fragte sie Bleidan, während sie durch die hellen Straßen gingen. Es waren so viele Menschen unterwegs, dass man kaum glauben mochte, dass die Hälfte von ihnen die Stadt verlassen hatte. Ein Trupp staubiger Gestalten räumte Trümmer aus einem eingestürzten Haus.
    »Wir wollen etwas tun«, sagte Bleidan. »Schau dich um. Daugazburg liegt am Boden, und niemand weiß, ob es sich wieder erholt. Wir müssen die Dinge in die Hand nehmen.«
    »Hattest du nicht gesagt, es liefe gut für den Rat?«, fragte Frafa. »Dass ihr die Dinge ganz von selbst in die Hand bekommt?«
    »Ich sage nichts gegen den Rat«, erwiderte Bleidan. »Ich sage etwas gegen den Vorsitzenden. Darnamur.«
    Erschrocken blieb Frafa stehen. Sie sah sich um. »Die Gnome können überall sein«, wisperte sie. »Darf man so reden?«
    Bleidan lächelte freudlos. Er legte zwei Finger auf Frafas Nasenwurzel. »Die Gnome verdanken mir ihre Kunst, sich an Nachtalben anzuschleichen. Natürlich kann ich ihnen diesen Vorteil auch wieder nehmen.«
    Frafa spürte ein Prickeln im Kopf. Etwas in ihren Sinnen veränderte sich, aber sie konnte nicht greifen, was es war. Als Bleidan die Hände sinken ließ, schnüffelte sie vorsichtig. Die Stadt roch wie immer.
    »Kann ich die verkleinerten Gnome jetzt wieder riechen?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte Bleidan. »Das war kein Geruch, es war ihre Magie, die von Nachtalben als Geruch wahrgenommen wird. Meine Salbe überdeckt das und wird es weiterhin tun. Aber ich habe eine kleine Veränderung in deiner Nase vorgenommen, sodass du die Salbe selbst riechen kannst. Du wirst es merken, wenn du darauf stößt.«
    »Wenn das so einfach geht, warum hast du es nicht schon längst gemacht?«, fragte Frafa.
    Bleidan schwieg eine Weile. Sie kamen an weiteren Plätzen vorüber, wo Menschen alte Gebäude abrissen. Frafa wusste nicht, ob sie die Trümmer des Bürgerkriegs forträumten oder ob sie Platz für Darnamurs Bauprojekte schafften.
    »Ich musste erst einmal auf den Gedanken kommen«, sagte Bleidan schließlich. »Und selbst dann … Nun, ich habe es

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